Reseph
an sich zog, sandte sein kaltes Grinsen ihr einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, und sie wusste, dass sie sich zu viel zugetraut hatte.
»Reseph!«, rief sie. »Ich weiß, dass du da drin bist.«
»Aber sicher ist er das.« Pestilence wickelte ihr Haar um seine Faust und riss ihren Kopf mit solcher Wucht zurück, dass er ihr beinahe das Genick gebrochen hätte. »Und es ist ihm ganz egal, was ich mit dir anstelle.«
Reaver hatte sie gewarnt, dass Pestilence sie anlügen würde, versuchen würde, sie auf jede erdenkliche Weise zu verletzen, und offenbar hatte der Engel damit recht. Sie hätte die Warnung allerdings nicht gebraucht. Sie kannte Reseph zu gut.
»Kämpfe, Reseph –«
Pestilence zerrte ihren Kopf mit einem brutalen Ruck zur Seite, sodass ihre Kehle frei vor ihm lag. Dann entblößte er auch noch ihre Brust, indem er ihr Hemd aufriss.
»Wir werden viel Spaß miteinander haben, Jillian.«
»Reseph!«
Pestilence stieß einen grauenhaften Schrei aus, und das böse Leuchten in seinen Augen verlosch. Reseph. Es war Reseph!
»Liebling«, krächzte er. »Hau ab … hau …
ab
.« Er schubste sie fort, doch sie schlang ihr Bein um seines und klammerte sich mit aller Kraft an seinen Arm. Dann streckte sie mühsam die Hand aus und fuhr mit den Fingern über seine Rüstungsnarbe, so wie Limos es ihr gezeigt hatte.
Es dauerte nicht mal so lange, wie Sam brauchte, um mit dem Fuß aufzustampfen, ehe Resephs Panzer verschwunden war. Er blickte verwirrt an sich hinab. Er schien eine Mischung aus Reseph und Pestilence zu sein, so als ob sie sich die Macht zu gleichen Teilen aufteilten. Jillian nutzte den Moment der Überraschung, zog Wormwood aus dem Bund ihrer Jeans und richtete ihn auf Resephs Brust.
Sie hatte Resephs Geschwistern geschworen, dass sie Pestilence vernichten würde, wenn es sein musste, aber sie wusste, dass es nicht so weit kommen würde. Sie vertraute fest darauf, dass Reseph diesen Mistkerl aus eigener Kraft überwinden würde.
»Du widerliche Schlampe!«, zischte Pestilence. Sein bitterkalter Atem ließ ihre Wangen brennen, als er sich vorbeugte. »Ich werde dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen –« Sein Kopf fuhr herum, als ob ihm jemand eine Ohrfeige verpasst hätte.
Reseph brach durch und legte seine Hand um Jillians. »Tu es«, krächzte er. »Bitte.« Jillian kämpfte dagegen an, aber sie war seiner Kraft nicht gewachsen, als er die Dolchspitze in seine Haut drückte.
Reseph verzerrte sein Gesicht; in seinem Blick wechselten glühende Bosheit und die eindringliche Klugheit, die immer in Resephs Blick funkelte. Ein innerer Kampf entbrannte, und auch wenn Jillian an seinem Körper klebte, befand sie sich doch auf gewisse Weise inmitten des Kampfes: Mal versuchte Pestilence, ihren Griff um den Dolch zu lösen, dann wiederum schloss Reseph ihre Hand noch fester darum.
»Ariks Seele«, brachte Reseph mühsam heraus. »Lass Ariks Seele frei und ich werfe den Dolch weg.«
Pestilence musste sich wohl geweigert haben. Der Dolch in ihrer Hand schnitt tiefer, drang weiter in Resephs Fleisch ein.
»Nein!« Sie versuchte, Wormwood herauszuziehen, aber Reseph hielt ihn fest. Schweiß bedeckte seine bleiche Haut, und seine Zähne waren fest zusammengebissen.
»Leck mich, Pestilence.« Reseph lächelte auf Jillian hinab, auch wenn es in Wirklichkeit eher eine Grimasse war. »Noch ein Zentimeter, und wir sind beide am Ende. Du weißt, ich werde es tun. Lass Ariks Seele sofort frei.«
Resephs Körper erschlaffte, aber nur einen Herzschlag lang. Beim nächsten Herzschlag wurde Jillian aus dem Wirbel hinausgeschleudert und landete mit voller Wucht auf der Eisdecke, die sich in einem Radius von zwanzig Metern um sie herum gebildet hatte. Die Dämonenarmee war längst verschwunden, weggesaugt, als sich dieser widernatürliche Tornado gebildet hatte. Stattdessen standen Thanatos, Limos, Ares, Arik, Kynan, Tracker und die beiden Wachen in der Nähe.
Sie alle rannten auf Jillian zu, doch sie konzentrierte sich ganz auf Reseph, der sich nach wie vor in diesem Wirbelsturm befand. Irgendetwas lief anscheinend schief … oder vielleicht genau richtig?
Er wand sich wie im Todeskampf, hielt sich den Kopf und riss an seinen Haaren. Auf einmal riss er sich mit einem Siegesschrei Wormwood aus der Brust, und dann wirbelte der Dolch in den Himmel hinauf. Schrilles Kreischen, als ob eine Million Krähen lärmten, stieg aus den Tiefen empor.
Revenant lachte. »Satans Streitkräfte kommen. Das
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