Rescue me - Niemand wird dich schützen
McCall aus, als würde er jeden Moment umfallen. Um ihn abzulenken, bemerkte Jordan beiläufig: »Hattest du von Anfang an alles mit Devon geplant, oder bist du erst später dazugestoßen?«
Das fiese Lächeln, mit dem Noah ihn bedachte, ließ Jordan keine andere Wahl. Diese Zähne waren fällig! Mit einer schwungvollen Drehung holte er aus und trat nach Noah, der sich in letzter Sekunde duckte – aber nicht mehr rechtzeitig genug. Jordans Ferse erwischte ihn an der Schläfe. Ein Ausdruck sprachloser Verblüffung huschte über McCalls Züge, ehe er der Länge nach mit dem Gesicht voran auf die Matte fiel.
Der Mistkerl war nicht tot, aber Jordan beugte sich sicherheitshalber doch zu ihm und prüfte seinen Puls. Nein, bloß bewusstlos. Er richtete sich wieder auf, wobei jeder Muskel in ihm energisch protestierte. Mit einem letzten verächtlichen Blick auf den Mann am Boden nahm Jordan sich seine Sachen und ging zur Tür. Bei jedem Schritt biss er die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz aufzustöhnen.
»Warte.«
Jordan hielt mitten im Schritt inne, verwundert, dass McCall schon wieder bei Bewusstsein war. »Was?«, fragte
er hämisch. »Bist du bereit für die nächste Runde? Ich bezweifle, dass du die überleben würdest.«
McCall kam schwankend auf die Knie. Er blinzelte mit seinen geschwollenen Augen, als hätte er Mühe, etwas zu erkennen. »Der Schrank in der Ecke … Da ist eine Akte drin. Du wolltest die Wahrheit über Devon Winters wissen … dann nimm sie dir.«
Jordan beäugte ihn misstrauisch. Was führte er im Schilde?
»Was tatsächlich geschah, liest sich nicht so nett wie die harmlose Version, die dir Eden gegeben haben dürfte, um dich zu schonen.«
Als würde er je wieder irgendwas glauben, das McCall ihm erzählte! Jordan schüttelte den Kopf, ging jedoch zu dem Schrank. Er war voller Akten, aber er fand die mit der Aufschrift »Eden St. Claire« sehr schnell.
Sie war viel dicker als die, die Eden ihm gegeben hatte, und wirkte abgegriffen, eindeutig echter. Inmitten der Finsternis, die Jordan erfüllte, tat sich ein kleiner Schimmer auf. Vielleicht sagte der Mistkerl ihm ja zur Abwechslung mal die Wahrheit. Nicht, dass sie noch von Belang wäre. Nichts und niemand könnte die Lügen rechtfertigen, die man ihm aufgetischt hatte.
Mit der Akte in der Hand schlurfte er aus Noahs Büro. Er wollte nach Hause, unter die Dusche steigen, sich einen großen Scotch einschenken und dann endlich lesen, was wirklich geschehen war.
Für danach hatte er noch keine weiteren Pläne, abgesehen von dem, Devon/Eden niemals wiederzusehen. Sobald er die ganze Wahrheit kannte, konnte er endlich mit der Vergangenheit abschließen.
Wie aus weiter Ferne hörte Eden ein Stöhnen und leises, mattes Schluchzen. Wer immer diese Laute von sich gab, hatte Schmerzen. Warum half ihm niemand? Konnte denn sonst keiner hören, dass da jemand litt?
Es kostete sie eine enorme Kraft, die bleischweren Lider zu heben. Aber als sie richtig wach war, begriff sie, dass die Laute aus ihrem Mund kamen.
Sie blinzelte. Ihre Lider wogen zehn Pfund das Stück. Warum war ihr Kopf wie wattiert und fühlte sich ihr Mund sandig rau an? Noch dazu war ihr Hals wund, als hätte sie Glasscherben geschluckt. Sie setzte sich mühsam auf und unterdrückte ein weiteres Stöhnen. Sie war in einem erbärmlichen Zustand.
Dennoch zwang sie sich, aufzustehen und ins Bad zu gehen – zu torkeln vielmehr. Sie brauchte unbedingt etwas zu trinken. Warum war sie so durstig?
Vor ihrem geistigen Auge flackerte eine Szene des gestrigen Abends auf. Sie hatte stundenlang trainiert, reichlich geschwitzt, und dann war Jordan gekommen. Er hatte sie gefesselt und ihr das Wasser verweigert.
Drei Gläser stürzte sie herunter, bevor sie sich ein klein wenig besser fühlte. Nachdem sie auch noch ein anderes körperliches Bedürfnis befriedigt hatte, schlurfte sie zurück in ihr Schlafzimmer. Mitten im Zimmer brachte ein Gedanke sie dazu, stehen zu bleiben. Was sollte sie jetzt tun? Jordan hatte die Wahrheit herausgefunden, und das auf die schlimmstmögliche Weise. Er hatte alles allein entschlüsselt, statt dass sie beizeiten den Mut aufgebracht hätte, es ihm zu sagen.
Dumme, schwache Tränen überschwemmten ihre brennenden Augen, gegen die sie hartnäckig ankämpfte. Nein, ihre Heultage waren endgültig vorbei. Ohne groß zu überlegen,
zog Eden sich einen warmen Pullover und eine Jeans an. Mit Make-up gab sie sich nicht ab, und ihr Haar band sie ungekämmt zu
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