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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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willst.« Er streckte die Hand aus und berührte die Spitze ihres Flügels. Sie erschauerte vor Wonne und Angst zugleich – eine berauschende Kombination. »Was hat du mit ihm vor?«
    Das Kind war eine perfekte, wunderschöne Kombination von Licht und Dunkel. Es vereinte ungewöhnlich starke Eigenschaften eines Kampfengels mit einer mächtigen Dämonenhälfte. So viel Potenzial.
    »Ich will seine dämonische Seite ausspielen und einen Engel-Assassinen aus ihm machen.«
    Luzifer lächelte. »Nett.«
    Wohl kaum. Sie hatte nicht die Absicht, nett zu sein. Luzifer allerdings genauso wenig. Die Geschichte der Schrecken, die er den Reitern und ihren Lieben antun würde, würde mit ihrem Blut geschrieben und in die Geschichte eingehen.
    Die Reiter würden dafür bezahlen, dass sie ihr den Rücken zugekehrt hatten. Und sie würde ihren Leiden mit Vergnügen zuschauen.

36
    Der Morgen kam viel zu früh für Jillian. Jetzt, wo Reseph wieder fort war, hasste sie den Morgen. Sie hasste es, allein aufzuwachen. Hasste es, die kalte Seite der Matratze zu fühlen. Hasste es, niemanden zu haben, für den sie Frühstück machen konnte.
    Dennoch öffnete sie mühsam ihre verquollenen Augen, kroch aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Der Spiegel war heute nicht ihr Freund. Sie sah grauenhaft aus.
    Hatte sie wirklich das Richtige getan, als sie ihn fortgeschickt hatte? Die Zweifel verursachten ihr Übelkeit. Vom Verstand her wusste sie, dass sie genau das hatte tun müssen, um ihre Selbstachtung nicht zu verlieren, doch sie fühlte sich schrecklich dabei. War es besser, die meiste Zeit über glücklich in einer Beziehung voller Unsicherheit zu leben oder aber traurig und allein, aber dafür in der Gewissheit, das Richtige getan zu haben?
    Allein zu sein hatte ihr nie etwas ausgemacht. Sie war dabei nie unglücklich gewesen.
    Bis jetzt.
    Sie bemühte sich, nicht an Reseph zu denken, als sie sich anzog und auf den Weg in die Scheune machte. Die Tiere freuten sich, sie zu sehen, wie immer. Sie füllte einen Eimer mit Maiskörnern für die Hühner, und gerade als sie zum Hühnerstall ging, ließ sie ein Geräusch innehalten. Zwei ihr unbekannte Wagen fuhren ihre Einfahrt hinauf.
    Zwei große LKW s, Militärfahrzeuge, deren hinterer Teil mit Planen abgedeckt war, erklommen soeben die Anhöhe; ein Anblick, der bei Jillian sämtliche Alarmglocken losschrillen ließ. Es gab keinen vernünftigen Grund, warum sich derartige Fahrzeuge auf ihrem Grund und Boden aufhalten sollten. Ihre Intuition riet ihr, gleich wieder in die Scheune zurückzulaufen und sich die Schrotflinte zu schnappen.
    Als die Vehikel anhielten und Lance und Juan aus einer der Fahrerkabinen kletterten, wünschte sie sich, sie wäre ihrer Intuition gefolgt.
    Lance kam auf sie zu, während Juan durch den tiefen Schnee auf die Rückseite eines der Wagen stapfte.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Ms Cardiff.«
    Sie lächelte. Zweifellos sah es genauso falsch aus, wie es war. »Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen. Muss ich mir etwa eine einstweilige Verfügung besorgen? Sie scheinen mich einfach nicht in Ruhe lassen zu können.«
    »Keine Sorge«, sagte er. »Heute sehen Sie uns endgültig zum letzten Mal. Sie müssen einfach nur für uns Kontakt mit Pestilence aufnehmen.« Hinter Lance strömten jetzt Dutzende von Männern in arktischen Kampfanzügen aus den LKW s, alle bis an die Zähne bewaffnet.
    »Tja, das dürfte schwierig werden, da ich Pestilence niemals getroffen habe.«
    Lance’ Lächeln war geradezu schmerzhaft nachsichtig. »Sie wissen, was ich meine.«
    »Dann sagen Sie es auch.« Sie ließ den Eimer fallen, sodass sich der Mais über den Schnee ergoss. »Ich habe nicht vor, mich auf Ihre Spielchen einzulassen.«
    Jegliche Spur von Höflichkeit verflog aus Lance’ Miene. »Gut. Dann können wir also offen sprechen. Nehmen Sie Kontakt zu Reseph auf.«
    »Wieso?«
    Seine Hand senkte sich zu der Scheide an seiner Hüfte, wo er den breiten Griff einer Art Dolch liebkoste. »Weil wir mit ihm reden müssen.«
    »Wenn Sie wirklich offen sprechen wollen, schlage ich vor, ehrlich mit mir zu sein.« Sie bemühte sich um einen geschäftsmäßigen, energischen Tonfall und betete, dass man ihr ihre Nervosität nicht anmerkte. »Sie wollen bestimmt nicht mit ihm reden, denn sonst hätten Sie wohl kaum einen LKW mit fünfzig Männern mitgebracht, die aussehen, als ob sie es mit Godzilla aufnehmen wollten.«
    Als sie von einem Dutzend Männer umzingelt wurde, erklomm ihr Puls

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