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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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straffte die Schultern. Sie bereitete sich auf einen Kampf vor.
    Aber das würde nicht passieren.
    Er schob Limos beiseite. Er wusste, was er zu tun hatte. »Ich war dort, als du angegriffen wurdest.« Seine Stimme war heiser, und sein Herz donnerte mit solcher Wucht gegen seinen Brustkorb, dass er das Gefühl hatte, seine Knochen könnten jeden Moment brechen. »Ich habe den Befehl gegeben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist verwirrt, Reseph. Du hättest doch nie –«
    »Ich war der Mann, den du in den Schatten gesehen hast.«
    Diesmal schüttelte sie den Kopf wie von Sinnen. »Nein. Die Augen dieses Mannes waren rot. Die Dinge, die ich dir erzählt habe, haben sich mit deinen Erinnerungen vermischt.«
    »Du hast mir nicht erzählt, dass einer der Seelenschänder dir die Spitze einer Klaue unter dein linkes Auge legte und dich glauben ließ, er werde dich blenden. Du hast ihn angefleht, es nicht zu tun. Erinnerst du dich? Er wollte es tun, aber Pestilence – ich – wies ihn an, es als Letztes zu tun, denn wenn du blind wärst, könntest du die Dinge nicht sehen, die sie dir antaten.«
    Aus Jillians Gesicht wich auch der letzte Rest von Farbe. »Nein … du bist … Ich muss wohl im Schlaf geredet haben.«
    Reseph machte weiter, gnadenlos. »Er fuhr mit der Klaue über dein Gesicht bis hin zum Ohr, sodass Blut floss. Er riss dir den Ohrring ab und schob ihn dir in den Mund.«
    »Hör auf«, flüsterte Jillian. »Harvester, wir müssen uns beeilen …«
    Verdammt, sie wollte immer noch diesen Mist durchziehen, den Harvester geplant hatte? Reseph schluckte seinen Abscheu herunter. »Willst du, dass ich weitermache? Willst du, dass ich dir erzähle, dass, wenn die Dämonen nicht unterbrochen worden wären, ich zugesehen hätte, wie sie –«
    »Reseph!« Thanatos’ Stimme war barsch. »Das reicht!«
    »Ich bin noch nicht fertig.« Mit einer blitzschnellen Bewegung wirbelte er Jillian herum und drückte sie grob gegen die Wand. Jede einzelne Zelle seines Körpers schrumpfte angesichts der Verzweiflung in ihrer Miene zusammen. »Ich hätte dich gefickt, dir dann den Leib aufgeschlitzt und dich noch mal gefickt. Soll ich es dir genauer beschreiben?« Er stählte sich gegen die Tränen, die ihr in die Augen traten. »Weil ich dir nämlich in allen Einzelheiten schildern kann, wie es abgelaufen wäre. Sag’s ihr, Harvester. Sag ihr, was ich dir angetan habe.«
    »Ich sagte, es reicht!« Thanatos’ wütendes Brüllen wurde von einem brutalen Hieb in Resephs Schulter begleitet. Wohlverdienter Schmerz schoss seinen Arm hinab, als sie ihn von Jillian wegrissen und Harvester sich aus dem Zimmer blitzte. Reseph wehrte sich nicht. Das Einzige, was er tun konnte, war zuzusehen, wie Jillian schluchzend aus dem Zimmer flüchtete.
    Jillian konnte nicht atmen. Konnte nicht denken. Blindlings stolperte sie ins Wohnzimmer, wo Harvester stand, die Augen abgewandt. Ihr schlanker Körper zitterte ebenso heftig wie Jillians.
    Cara nahm Jillians Arm und führte sie zum Sofa, doch obwohl Jillians Muskeln sich in Gummi verwandelt hatten, waren ihre Gelenke eingefroren und sie war nicht imstande, sich zu setzen. Konnte überhaupt nichts tun, als dazustehen und an ihren eigenen Tränen zu ersticken. Diese Person dort drinnen, das war nicht Reseph. Das war nicht der Mann, den sie in einer Schneewehe gefunden und gepflegt hatte, bis er das Bewusstsein wiederfand. Das war nicht der Mann, der sie zum Lachen brachte, der sie dazu gebracht hatte, zu lieben und sich sicher zu fühlen.
    Sie hatte einen Mann gesehen, der ihr völlig fremd war.
    »Mein … Gott.« Sie versuchte zu atmen, während ein Schluchzen sie erschütterte, und endlich lösten ihre Knie sich und sie sank auf die Couch. Cara saß neben ihr und reichte ihr ein Papiertaschentuch.
    »Jillian?« Limos kam zu ihr. »Bist du okay?«
    Jillian rieb sich die Arme und bemühte sich verzweifelt, mit dem Weinen aufzuhören. »Der Mann, den ich liebe, war so ziemlich das böseste Wesen, das je gelebt hat.«
    »Das haben wir dir gesagt«, sagte Limos sanft.
    Ja, das hatten sie. Aber Jillian hatte nicht zugehört. Sie hatte sich eingeredet, dass es nicht so schlimm gewesen sein konnte, wie alle behaupteten. Oder zumindest, dass Reseph – Pestilence – eher eine Galionsfigur oder der Mann hinter dem Schreibtisch gewesen sei als aktiv beteiligt. Aber er hatte an vorderster Front gestanden, hatte den Angriff angeführt.
    »Er war dort, als ich angegriffen wurde.« Seine Augen … Gott, seine

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