Rescue me - Niemand wird dich schützen
nicht viele Menschen, die Jordan bewunderte oder mochte. Dass Samara auch noch schön und freundlich war, schadete natürlich nicht. Ihm war es einfach sinnvoll erschienen, den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen. Was konnte ein Mann mehr wollen?
Aber das alles war gewesen, bevor er Eden begegnete.
Nicht, dass er glaubte, zwischen Eden und ihm könnte sich etwas Dauerhaftes entwickeln. Er war sich sogar immer noch unsicher, ob er sie überhaupt mochte. Aber er bewunderte sie, und sie erregte ihn schneller und stärker als jede andere Frau, die er je gekannt hatte. Wäre er vor ein paar Tagen nicht in letzter Sekunde zur Vernunft gekommen, hätten sie es in einem Pool getrieben! Gott sei Dank hatte er seinen Fehler erkannt. Dennoch brachte ihn der Vorfall auf Gedanken, die er viel zu lange gemieden hatte.
Es war wichtig, dass man die Frau mochte und bewunderte, die man heiraten wollte. Wenn man sich jedoch zu einer anderen hingezogen fühlte wie zu keiner sonst, war das dann fair gegenüber der künftigen Ehefrau? Er könnte sich einreden, dass es pure Lust war und vergehen würde, nur kannte Jordan sich selbst sehr gut. Lust allein löste nicht das in ihm aus. Verdammt, richtige Lust hatte er seit dem Debakel mit Devon gar nicht mehr empfunden!Wie seltsam, dass er beim Anblick von Edens Schulter geglaubt hatte, sie wäre Devon. Heute war es kaum mehr vorstellbar, dass sie derselben Spezies angehörten. Sie waren so komplett verschieden.
Eden weckte etwas in ihm, was er noch nie gefühlt hatte.
Und was es auch sein mochte, er wollte dem nachgehen. Falls sich herausstellte, dass es nichts weiter als körperliche Anziehung war, die vielleicht in einer kurzen Affäre resultierte, dann war es eben so. Aber er würde es nie erfahren, solange er es nicht ausprobierte. Was bedeutete, dass er die Beziehung zu Samara beenden musste. Sie verdiente seine Ehrlichkeit, und erst recht verdiente sie seine Treue, von der Jordan wusste, dass er sie ihr unmöglich weiter versprechen konnte.
Er würde sich von Samara trennen, und dann war er frei herauszufinden, wie weit es mit Eden ging. Ein weiterer Vorteil, sollte er Noah bei LCR vertreten, war der, dass er die Suche nach Devon weiter vorantreiben konnte. Als er Eden gestern danach fragte, entschuldigte sie sich und gestand, dass sie keine Zeit gehabt hatte, sich in dem Maße um den Fall zu kümmern, wie sie es gern getan hätte. Sie versprach, sich ab sofort ganz auf Devon zu konzentrieren.
Bis ein neues Projekt anstand, konnten sie vielleicht gemeinsam an dem Fall arbeiten.
15
Drei Tage später betrat Eden Noahs Büro, und blieb nach wenigen Schritten wie angewurzelt stehen. Obwohl sie wusste, dass Noah am Abend zuvor nach Südamerika geflogen war, kam es ihr befremdlich vor, Jordan in seinem Schreibtischsessel sitzen zu sehen. Seit der letzten Besprechung hier im Büro hatten sie lediglich am Telefon miteinander gesprochen. Aus irgendeinem Grund schien er räumliche Distanz zu brauchen, rief dafür jedoch häufiger an.
Zuerst war sie besorgt gewesen. Wollte er jetzt, wo er offiziell der Boss war, ihre Treffen auf die beruflich unvermeidlichen beschränken? Jordan kennenzulernen, richtig kennenzulernen, war Himmel und Hölle zugleich.
Über kurz oder lang müsste sie ihm entweder ihre wahre Identität enthüllen oder endlich den Mut aufbringen, ihm die gefälschte Akte vorzulegen, die sie vorbereitet hatte. Mit beidem würde ein Teil in ihr zerstört. Aber noch etwas anderes war ihr klar geworden: Ganz gleich, wie sehr es sie selbst verletzte, Jordan wollte sie noch viel weniger verletzen.
Noah hatte ihr einen Aufschub gegönnt, von dem Eden nicht sicher war, ob sie ihn wirklich nutzen sollte.
»Willst du da in der Tür stehen bleiben und mich anstarren? Sehe ich denn in diesem Sessel so komisch aus?«
Im Geiste verdrehte Eden die Augen. Sie war eigentlich kein introvertierter Typ. Einzig in Jordans Gegenwart schien sie sofort auf Innenschau zu schalten und jeden Schritt, jedes Wort vorher abzuwägen. Sie schalt sich eine Idiotin und noch so manches mehr, schritt elegant ins Zimmer und setzte sich ihm gegenüber auf den Besucherstuhl. Krieg dich ein, Eden!
Jordans Augen verdunkelten sich, als sie ihre Beine übereinanderschlug, und sogleich fühlte sie sich wie elektrisiert von seinem Blick. Mit einiger Anstrengung konzentrierte sie sich aufs Geschäftliche. »Wie fühlt sich der Sessel an? Als wärst du für ihn geboren?«
»Herrgott, nein! Noahs Gelümmel hat
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