Reseph
Augen. Sie suchten sie in ihren Träumen heim, leuchteten immer heller, während sein bösartiges Lachen ertönte. »Er ist der Grund, warum ich angegriffen wurde.«
»Das war nicht er, Jillian.«
Das wusste sie, aber ihn die Dinge beschreiben zu hören, die auf dem Parkplatz geschehen waren, war niederschmetternd gewesen. Sie hatte gewusst, dass er böse gewesen war, aber erst als er ihr die grauenhaften Einzelheiten geschildert hatte, ohne die geringste Gefühlsregung zu zeigen, war es wahrhaftig in ihr Bewusstsein vorgedrungen.
Jillian legte sich die Arme um den Leib, denn wenn sie es nicht tat, würde sie zerfallen. »Du klingst nicht sehr überzeugt.«
Limos sank auf die Lehne der Couch, als ob ihre Beine nachgegeben hätten. »Ja, ich weiß. Tief in mir drin, da weiß ich, dass Reseph nicht für das verantwortlich ist, was Pestilence getan hat.«
»Aber?«
»Aber manchmal, wenn ich Reseph ansehe, erinnere ich mich nicht an ihn als den Bruder, der mich immer bequatscht hat, mit ihm ins Kino zu gehen, oder der uns dazu brachte, das Haus weihnachtlich zu schmücken oder uns zu Halloween zu verkleiden. Ich seh ihn an und sehe nur das Arschloch, das mich erpresst hat, mir meine Hochzeit verdorben hat, meinem Mann die Seele geraubt und versucht hat, meinen kleinen Neffen zu ermorden.« Mit herabhängenden Schultern starrte Limos auf ihre Füße. Da wurde Jillian klar, dass das, was Limos und deren Brüder durchgemacht hatten, weit schlimmer war als alles, was sie erlitten hatte.
»Es tut mir so leid«, flüsterte sie. »Es muss schrecklich gewesen sein, ihn so verändert zu sehen.«
Limos schluckte. »Es hat sich angefühlt, als ob ich eine Gliedmaße verloren hätte. Und es hat furchtbar viele Probleme zwischen mir und meinen Brüdern verursacht. Thanatos und Ares haben sich ewig gestritten, und ich hatte Geheimnisse, und überall um uns herum ging die Welt zugrunde.« Sie sah auf. »Willst du, dass ich dir deine Erinnerungen nehme? Ich kann nicht bis zurück zu deiner Zeit mit Reseph in deinem Blockhaus gehen, aber ich kann dich von deiner Zeit in Griechenland befreien.«
Jillian erinnerte sich an die Diskussion zwischen Limos und Thanatos an dem Tag, an dem sie Reseph fortgebracht hatten. »Ich dachte, du hättest deinem Mann versprochen, das nicht mehr zu machen.«
»Ich glaube, er würde es verstehen.«
Die Tage und Nächte, die Jillian mit Reseph verbracht hatte, spielten sich wie ein Film in ihrem Kopf ab, was dies alles noch viel schlimmer machte. Sie hatte entsetzliche Angst davor gehabt, dass er herausfinden würde, wer er war, dass er nicht der Mann sein würde, in den sie sich verliebt hatte. Wie sich herausgestellt hatte, gab es einen verdammt guten Grund für ihre Ängste, da Reseph unmöglich etwas noch Schlimmeres hätte sein können.
Sie fühlte sich so leer, als ob jemand ihren Brustkorb ausgehöhlt und ihr Herz zertrampelt hätte. Sie fühlte sich versucht, Limos’ Angebot anzunehmen, den Schmerz über ihr Wissen loszuwerden, wer Reseph wirklich war und was er getan hatte. Aber als sie es nicht gewusst hatte, war es ihr auch nicht gut gegangen. Das Geheimnis, wohin seine Geschwister ihn gebracht hatten, die Sorge um ihn, hatten sie fertiggemacht.
»Danke, Limos, lieber nicht«, murmelte Jillian. Sie fragte sich, ob sie diese Entscheidung wohl noch bereuen würde. »Diese ganze Sache ist einfach nur … Scheiße.«
»Das ist wahr.« Limos stand auf. »Ich werd dich mal nach Hause bringen.«
»Nein.« Jillian wischte sich die Tränen ab und wandte sich an den gefallenen Engel. »Harvester, ich will dieses Ritual durchführen.«
Harvester blinzelte ein paar Mal. »Nach allem, was er dir angetan hat, willst du ihm immer noch helfen? Wieso?«
In Jillian loderte plötzlich weißglühende Wut auf. Auf dem Parkplatz war sie hilflos gewesen, aber dies war etwas, was sie tun konnte, um sich zu wehren.
»Weil Pestilence ein verdammtes Monster ist, und wenn ich irgendetwas tun kann, um ihn davon abzuhalten, zurückzukommen, dann werde ich es tun.«
Limos ergriff Jillians Hand und zog sie auf die Füße. »Du bist der Wahnsinn.«
»In der Tat«, murmelte Harvester so leise, dass Jillian sich nicht sicher war, ob sie überhaupt gesprochen hatte.
Sie machten sich in Richtung Schlafzimmer auf, doch dann blieb Jillian abrupt stehen. »Wartet mal.« Sie blickte aus dem Fenster auf die ganzen Dämoninnen, die dort herumlungerten. Dämoninnen, mit denen Reseph geschlafen hatte. Dämoninnen, die
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