Reseph
ungeahnte Höhen.
»Wenn Sie ehrliche Worte hören wollen – das können Sie haben. Der Reiter ist gefährlich. Sie alle sind es. Wir haben die Mittel, sie gefangen zu nehmen und festzuhalten, und um das zu tun, benötigen wir Ihre Hilfe.«
»Warum sollten Sie sie festhalten wollen?«
»Pestilence hätte beinahe das Ende aller Tage eingeläutet. Wollen Sie vielleicht, dass das noch einmal passiert?«
Was für eine dämliche Frage. Als ob sie auf- und abspringen und laut rufen würde: »Ja, ich liebe Apokalypsen!« Was für ein Blödmann.
»Die Reiter sagen, das wird nicht passieren. Ihre Siegel können erst dann wieder brechen, wenn die biblische Prophezeiung eintritt.«
Lance sah sie mit eisigem Blick an, und durch sein Lächeln wirkte seine Miene noch kälter. »Einige von uns glauben nicht daran, dass sie auf der Seite des Guten kämpfen werden. Aber selbst wenn sie für unser Team kämpfen sollten, könnte es noch Jahrhunderte dauern, bis das geschieht. In der Zwischenzeit wären diese Leute auf freiem Fuß und könnten ein schreckliches Chaos anrichten.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich habe noch kein Chaos entdeckt.«
»Sie haben ja keine Ahnung, was sie bereits alles angestellt haben.« Lance löste den Riemen, mit dem der Dolch befestigt war, aber Jillian weigerte sich, seine bedrohliche Geste zur Kenntnis zu nehmen. »Die Reiter sind verantwortlich für den Schwarzen Tod, die Antoninische Pest, den Hundertjährigen Krieg –«
»Wow. Schwerbeschäftigte Leute.« Jillian kreuzte die Arme vor der Brust. »Waren sie auch für den Fall Roms und den Zweiten Weltkrieg verantwortlich? Vielleicht den Ausbruch des Vesuvs? Hurrikan Katrina?«
Lance’ Hand stieß vor und packte ihren Oberarm. »Hör mir jetzt mal gut zu, du Reiter-Groupie. Ich kenne deinesgleichen. Ihr seid wie eine dieser mitleiderregenden Frauen, die ihren gewalttätigen Mann verteidigen, weil er doch
im Grunde ein richtig netter Kerl
ist.« Er zog sie zu sich heran und fletschte die Zähne. »Du wirst uns helfen. Weil dein Freund nämlich alles andere als ein netter Kerl ist.«
Sie spuckte ihm ins Gesicht. »Leck mich.«
Lance stieß sie mit einem Fluch von sich und winkte Juan. »Du durchsuchst ihren Mist. Handys, Notizen, alles. Es muss doch einen Weg geben, die Reiter zu kontaktieren.«
Juan ergriff ihren Arm, ehe sie auch nur an Flucht denken konnte. »Und wenn wir nichts finden?«
Lance’ Stimme drückte pure Bösartigkeit aus. »Dann foltern wir sie, bis einer von ihnen auftaucht.«
37
Jillian hatte öfter als einmal in ihrem Leben schreckliche Angst gehabt. Bei Weitem am schlimmsten war es gewesen, als die Dämonen sie auf dem ATC -Parkplatz angegriffen hatten.
Bis jetzt.
Aus irgendeinem Grund jagten diese Aegis-Kerle ihr sogar noch mehr Angst ein. Bei den Dämonen wusste sie, was sie erwartete: Schmerz, Blut und Tod. Bei Lance und Juan war es die Ungewissheit, die sie vor Angst krank machte. Es war ein gewaltiger Schock, als ihr klar wurde, dass Menschen weitaus furchteinflößender sein konnten als Dämonen.
Die Männer, die aus den Trucks gestiegen waren, waren mit dem Wald rund um die Farm verschmolzen, und nachdem Lance ihr Haus auseinandergenommen hatte, hatte er Jillian gezwungen, sich auf den mit Schnee bedeckten Boden zu setzen. Juan stand hinter ihr, eine grausam aussehende, S-förmige Klinge in der Hand. Lance hockte sich vor sie, ihr Handy in der Hand.
»Dein Haus ist eine wahre Fundgrube. Ich nehme an, der Eintrag Limos bedeutet genau das, was ich denke?«
Jillian zuckte mit den Achseln. »Das ist ein ganz normaler Name hier in Nowhere, Colorado.«
»Klugscheißer. Ich frage mich«, murmelte Lance, »ob Pestilence sich so viel aus dir macht, dass er deinen Schmerz spürt.« Er boxte ihr mit der Faust ins Gesicht, sodass sie nach hinten gegen Juans Beine geschleudert wurde. Schreckliche Schmerzen verbreiteten sich spinnwebförmig über Wange und Kiefer bis hin zum höchsten Punkt ihres Schädels.
»Hör auf«, zischte Juan. »Sie ist ein Mensch.«
»Sie hat sich mit Dämonen eingelassen.« Lance warf Juan einen angewiderten Blick zu. »Ich dachte, wir wären uns einig.«
»Als letzten Ausweg.«
»Wenn du ein Problem damit hast, hättest du vielleicht mit Kynan, Val und Regan gehen und dich deren jämmerlicher zusammengewürfelter Organisation anschließen sollen.«
»Du weißt, das ist nicht das, was ich will.« Juan löste Jillian von seinen Beinen. Mit heftig pochendem Gesicht fiel sie nach vorne
Weitere Kostenlose Bücher