Reseph
abzuwenden. »Es geht schon. Lass uns gehen.«
Der Pulk öffnete sich für Limos, und Jillian folgte ihr, bis eine der Kreaturen, die abgesehen von ihrer grauen Haut und den grauen Haaren, den schwarzen Hörnern und den klauenartigen Füßen menschenähnlich zu sein schien, ihnen den Weg versperrte.
»Warum bringst du diesen …
Menschen
… her, wenn wir hier draußen warten müssen?«
Jillian hatte nicht einmal Zeit zu blinzeln, ehe Limos die Dämonin bei der Kehle gepackt und vom Boden hochgehoben hatte. »Man fragt einen apokalyptischen Reiter nicht aus. Sprich noch ein einziges Mal auf diese Weise, und du kannst dich glücklich schätzen, wenn ich dir nur die Zunge nehme.«
Die Dämonin in Limos’ Griff nickte – soweit ihr das möglich war –, und sämtliche anderen Dämoninnen um sie herum wichen zurück, sodass sich ein leerer Kreis um sie bildete. Jillian fragte sich, wie kurz Limos wohl davorgestanden haben mochte, ihr bei ihr zu Hause genau dasselbe anzutun – schließlich hatte sie praktisch nichts anderes getan, als ihr Fragen zu stellen.
Limos ließ die Dämonin los, die zu Boden fiel, wo sie auch erst einmal keuchend liegen blieb.
»Will mich vielleicht sonst noch jemand ärgern?« Als sich niemand meldete, lächelte Limos. »Gut. Komm, Jilly.«
Jillian beschloss spontan, ihr das durchgehen zu lassen. Du lieber Gott – sie hatte einen der apokalyptischen Reiter mit einer Bratpfanne bedroht. Reseph hätte sie mit dem Daumen zerquetschen können.
Stattdessen hatte er mit diesem Daumen erstaunliche, wunderbare Dinge angestellt. Bei dem Gedanken, dass sie mit einem der apokalyptischen Reiter geschlafen hatte, wurde ihr schwindlig.
»Warum sind denn all diese … ähm … Frauen hier? Glauben sie, sie könnten Reseph helfen?«
»Sie haben gehört, dass er wieder da ist, wissen aber nichts von seinem Zustand. Sie wollen einfach nur gebumst werden.«
Jillian wurde schlagartig übel. »Das sind alles seine … Freundinnen?«
Limos schnaubte. »Wohl kaum. Sie waren einfach nur seine Fick- und Partymiezen.« Gleich darauf zuckte sie zusammen und schloss deutlich hörbar den Mund. »Oh, tut mir sehr leid. Hör mal, eins solltest du wissen … er ist so eine Art … na ja, er
war
ein Playboy. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so etwas wie eine Beziehung mit einer Frau, aber ich glaube, bei dir ist das etwas anderes. Darum bist du ja auch hier.«
»Du
glaubst
also, es ist etwas anderes«, murmelte Jillian, deren Mut weiter nachließ, als sie zu all den Frauen zurückblickte, die sich hier versammelt hatten.
Es mussten an die hundert sein, und sie waren allesamt, sogar die abartigsten unter ihnen, auf gewisse Art und Weise attraktiv. Einige waren regelrecht atemberaubend, bis zu dem Punkt, an dem es wehtat, sie anzusehen.
Limos’ Stimme war ihr Mitgefühl deutlich anzuhören. »Denk immer daran«, sagte sie sanft, »dass Reseph fünftausend Jahre alt ist und Dämonen lange leben, wenn sie nicht sogar unsterblich sind. In so einer langen Zeit kann schon einiges zusammenkommen.«
Jillian kämpfte darum, die Hoffnung nicht zu verlieren. Vermutlich hatte Limos ja mit dem, was sie sagte, recht, aber es half trotzdem nicht. Mit Logik an eine verletzende Situation heranzugehen funktionierte nur selten, ehe man eine gewisse Distanz hatte, und Jillian wagte zu bezweifeln, dass sie in absehbarer Zeit eine solche Distanz würde gewinnen können. Nicht, solange ihre Gefühle für Reseph so mächtig und so anders als alles waren, das sie je für einen Mann empfunden hatte.
Ob diese Frauen dasselbe für ihn empfanden? Bei diesem Gedanken wurde ihr übel.
»Lass uns gehen«, murmelte sie.
Sie betraten die Villa und gelangten zunächst in einen riesigen Raum, in dem Thanatos und Ares mit einer braunhaarigen Frau und Arik sprachen. Arik nickte Jillian zur Begrüßung zu, die Frau lächelte, und Thanatos und Ares starrten sie einfach nur an.
»Also wirklich, Jungs«, sagte die Frau. »Sie ist doch nicht der Feind. Also hört auf, so zu glotzen.« Sie ging Jillian entgegen, und eine schwarze hundeartige Kreatur von der Größe eines Stiers begleitete sie. »Ich bin Cara, Ares’ Frau. Kann ich dir etwas anbieten? Vielleicht etwas zu trinken?«
Ich könnte eine Flasche Wodka und eine Beruhigungstablette gebrauchen.
Das Hundeding fletschte seine Haifischzähne.
Sagen wir lieber ein Dutzend Tabletten.
»Danke, ich brauche nichts.« Jillian war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte, aber bestimmt
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