Rescue me - Niemand wird dich schützen
anders.
»Jordan?«
Sie sah ihn fragend an, und wenn er sich nicht irrte – was bei ihrer verschlossenen Miene leicht passieren konnte -, schien sie verletzt. Er war nun wahrlich der letzte Mensch, der das Recht hätte, über irgendjemanden zu urteilen!
»Tut mir leid, Eden. Es stand mir nicht zu, dich das zu fragen.«
Sie lächelte verhalten. Wenigstens war es ihm gelungen, ihr etwas von ihrem Unbehagen zu nehmen. Sie sollten zu einem Thema wechseln, mit dem sie sich wohler fühlte.
»Da im Moment nichts anliegt, vermute ich, dass du weiter an dem Devon-Fall arbeitest, richtig?«
Sie verzog keine Miene, aber er bemerkte, wie sich ihre Hände auf den Stuhllehnen kaum merklich verkrampften. »Ich war die letzte Person, die Devon gesehen hat, bevor sie verschwand«, fuhr er fort, »also dachte ich, dass du vielleicht ein paar Fragen an mich hast. Wir haben bislang ja noch gar nicht richtig über sie gesprochen. Jedenfalls nicht so, wie ich es gern hätte.«
»Hast du Noah denn nicht alle Informationen gegeben?«
»Doch, schon, aber ich bin nicht sicher, ob er dir erklären konnte, wie unglücklich und verletzt Devon zu der Zeit war.«
»Und du denkst, dass du weißt, was in ihrem Kopf vorging?«
Er zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich nur so gut wie jeder andere auch, der sie kannte. Du musst verstehen, dass Devons Mutter …«
Eden sprang auf. »Jordan, entschuldige, aber ich sehe gerade, dass es schon nach fünf ist, und ich bin um sechs mit einer Freundin zum Essen verabredet. Macht es dir etwas aus, wenn ich morgen wiederkomme und wir dann alles Weitere besprechen?«
Auch Jordan erhob sich. »Nein, natürlich nicht. Ich habe gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist.« Nur sich selbst gestand er seine Enttäuschung ein. Er hatte gehofft, dass sie nach der Besprechung zusammen essen gehen würden.Eden griff sich ihre Handtasche und eilte zur Tür. »Dann sehen wir uns also morgen.«
»Warte. Können wir nicht morgen Abend zusammen essen, vorausgesetzt, du bist nicht zu beschäftigt?«
Er beobachtete, wie Eden stehen blieb und sich dann zu ihm umdrehte. Ihre Augen funkelten, doch er konnte nicht erkennen, ob sie sich freute oder verärgert war. Würde er diese Frau jemals richtig kennenlernen?
»Geschäftlich?«
»Was?«
»Dieses Abendessen, hattest du es als geschäftliche Besprechung gedacht?«
»Nein.«
Ein kleines, zufriedenes Lächeln huschte über ihr Gesicht, das ebenso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. »Dann ja, ich würde gern mit dir essen.« Mit diesen Worten ging sie durch die Tür und schloss sie hinter sich.
Jordan grinste vor sich hin, denn sie hatte ihm soeben etwas Wichtiges mitgeteilt. Sie wollte mehr als eine reine Geschäftsbeziehung zu ihm, und das waren ausgezeichnete Neuigkeiten!
Eden ignorierte die besorgten Blicke des Taxifahrers, als sie leise vor sich hin fluchte. Sie konnte nicht glauben, wie sie auf seine Bitte, mit der Arbeit am Devon-Fall zu beginnen, reagiert hatte! Darauf hätte sie gefasst sein müssen. Es war blöd und unprofessionell, dass sie keine Antwort parat gehabt hatte.
Dummerweise hatte sie sich von den letzten paar Wochen mit Jordan in ein trügerisches Gefühl von Unbeschwertheit, beinahe Sicherheit fallen lassen. Sie hatte es einfach genossen, mit ihm zusammen zu sein, ihn besser kennenzulernen. Und darüber vergaß sie, warum er zu LCR gekommen war, oder verdrängte es zumindest.
Nun musste sie schleunigst aktiv werden. Tage bevor sie nach Florida flogen, hatte sie schon alles Nötige veranlasst, und binnen weniger Stunden könnte sie den Bericht fertig haben. Die Frage war aber nach wie vor, ob sie auch den Mut aufbrachte, ihn Jordan zu geben.
Eden stürmte in ihr Apartment und zog sich auf dem Weg ins Schlafzimmer aus. Wie immer, wenn sie etwas aufwühlte, streifte sie sich ihre Sportsachen über und ging in ihren Fitnessraum.
Während sie auf ihren Boxsack eindrosch, überlegte sie, welche Optionen sie hatte. Keine von ihnen erschien ihr sonderlich reizvoll. Sie könnte Jordan die Wahrheit sagen, worauf er Mitleid mit ihr hätte und sie möglicherweise dennoch hasste, weil sie ihn erneut getäuscht und belogen hatte. Oder sie tischte ihm die Lügen auf, die sie zusammengestellt hatte, und ließ ihn die Vergangenheit begraben.
Wie einfach wäre es, ihm die Akte zu überreichen. Sein Blick, als sie aus Noahs Büro ging, hatte ihr verraten, dass sie mehr für ihn war als nur eine beliebige LCR-Agentin. Er
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