Reseph
sage und schreibe zwei Minuten her, seit du beinahe einen Krieg zwischen Himmel und Hölle angezettelt hättest, und du kriegst schon wieder Frühlingsgefühle?«
»Ich war das nicht, der den Krieg beinahe angefangen hätte«, widersprach Reseph. »Das war Pestilence.«
Jillian schloss ihre Arme noch fester um ihn. Langsam spürte sie, wie sich Erleichterung in ihr ausbreitete, der erste reine warme Frieden, den sie seit langer Zeit erlebte. Dies war wirklich das erste Mal, dass er zugegeben hatte, dass Pestilence die Quelle des Bösen gewesen war. Ja, sie wusste, dass er immer ein gewisses Maß an Schuld wegen allem, was passiert war, fühlen würde, aber der heutige Sieg würde sicherlich einiges dazu beitragen, eine grauenhafte Wunde zu heilen.
»Und«, fuhr Reseph fort, »weißt du überhaupt, wer ich bin? Hallooo … ich bin nackt und eine umwerfend schöne Frau liegt auf mir. Ich bin schließlich nicht aus Stein, weißt du!«
Jillians Wangen röteten sich, als ein Chor von Stöhnlauten von allen Seiten erklang.
»Ja, das wäre dann wohl unser Stichwort, zu gehen.« Limos lächelte zu Jillian und Reseph hinunter. »Danke, Jillian. Wir alle stehen in deiner Schuld. Und Reseph? Schön, dass du wieder da bist.«
Sie alle bedankten sich und drückten ihre Freude darüber aus, dass Reseph zurück war … bis auf Revenant. Er sah aus, als ob er ein verfaultes Ei verschluckt hätte, als er sich mit einem Knurren wegblitzte.
Reaver hockte sich hin, nahm Thanatos den
malador
ab und warf Kynan Heofon zu. »Ich bin stolz auf dich, Reseph.« Der Engel drückte Resephs Schulter und strich mit den Fingerspitzen über Jillians Wange. »Passt gut auf euch auf.«
Und dann war er auch schon wieder fort, hatte sich in einer Explosion goldenen Lichts davongeblitzt.
»Ich hasse es, wenn er sich auf diese Weise verzieht«, murmelte Kynan. Er wies auf Jillians Haus. »Ich kümmere mich um die Aegis und sorge dafür, dass dein Haus repariert wird. Ihr beide … sucht euch für heute Nacht irgendwo ein Zimmer. Ihr habt’s verdient.«
Er steckte Heofon in seine Jackentasche und marschierte davon. Tracker schlich sich näher, hielt den Blick aber abgewandt. »Herrin, ich kann mich um die Tiere kümmern und in der Scheune mein Lager aufschlagen.«
»Das ist nicht nötig –«
»Bitte.«
Reseph tippte Jillian auf die Schulter, und als sie ihn ansah, nickte er. Sie seufzte. »Na gut, Tracker. Für heute Nacht. Morgen werden wir uns etwas anderes ausdenken.« Als der Warg davonrannte, wirkte er, als ob sie ihn begnadigt hätte. »Was soll das denn?«
»Er kennt nichts anderes«, erklärte Reseph. »Sklaven in Sheoul kennen keine Freundlichkeit. Wenn sie ihr doch einmal begegnen, folgt darauf unweigerlich Schmerz. Er ist es nicht gewohnt, gut behandelt zu werden, darum fühlt er sich unbehaglich.«
»Das ist schrecklich.« Und kam ihr zugleich bekannt vor. Sie starrte dem Werwolf hinterher und dachte darüber nach, dass sie stets misstrauisch reagiert hatte, wenn Männer charmant und freundlich waren, da sie damit rechnete, unweigerlich verletzt zu werden. Erst Reseph war es gelungen, das zu ändern, und irgendwie würde sie auch Tracker beibringen, dass Freundlichkeit nicht wehtun musste.
Seufzend sah sie zu Reseph hinunter. Seine Augen waren feucht, und seine Hände auf ihrem Rücken zitterten. Furcht erfasste sie. »Hey, was ist los?«
»Nichts«, flüsterte er. »Alles ist in Ordnung. In bester Ordnung.«
»Wegen deiner Familie? Weil sie dich wieder aufgenommen haben?«
»Ja.« Er nahm sie in seine starken Arme und warf sie auf den Rücken. Sie genoss es, seinen muskelbepackten, schweren Körper endlich wieder zu spüren. Die eisige Kälte hingegen nahm sie kaum wahr, als er sich zwischen ihren Beinen niederließ. »Und deinetwegen. Noch vor ein paar Tagen hatte ich nichts als Rache, die mein Herz weiterschlagen ließ. Jetzt habe ich meine Familie zurück und ich habe dich.« Er hielt inne. »Ich habe dich doch, oder?«
»Oh ja.« Ihre Finger strichen über seine Kinnlinie. Sie liebte es, wie er sich an ihnen rieb. »Ich sagte doch, dass ich den Reseph haben will, den ich in der Schneewehe gefunden habe, und da bist du.«
»Aber ich bin nicht genau wie er«, sagte er. Ein Beben in seiner Stimme verriet seine Angst. »So viel ist seitdem passiert –«
»Schhhh.« Sie brachte ihn mit einem Finger auf seinen Lippen zum Schweigen. »Ja, es ist viel passiert. Du hast erlebt, dass du stark genug bist, um Pestilence in
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