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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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glaubhaft war. Es spielte keine Rolle, dass er als gefallener Engel vor ein paar Jahren dabei geholfen hatte, die verdammte Welt zu retten. Das Einzige, was für diese Idioten zählte, war, dass er überhaupt erst gefallen war. Denen würden glatt die Heiligenscheine fliegen gehen, wenn sie erst von seinem neuesten Kunststück hörten. Reseph in die menschliche Welt hinauszuschicken war nichts, was bei denen allzu gut ankommen würde.
    Vor allem, da Gethel wusste, dass Reseph da draußen war und versuchte, ihn zu finden.
    Darnella hob eine Augenbraue. »Und du hast Beweise dafür?«
    »Ich habe Zeugen. Unter anderem Thanatos.« Er erklärte, was passiert war, und nach und nach traten Schock, Trauer und Zorn an die Stelle der Skepsis.
    »Im Menschenreich sind mehr als drei Monate vergangen«, sagte Darnella. »Warum hast du so lange gewartet, uns diese Neuigkeit zu überbringen?«
    »Ich saß in Sheoul fest.« Reaver wappnete sich für den Rest seiner Beichte, doch ehe er weiterreden konnte, trat ein blonder Mann vor, der Reaver unbekannt und von Kopf bis Fuß weiß gekleidet war.
    »Ich werde mit den Erzengeln sprechen, um festzustellen, ob eine Untersuchung nötig ist und von Gethel verlangt wird, ihr
sheoulghul
zu übergeben.«
    »
Ob?
« Reaver schnaubte angewidert. Gethel war im Besitz eines Artefakts, das es ihr gestattete, sich selbst in Sheoul mit neuer himmlischer Energie zu versorgen? Die meisten Kampfengel hatten keinen Zugang zu
sheoulghuls
, dabei waren sie diejenigen, die sie am nötigsten gebraucht hätten. »Ich sage euch, sie ist auf die Seite des Bösen übergewechselt. Ihr erinnert euch doch sicher noch an sie, die Dämonen? In ebendiesem Augenblick schmiedet sie Pläne, um Pestilence zurückzubringen.«
    »Und wie genau soll das gehen?«, fragte Modran. Seine tiefe Stimme triefte vor Skepsis. »Pestilence ist tot.«
    Reaver krümmte sich unbehaglich. »Nicht … ganz. Thanatos hat den falschen Dolch benutzt. Reseph wurde nach Sheoul-gra gesandt, und Pestilence ist in ihm eingesperrt.«
    Die Engelschar brach in aufgeregtes Gemurmel aus. Darnella meldete sich zu Wort. »Das kommt unerwartet, doch es ist eine gute Nachricht. Mit einem zusätzlichen Reiter auf unserer Seite ist unsere Chance, die biblische Apokalypse in der Zukunft zu gewinnen, wesentlich besser. Wir haben unsere Erfolgschancen ohne ihn berechnet, und das Ergebnis war nicht gerade ermutigend, so traurig das auch ist.«
    »Nicht ermutigend?« Die Fähigkeit zur Untertreibung unter seinen Brüdern und Schwestern überraschte Reaver immer wieder. »Ihr habt aber schon von der Theorie gehört, dass Resephs Tod die Geschichte selbst verändern könnte? Das hieße, dass über Nacht jeder einzelne Hinweis auf die vier Reiter ausgelöscht werden würde, einschließlich die in der Bibel, und jedes Geschehen, das je von Reseph beeinflusst wurde, würde einen völlig neuen Ausgang nehmen. Wenn er gestorben wäre, wären wir alle möglicherweise in einer völlig anderen Welt erwacht.«
    So etwas war schon einmal passiert, als die vier Reiter – vor ihren Flüchen – einen Krieg angezettelt hatten. Schließlich hatten die Engel sich eingemischt und die menschliche Geschichte sowie sämtliche Erinnerungen verändert, ohne dass es allzu große Konsequenzen nach sich gezogen hatte. Aber Reseph befand sich seit fünftausend Jahren auf der Welt und hatte unzählige Leben und Ereignisse beeinflusst.
    Darnella lächelte kalt. »Reine Spekulation. Und irrelevant, da er nicht tot ist. Hoffentlich erleidet er in diesem Moment eine Million Tode.«
    Alle nickten zustimmend, und Reaver bereitete sich innerlich schon mal für eine gehörige Tracht Prügel vor, die sowohl physischer als auch verbaler Form sein konnte.
    »Er ist nicht in Sheoul-gra«, sagte er abrupt. Hieß es nicht, es wäre besser, ein Pflaster mit einem Ruck abzureißen? »Ich habe sein Gedächtnis gelöscht und ihn ins Reich der Menschen gesandt.«
    Fassungsloses Schweigen. Und dann wütendes Geschrei und empörtes Kreischen der Art »Du hast
was
getan?« Als Nächstes folgten Forderungen, Reaver die Flügel auszureißen, gepaart mit allzu zahlreichen Angeboten, es gleich auf der Stelle zu erledigen.
    Reaver hielt die Hand hoch, doch die Kakophonie ließ nur ein wenig nach. »Es wird noch schlimmer. Ja, das stimmt, also spart euch eure Beleidigungen und Forderungen, dass ich aus dem Himmel ausgestoßen werde, für später.« Er blickte über die wütende Menge hinweg und fragte sich, wie

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