Reservierung for Lucky One (German Edition)
abbricht.
»Hi, Golden Eye! Wie ist dein Zimmer?«
Dem Himmel sei Dank!, es ist Henning.
»Oh, Henning!«, schluchze ich und bringe keinen weiteren Ton mehr heraus, sondern fange jämmerlich an zu weinen.
»Hey, Lilly, was ist los?« Er klingt echt besorgt.
Ich muss erst einmal Luft holen, um überhaupt etwas sagen zu können.
»Beruhige dich und sag mir einfach, wo du bist.« Jetzt klingt er streng, als wäre er wirklich sechsundzwanzig Jahre alt.
»Ich bin am Eiffelturm«, jammere ich leise.
»Bleib dort, ich komme sofort.«
Dann bricht die Verbindung ab.
Gibt es Menschen, die zaubern können oder vielleicht doch fliegen? Henning kann zumindest eines von diesen beiden Dingen. In nicht mal fünf Minuten steht er neben mir und zieht mich in seine Arme. Noch niemals im Leben habe ich mich so sehr darüber gefreut, einen fremden Menschen wiederzusehen.
Ich fange hemmungslos an zu weinen, vor Erleichterung, dass es jemanden gibt, den ich in Paris kenne und der mir vielleicht helfen kann. Mit zittriger Stimme erzähle ich ihm, was hinter meiner angeblichen Reservierungsbestätigung steckte und werde immer wieder von meinen Tränen unterbrochen.
»Und wenn wir dir ein anderes Zimmer besorgen?«, fragt er nah an meinem Ohr. Ich hänge immer noch in seinem Armen und seine Wärme tut so gut. Er riecht so sauber und frisch, während ich total verschwitzt bin. Ich würde ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen.
»Es gibt kein e Zimmer, es ist alles ausgebucht. Wegen irgendwelcher Kongresse und Ostern. Außerdem versteht mich hier niemand, wenn ich etwas sage. Ich will wieder nach Hause fahren, aber es geht heute kein Zug mehr.«
»Sprichst du denn kein Französisch?«, fragte er und ich spüre, dass er leise lacht.
Ich versuche mich aus seiner Umarmung zu befreien, doch Henning hält mich fest. »Ich weiß, wo es noch ein Zimmer für dich gibt«, sagte er und küsst mich auf die Stirn. Kann er neben Fliegen auch Zimmer herbeizaubern? Aber ich bin viel zu müde, als dass ich dem auf dem Grund gehen kann.
Henning schnappt sich meinen Koffer, zieht mir meinen Mantel über, denn mittlerweile steht die Sonne schon tief und es ist merkbar kälter geworden. Ich schnappe mir meine Tasche und laufe ihm wie ein Hund hinterher. Mit einem Pfiff hält er ein Taxi an und schiebt mich hinein.
»À lʼ hôtel Marriott«, sagt er und schon fädelt sich das Taxi in den gefährlichen Pariser Verkehr ein. Ich bekomme nicht viel davon mit, lehne mit geschlossenen Augen an Hennings Schulter.
»Lilly Adventure, dich darf man wirklich nicht allein lassen«, murmelt er leise.
»Das habe ich gehört«, sagte ich, doch bin ich nicht in der Lage, meine Augen zu öffnen.
Wenige Minuten später, so kommt es mir zumindest vor, halten wir wieder und steigen aus. Als ich mich umschaue, stehen wir vor dem Hotel, vor dem ich mich heute Mittag von Henning verabschiedet habe. Er bezahlt das Taxi, das wie vom Teufel gejagt davon fährt.
»Hast du meinen Koffer?«, frage ich panisch und schaue mich hektisch um.
»Ja, Lilly, der Türsteher hat ihn bereits ins Hotel gebracht«, beruhigt mich Henning.
Er will mich zur Tür schieben, doch ich halte ihn fest. »Henning, ich glaube kaum, dass die noch ein Zimmer frei haben und wenn, würde ich es mir ohnehin nicht leisten können. Ich glaube, das ist keine so gute Idee.«
»Lilly, bitte. Lass es mich erklären. Ich habe dort ein großes Doppelzimmer, das ich ganz allein bewohne. Es gibt zwei große getrennte Kingsize-Betten, wovon du eines haben kannst. Ich werde nichts versuchen, ich verspreche es dir. Das Zimmer ist bereits bezahlt, es wird dich keinen Cent kosten. Wir brauchen dich nur am Empfang anzumelden.«
Skeptisch schaue ich ihn an. »Wie kannst du dir solch ein Hotel leisten? Hast du eine Ahnung, was hier eine Nacht kostet?«, frage ich hektisch.
»Ja, habe ich, denn ich habe das Hotel gebucht. Also, kommst du nun?«
Er schaut auf den Türsteher, der uns immer noch die Tür aufhält.
»Lilly, welche Alternative haben wir denn? Wenn es dir nicht gefällt, können wir morgen immer noch nach einem anderen Zimmer suchen, aber es wird langsam dunkel und du wolltest dir doch ohnehin den Blick auf den Arc de Triomphe angesehen.« Langsam schiebt er mich in Richtung Tür, wo der nette Türsteher mich freundlich mit einem Bonsoir begrüßt.
»Hast du deinen Ausweis?«
Ich suche in der Tasche nach meiner Brieftasche und gebe ihm meine Karte.
»Du heißt wirklich Maybach?«,
Weitere Kostenlose Bücher