Reseph
widersprechen, aber warum sollte das am besten sein?«
»Weil ich mir immer noch nicht sicher bin, dass ich Pestilence in Schach halten kann. Ich bin nicht sicher, ob ich mich genug auf meinen Verstand verlassen kann, um dich zu beschützen.«
Ihr Herz sank, sackte ihr bis in die Füße. »Dann können wir nicht zusammen sein«, brachte sie mühsam heraus.
Er versteifte sich. »Wie meinst du das?«
Gott, wie konnte das nur passieren? »Ich kann das alles nicht noch einmal durchmachen. Ich kann nicht mit dir zusammen sein und mich immerzu fragen, ob du mich nicht eines Tages doch verlassen wirst, weil du nicht genug Vertrauen darauf hast, Pestilence zu beherrschen.«
»So wird es aber nicht sein.« Er nahm ihre Hand und drückte sie, zog sie näher zu sich. »Ich werde für dich da sein. Auch wenn ich hier und da vielleicht mal ein wenig Zeit brauche, aber ich werde bei dir sein. Allerdings kann es etwas dauern, ehe wir eine Familie gründen können.«
»Wie lange?«
Es folgte eine lange Stille. »Das kann ich dir nicht sagen. Noch nicht.«
»Genau. Aber ich werde nicht jahrelang warten, nur damit du mir eines Tages mitteilst, es könne nicht geschehen.« Ihre Augen brannten, und sie sah alles nur noch undeutlich, als sie sich von ihm löste und aufstand. »Ich liebe dich mehr, als ich jemals einen Menschen geliebt habe, und ich weiß, dass ich diesen Schmerz nicht überleben würde.«
Sie stählte sich gegen den Kummer in seinen Augen. Der Mann, den sie liebte, war dort drin, aber sie konnte nicht einlenken, bis ihm das endlich auch klar wurde.
»Geh, Reseph. Ich liebe dich, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein, ehe du dir selbst so vertraust wie ich dir. In diesem Fall bin ich nicht bereit, mich auf irgendwelche Kompromisse einzulassen.« Denn genau das hatte sie bisher bei jedem Mann getan, mit dem sie zusammen gewesen war, und ihre Beziehungen hatten immer ein schlechtes Ende genommen. Reseph hatte mehr als all die anderen die Macht, sie zu zerstören.
Reseph kam auf sie zu, doch sie wich ihm aus und wies auf die Tür.
»Verdammt noch mal, Jillian, ich werde nicht aufgeben.«
»Das ist deine Entscheidung«, sagte sie. »Aber du musst wissen, dass ich nicht nachgeben werde.«
In dem Moment, in dem sich die Tür hinter ihm schloss, sank Jillian zu Boden, sodass die Decke sie umschloss wie ein Teich. Sie würde nicht weinen. Nicht schon wieder.
Das redete sie sich immer wieder ein, aber die Tränen kamen trotzdem.
35
»Ist alles bereit?«
Gethel blickte aus dem
khote
heraus auf Jillian Cardiffs kleine Farm. »Ja.« Sie wandte sich zu Luzifer um, der diesen unsichtbaren Ort mit ihr teilte. »Die Aegis glaubt, ich hätte ihnen die Werkzeuge gegeben, die Reiter gefangen zu nehmen und festzuhalten. Gleich morgen früh wollen sie loslegen.«
Luzifer lächelte, seine schwarzen Augen funkelten. Als Engel hatte er gut ausgesehen. Als zweitmächtigster gefallener Engel in Sheoul war er umwerfend.
»Und kurz darauf legen dann wir los.«
Gethel erschauerte vor freudiger Erwartung. Bis morgen Mittag würden sie einen ganzen Schwarm Fliegen auf einen einzigen Streich schlagen. Luzifer würde der Aegis einen schlimmen Schlag versetzen, und er würde den Reitern eine Strafe erteilen, wie sie es noch nie erlebt hatten. Mit seinem Rachefeldzug gegen Pestilence’ Helfer hatte Reseph einen Riesenfehler begangen. Und Lilith zu töten würde sich am Ende als verhängnisvoll erweisen und sein Schicksal besiegeln.
Luzifer vermochte die Reiter nicht zu vernichten, doch er hatte eine Falle epischen Ausmaßes ersonnen. »Und du bist sicher, dass sie aus deinem Käfig nicht entkommen können?«, fragte sie.
»Ihr Gefängnis wurde aus Höllenhundgift errichtet, aus Hunderten dieser Bestien. Die Reiter brauchen die Käfigwände nur zu berühren, und sie werden bewegungsunfähig. Außerdem werden Sheouls mächtigste Magier die Wände unaufhörlich erneuern und verstärken, sodass diese niemals schwächer werden oder ihre Wirksamkeit verlieren.«
»Ausgezeichnet.« Sie wusste, dass er außerdem plante, die Käfige über prasselnden Feuern aufzuhängen, sodass diese Arschlöcher für alle Ewigkeit gegrillt werden würden. Sobald sie dort festsaßen, würden sie nicht entkommen oder während der Apokalypse auf der Seite des Guten kämpfen können, selbst wenn ihre biblischen Siegel brachen. »Vergiss meine Bezahlung nicht.«
Luzifer neigte den Kopf. »Thanatos’ Kind wird dir gehören; du kannst mit ihm tun, was du
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