Rescue me - Niemand wird dich schützen
herauszufinden, gab es nur einen Weg. Jordan knallte sein Glas auf den Tisch, schnappte sich seine Schlüssel und die Lügenakte vom Fußboden.
Diesmal würde er die Wahrheit erfahren – egal, was es kostete.
22
Schweiß drang ihr aus jeder Pore, als Eden das Tempo des Laufbandes auf Maximum steigerte. Auch wenn sie vor ihren Dämonen nicht weglaufen könnte, würde sie es doch nach Kräften versuchen. Mit jedem Schritt donnerte es Lügnerin in ihrem Kopf. Seit wann war sie solch ein Feigling?
Keuchend vor Anstrengung sah sie auf das Laufband-Display. Fünfundsiebzig Minuten auf höchster Stufe. Wenn sie jetzt nicht aufhörte, würde sie noch zusammenklappen. Nicht, dass es sie kümmerte, denn Bewusstlosigkeit erschien ihr gegenwärtig ein äußerst reizvoller Zustand. Doch so gut sie ihr auch gefiele, verweigerte sie sich jede noch so kurze Befreiung aus ihrer Situation.
Mit zitternder Hand betätigte sie den Aus-Knopf. Das Laufband kam abrupt zum Stehen, und sie geriet ins Straucheln. Ihre Beine fühlten sich wie Gummi an, und sie musste sich festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Atemlos stieg sie vom Laufband und wollte gerade zu dem kleinen Kühlschrank, auf dem sie ihre Wasserflasche abgestellt hatte, als ihr wild pochendes Herz für einen Moment aussetzte. Vor Schreck schrie sie auf. Jordan stand neben der Bar, ihre Wasserflasche in der einen und Devons Akte in der anderen Hand.
»Du hast mir einen Riesenschrecken eingejagt. Ich habe dich gar nicht reinkommen gehört. Ich …«
»Heftiges Workout?«
Sämtliche Alarmglocken in ihrem Kopf schrillten, als sie das gefährliche Funkeln in seinen Augen bemerkte. In seinem Blick lag eine finstere Gnadenlosigkeit, die sie bisher noch nie an ihm gesehen hatte. Unsicher streckte sie einen Arm nach der Wasserflasche aus. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt Jordan die Flasche höher über seinen Kopf, außer Reichweite.
»Was machst du denn? Ich komme um vor Durst.«
»Nein, das denke ich nicht. Vielmehr würde ich behaupten, du lügst. Meinst du nicht auch?«
»Wovon redest du?«
»Ich glaube, das weißt du.« Ohne die geringste Vorwarnung machte Jordan einen Satz auf sie zu, drehte sie jäh herum und warf sie auf die Matte.
In den letzten Wochen hatte sie mehrmals mit Jordan gerungen, um Selbstverteidigung zu trainieren oder als Liebesspiel. Nie hatte er ihr absichtlich wehgetan. Jetzt hingegen presste er sie so fest mit der Wange auf die Matte, dass sie fast keine Luft mehr bekam.
Auf ihr würgendes Keuchen hin ließ er ein klein wenig lockerer. »Atme. Ich will nicht, dass das hier vorzeitig vorbei ist«, sagte er betonungslos, gelangweilt geradezu, als wäre ihm gleich, was mit ihr passierte, und er würde lediglich Unannehmlichkeiten vermeiden wollen.
Er wusste Bescheid. Natürlich. Schon als er heute Nachmittag ging, hatte sie etwas in seinen Augen gesehen. Sie hatte sich einzureden versucht, dass er unmöglich dahintergekommen sein konnte, aber im Grunde hatte sie es geahnt.
Japsend wie eine Asthmatikerin holte Eden einige Male tief Luft. Beim Training hatte sie ihre Kraftreserven so gut wie vollständig erschöpft. Ihre Arme und Beine waren kurz davor, den Dienst zu versagen, aber sie war ein Profi. Und sie hatte schon andere, brenzligere Situationen gemeistert. Sie konnte Jordan überwältigen.
Jordan zog ihre Arme nach hinten auf ihren Rücken. »Steh auf. Du riechst wie eine tote Katze.«
Ein bitteres Lächeln zuckte über ihre Lippen. »Tut mir leid. Hättest du mich vorgewarnt, wäre ich vor deinem Überfall unter die Dusche gegangen.«
Jordan lachte leise, zerrte sie nach oben, ihre Arme nach wie vor fest im Griff. Eden duckte sich und schnellte hoch, um ihn abzuwerfen, doch er rührte sich nicht vom Fleck. Stattdessen packten seine Hände noch fester zu, sodass sie einen Schrei unterdrücken musste. O Gott, würde er ihr tatsächlich den Arm brechen?
»Okay, ich stehe. Was willst du?«
»Ich dachte an eine nette Plauderei, sonst nichts. Komm her und setz dich, wo ich dich sehen kann.«
Er schob sie zu einem Stuhl an der Wand. Allerdings ließ er sie nicht los, damit sie sich setzen konnte. Erschrocken vernahm sie das Klicken von Handschellen.
»Was, zum Teufel, hast du vor?«
»Ich sorge dafür, dass ich deine ungeteilte Aufmerksamkeit bekomme. Du hattest vorhin gesagt, dass du mit mir reden wolltest, nicht wahr? Also, jetzt bin ich hier und ganz Ohr.« Er drehte sie um und drückte sie auf den Stuhl
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