Reseph
darauf warteten, dass er zurückkam. Von wegen. Jillian würde ihm bestimmt nicht dabei helfen, seinen Verstand zurückzubekommen, nur damit er vor die Tür treten und eine Orgie veranstalten konnte. »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
»Schieß los.«
»Kannst du diese ganzen weiblichen Dämonen da draußen loswerden?«
Limos grinste. »Aber klar doch. Ich werde sie zerschmettern, zermalmen und zerschlagen.«
Jillian fragte sich immer noch, ob Limos sie tatsächlich zermalmen würde, als sie mit Harvester ins Schlafzimmer trat. Reseph war in seinen vorherigen Zustand zurückgefallen und warf sich immer wieder gegen die Wand. Und es
war
Reseph. Jillian hatte gefürchtet, sie würde Pestilence sehen, wenn sie ihn ansah, aber dies war eindeutig nicht das bösartige Wesen vom Parkplatz.
Harvester wies mit einer ruckartigen Bewegung ihrer Hand auf Reseph. »Berühre ihn.«
Jillian kniete sich vor ihn und nahm sein Gesicht in die Hände. Er beruhigte sich auf der Stelle, auch wenn sein Blick immer noch wild war und er stoßweise durch die fest aufeinandergebissenen Zähne atmete.
Harvester legte Jillian und Reseph jeweils eine Hand auf die Stirn und begann einen Sprechgesang in einer fremden gutturalen Sprache. Von der Stelle, an der Harvester sie berührte, ging eine Hitze aus, die sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete und ihre Haut prickeln ließ. Es folgte ein intensives Vibrieren, und dann fiel Reseph bewusstlos zu Boden.
»Was ist passiert?« Jillian fuhr zurück, aber Harvester hielt sie fest.
»Es ist alles in Ordnung«, versicherte Harvester ihr. »Wir sind beinahe fertig.« Sie ritzte sich die Handfläche an ihrem spitzen Fangzahn auf und stieß Jillian die Hand mitten auf die Brust. Jillian spürte einen brennenden Schmerz auf der Haut, beinahe so, als ob sie gebrandmarkt worden wäre.
»Was …«, sie schnappte nach Luft, »was tust du da?«
Harvester nahm die Hand fort. »Ich bringe es zu Ende.« Aus irgendeinem Grund lächelte Harvester, und es war ein beinahe … trauriges … Lächeln. Als ob sie über das, was sie getan hatte, nicht glücklich wäre, jedoch wüsste, dass es nur zu ihrer aller Bestem war. »Möge es dir gut ergehen«, murmelte sie. »Möge es dir gut ergehen und mögest du mir … verzeihen.«
Mit diesen Worten wirbelte Harvester herum und floh aus dem Zimmer, ihre Flügel ausbreitend, als ob sie es gar nicht erwarten könnte, sich in die Luft zu erheben.
Jillian ihrerseits hätte nicht einmal fliehen können, wenn sie es gewollt hätte. Ihre Muskeln verwandelten sich in eine gelartige Masse, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, lag sie neben Reseph auf dem Boden und Bewusstsein war … nicht existent.
26
Harvester konnte gar nicht schnell genug aus Ares’ Haus entkommen. Sie stürmte den Gang hinunter, rannte Ares’ Diener im großen Wohnzimmer um und stieß Reaver aus dem Weg, als sie aus der Haustür stürzte.
»Harvester!« Reavers donnernde Stimme folgte ihr, als sie die Stufen von der Veranda hinabgehen wollte.
»
Gefallene!
«
Sie hielt inne, während der Funke, der nötig war, um sich von dort fortzublitzen, über ihre Haut glitt. »Was?«, knurrte sie. Sie wusste nicht, warum sie überhaupt antwortete. Aber, dachte sie, das lag vielleicht daran, dass dies das letzte Mal war, dass sie ihn sehen würde.
»Was geht hier vor?« Reaver kam mit großen Schritten auf sie zu und blieb gebieterisch vor ihr stehen.
»Ich habe mich darum gekümmert, dass für Reseph und Jillian gesorgt ist.«
»Dass für sie gesorgt ist?«
»Verzieh dich, Reaver.« Sie seufzte. »Ich hab deine ständigen Sticheleien so satt. Lass mir doch einfach mal sechzig Sekunden lang meinen Frieden. Ginge das?«
»Meine Sticheleien?«
Eine Brise kam auf, die den frischen Duft des Meeres, des Sandes und der Olivenhaine mit sich brachte, die die Insel sprenkelten. Es war der Duft von Freiheit und Leben. Sie atmete ein. Atmete aus. Atmete ein. Atmete aus. Sie wollte sich für alle Ewigkeit daran erinnern.
»Harvester?« Reaver packte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Was ist mit dir los?«
Sie löste sich aus seinem Griff. »Gar nichts. Lass mich allein. Kapierst du etwa keinen Wink mit dem Zaunpfahl? Oder, sagen wir mal, einen direkten Befehl?«
Reaver erstarrte bei ihrer unverhüllten Anspielung auf seine Unfähigkeit, Befehle zu befolgen, ein Charakterfehler, der vor einigen Jahren dazu geführt hatte, dass man ihn aus dem Himmel geworfen hatte. »Irgendwas
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