Reseph
holte ein Handtuch aus dem Gästebad. »Das weißt du.«
»Harvesters Fesseln bestehen aus den Knochen des Opfers, Ketten, die aus der Haut herauswachsen und ein Teil des Körpers sind. Er könnte sich losreißen, doch das wäre derartig qualvoll, dass er es sich zweimal überlegen wird. Es kann gut sein, dass er ruhig liegen bleibt, um diesen grässlichen Schmerzen zu entgehen.« Andererseits wäre es auch möglich, dass Reseph der Schmerz und die Qualen willkommen waren.
»Interessant.« Ares wischte Reseph das Gesicht sanfter ab, als Reaver erwartet hatte. »Klingt so, als ob du dich gut damit auskennst.«
»Viel zu gut.« Er betrachtete Reseph. Beim Anblick des einst glücklichen, sorglosen Mannes, der selbst jetzt in seiner Ohnmacht so gequält aussah, begann ein dumpfer Schmerz in seinem Leib zu pochen. »Wie erschien er dir, ehe er sich erinnerte?«
»Er war glücklich«, murmelte Ares. »Er schien wieder ganz der Alte zu sein.«
»Vielleicht kann er sich später auch daran noch erinnern.«
»Ich hoffe, du hast recht.« Ares stieß einen Pfiff aus, und wie aus dem Nichts tauchte ein Höllenhund auf. Reaver trat beiseite, um der Bestie möglichst fern zu bleiben. Bei Ares und Cara mochten sie sich wie Schoßhunde aufführen, aber Höllenhunde waren immer noch dieselben bösartigen, menschenfressenden Dämonen, die sie bei allen anderen waren, und Engel hassten sie ganz besonders. In der Tat knurrte das Tier, das die Größe eines Büffels hatte, Reaver im Vorbeigehen an, und es kostete ihn eine ganze Menge Selbstbeherrschung, es nicht zur Strafe mit einer himmlischen Waffe zu schlagen.
Aber dafür würde Cara Reaver töten, und der Blick, den Ares Reaver zuwarf, sagte ihm, dass dieser ganz genau wusste, was Reaver dachte.
»Ich bin ganz brav«, murmelte Reaver. »Solange Rin Tin Tin sich benimmt, ist alles bestens.«
»Er heißt Eddie.«
Reaver verdrehte die Augen. »Ich kann nicht fassen, dass ihr ihnen Namen gebt.« Er zeigte auf das Ding, das Reseph ansah, als ob es ihn am liebsten in Stücke reißen würde. Verständlich, angesichts der Tatsache, dass Pestilence eine Belohnung für jeden Höllenhundkopf ausgesetzt hatte. »Pestilence war gegen Höllenhundgift immun. Vielleicht gilt das auch für Reseph.«
»Ich weiß, aber Eddie kann uns warnen, wenn Reseph aufwacht.«
Reaver war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, einen stinksauren Höllenhund mit einem hilflosen Feind allein zu lassen, aber Ares teilte seine Sorge nicht, sondern verließ das Schlafzimmer ohne ein weiteres Wort. Reaver seufzte und begleitete Ares in den großen Wohnraum, wo eine offensichtlich beunruhigte Cara einen zappelnden kleinen Widderkopfdämon festhielt.
»Es gefällt mir gar nicht, ihn hier zu haben, Ares«, sagte sie.
»Das haben wir doch besprochen.« Ares’ Stimme war sanft, als er sie an sich zog. »Wir können ihn nicht zu Than bringen, wegen des Babys, und bei Limos kann er auch nicht bleiben, weil er dann Arik zu nahe wäre. Bis wir wissen, dass in ihm nichts mehr von Pestilence übrig ist, können wir nicht riskieren, ihn irgendwo anders als hier zu lassen.«
Wenn Harvester nicht Resephs Höhle in den Bergen zerstört hätte, als Rache für die Gewalt, die Pestilence ihr im letzten Jahr angetan hatte, wäre dort der ideale Ort für ihn gewesen. Mit ihrer wütenden Racheaktion hatte sie ihnen diese Möglichkeit genommen, aber das konnte Reaver ihr nicht verdenken.
»Wo sind Limos und Thanatos?«
Ares streichelte den pelzigen Rücken des kleinen Widderkopfes. »Ich weiß nicht. Als ich ging, waren sie noch bei der Menschenfrau.«
»Ihr Name ist Jillian«, sagte Reaver.
Ares’ Kopf fuhr herum. »Du kennst sie? Noch ein Geheimnis, das du vor uns verborgen hast.«
»Ich bin nicht verpflichtet, meine Handlungen zu rechtfertigen, Ares. Das sollte dir inzwischen eigentlich klar sein. Sie ist von Dämonen angegriffen worden. Ich dachte, sie könnten einander beistehen und gemeinsam gesunden.«
»Vergib mir, wenn ich ihn gar nicht gesund sehen will«, fuhr Cara ihn an. Sie hatte sich von Ares losgerissen. »Ich will ihn tot sehen.« Sie stürmte mitsamt dem Dämonenbaby aus dem Haus, was Reaver ihr nicht verübeln konnte.
Ares fluchte und lief hinter ihr her. Er öffnete die Tür in genau dem Moment, in dem Harvester hereinschritt. Sie sah wieder einmal wie eine Nobelhure aus. Sie war in Leder gekleidet, inklusive einem äußerst knappen Bustier. Wenigstens hatte sie einen langen Mantel an.
Weitere Kostenlose Bücher