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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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und den weiblichen Deputy aus der Deckung des
khote
beobachtet hatte.
    Reaver hingegen ging es gar nicht gut.
    Harvester hatte ihn aus Sheoul-gra herausgeholt, wie versprochen, aber er litt nach wie vor unter den Wunden von dem Dämon, der ihn in den letzten drei Monaten langsam verdaut hatte. Und Harvester, dieses Miststück, hatte nicht mal angeboten, ihn zu heilen. Nicht, dass er so ein Angebot angenommen hätte. Aber trotzdem.
    Als Engel heilte Reaver schnell … es sei denn, die Wunden wären in Sheoul entstanden oder durch einen besonders mächtigen Engel verursacht worden. Dann hieß es abwarten, und er musste sich damit abfinden, dass er eine Zeit lang aussehen würde wie durch den Fleischwolf gedreht.
    Er ging an den makellosen Wänden des Erzengel-Multiplex entlang, und seine blauen Flecken und seine rohe Haut wirkten fast wie ein dringend benötigter Farbklecks in all dem Weiß. Immerhin hatte er sich die Zeit genommen, kurz in seine Wohnstätte zurückzukehren, zu duschen und Harvesters Schlafanzug gegen Jeans und ein blaues T-Shirt zu tauschen. Im Himmel und an einigen wenigen Orten auf der Erde reichte es, wenn Engel mit den Fingern schnipsten, um sich zu säubern und umzuziehen, doch er zog es vor, das heiße Wasser über seinen schmerzenden Körper fließen zu fühlen. Die Zeit, die er als gefallener Engel verbracht hatte, hatte ihn gelehrt, sich über die einfachen Dinge im Leben zu freuen, und es war ihm wirklich scheißegal, ob seine Engelkollegen ihn deswegen vielleicht von oben herab ansahen.
    Vor ihm erhoben sich Bögen aus Kristall, die den Eingang zum Hauptquartier der himmlischen Wachen bildeten, in denen diverse Teams das Treiben von Wesen auf der ganzen Welt überwachten. Dies war der Ort, an dem Reavers Chef arbeitete, sowie die Chefs anderer Klassen von Engeln mit Aufseherfunktion, so wie die Memitim.
    Beim zweiten Bogen bog Reaver scharf rechts ab und schritt durch eine funkelnde Membran, die als Klangbarriere diente. Innerhalb des anscheinend endlosen Raumes waren Engel eifrig dabei, durch Bücher zu blättern, Schriftrollen durchzugehen, Bildschirme zu überwachen, die wie Hologramme in der Luft hingen, und miteinander zu plaudern wie Büroangestellte am Kaffeeautomaten.
    Engel neigten zu der Überzeugung, sie seien den Menschen unglaublich überlegen, aber davon hatte Reaver bislang noch nicht allzu viel gemerkt.
    Ein Gedanke reichte, um in der Mitte dieses gewaltigen Raumes eine Bühne zu erschaffen. Mit einem Satz sprang er hinauf und vergewisserte sich, dass seine Stimme überall zu hören war – wieder genügte ein einziger Gedanke.
    »Hört mal alle her, Engelkollegen!« Ja, ja, er hielt sich mal wieder nicht ans Protokoll, und Darnella, ein hochnäsiger weiblicher Engel mit feuerrotem Haar, die auf ihre Flügel, die genau zu ihrer Haarfarbe passten, extrem stolz war, musste ihn natürlich gleich darauf aufmerksam machen.
    »Reaver. Hast du denn gar keinen Anstand?«
    »Ich stehe hier in Jeans und T-Shirt, mit einer gespaltenen Lippe, einer gebrochenen Nase und zwei schönen dicken Veilchen. Sehe ich für dich vielleicht anständig aus?« Für diese Gelegenheit hätte er selbstverständlich auch die angemessene förmliche Kleidung anlegen können – oder zumindest einen Anzug –, aber drauf geschissen. Heute fühlte er sich als Rebell. Er blickte auf die zwei Dutzend verärgerter Engel hinab. »Ich nehme mal an, keiner von euch hat Gethel gesehen?«
    Nichtssagende Blicke waren seine einzige Antwort.
    »Okay, dann versuchen wir es mal so: Weiß irgendjemand, was sie getan hat?«
    Modran, ein dunkelhaariger Mann, der eine lächerliche, mit Edelsteinen besetzte Robe trug, trat vor. »Sie ist nicht länger ein Teil unserer Abteilung. Warum hätten wir sie sehen oder von ihren Aktivitäten wissen sollen?«
    Reaver hatte keine Ahnung, welcher Abteilung sie zugewiesen worden war, nachdem Reaver ihr Amt als himmlische Wache der Reiter übernommen hatte, und es war ihm auch egal. Außerdem hatte er keinen Zugang zu höherrangigen Engeln, die das wissen könnten, aber einige von diesen Idioten schon.
    »Ich dachte nur, ihr würdet vielleicht gerne wissen, dass sie böse geworden ist. Und zwar so richtig böse. Sie hat mit Pestilence zusammengearbeitet, um Thanatos’ Kind zu ermorden und die Apokalypse in Gang zu setzen.«
    Diese Aussage brachte ihm nichts als Spott ein. Und skeptische Mienen. Und einige
Lügner
-Rufe. Diese Narren. Das Problem war nur, dass er nicht gerade sehr

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