Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
ihr Team. Beides brachte Jills Gedanken ziemlich durcheinander.
Ich hätte mir diese Papiere genauer ansehen sollen.
Das Büro war schlicht gewesen: ein Schreibtisch, ein Bücherregal. Nahe der Tür hatte ein Regal mit Laborkitteln gestanden, und bei den Papieren, die über dem Schreibtisch verstreut gelegen hatten, handelte es sich in der Hauptsache um Listen aus Zahlen- und Buchstabenkolonnen. In Chemie kannte Jill sich gerade soweit aus, um festzustellen, dass diese Papiere etwas mit Chemie zu tun hatten. Deshalb hatte sie sich nicht damit aufgehalten, sie zu lesen – doch seit sie diese Papiere gefunden hatte, hielt sie die Zombies für das Ergebnis eines missglückten Experiments. Die Villa war zu gut instandgehalten, als dass private Gelder dahinterstecken konnten, und die Tatsache, dass ihr wahrer Zweck so lange hatte geheim gehalten werden können, war ein weiteres Indiz für eine gezielte Verschleierung. Jill schätzte, dass auf ziemlich allem hier Monate alter Staub lag – was zeitlich mit den ersten Angriffen in Raccoon zusammenpasste. Wenn die Leute in diesem Haus verdeckte Forschungen betrieben hatten und dabei etwas schief gelaufen war …
Etwas, das sie in Fleisch fressende Schauergestalten verwandelt hat? Das ist ein bisschen weit hergeholt, oder?
Aber es war immer noch in sich stimmiger als alles andere, was ihr dazu einfallen wollte. Trotzdem würde sie ihr Denken auch für andere Möglichkeiten offen halten. Was ihre Besorgnis um das Team anging, nun, Barry benahm sich merkwürdig, Chris und Wesker waren noch immer verschollen. Diesbezüglich gab es also keine neuen Erkenntnisse.
Und es wird auch keine geben, wenn du nicht endlich durchstartest.
Richtig. Jill ließ das Grübeln sein und trat auf den Gang hinaus.
Den Geruch bemerkte sie, noch ehe sie den Zombie sah, der ein Stück weit entfernt am Boden lag. Die kleinen Wandleuchter warfen einen unsteten Schimmer über die Leiche, weil ihr Licht von dunkelrotem Zierholz reflektiert wurde und der Korridor in dunkelroter Farbe gehalten war. Jill richtete ihre Waffe auf den reglosen Körper – und hörte, wie sich irgendwo, unweit entfernt, eine Tür schloss.
Barry?
Er hatte zwar gesagt, dass er in den anderen Flügel der Villa gehen würde, aber vielleicht hatte er ja etwas gefunden und war gekommen, um nach ihr zu suchen. Oder sie würde endlich auf ein anderes Team-Mitglied stoßen …
Diese Vorstellung zauberte ein Lächeln auf Jills Lippen. Sie eilte den düsteren Flur hinunter und brannte darauf, einem vertrauten Gesicht zu begegnen.
Als sie sich der Ecke näherte, trieb ihr eine neuerliche Woge von Verwesungsgestank entgegen –
– und die zu ihren Füßen liegende Kreatur grapschte nach ihrem Stiefel!
Als die Hand kraftvoll ihren Knöchel umschloss, breitete Jill erschrocken die Arme aus und kämpfte um ihr Gleichgewicht. Angeekelt schrie sie auf, als der sabbernde Zombie sein verrottendes Gesicht Zentimeter um Zentimeter auf ihren Stiefel zubewegte. Die sich auflösenden, teilweise bereits skelettierten Finger kratzen über das dicke Leder, suchten nach festerem Halt …
Instinktiv trat Jill mit ihrem anderen Stiefel nach dem Hinterkopf des Zombies. Das grobe Profil schrammte mit einem abscheulichen schmatzenden Laut über den Schädel, riss ein breites Stück der Kopfhaut ab und entblößte schimmernden Knochen. Die Kreatur fühlte keinen Schmerz und setzte ihr Bemühen, sich festzukrallen, unbeeindruckt weiter fort.
Jills zweiter und dritter Tritt trafen den Nacken des Ungetüms – beim vierten spürte und hörte sie ein dumpfes Krachen, wie von einem morschen Zweig, als das Genick unter ihrem Stiefelabsatz brach.
Die bleichen Hände zuckten noch einmal, ehe der Zombie erstickt röchelnd auf dem miefigen Teppich erstarrte.
Jill trat über den schlaffen Körper hinweg und hetzte, einen gallebitteren Geschmack auf der Zunge, um die nächste Ecke. Sie war inzwischen überzeugt, dass es sich bei den Mitleid erregenden Gestalten, die durch die Flure strichen, um Opfer handelte – ähnlich wie Becky und Pris es damals gewesen waren. Sie tat den entmenschten Kreaturen einen Gefallen, wenn sie sie in den Tod entließ. Nichtsdestotrotz blieben diese Wesen auch eine Bedrohung – ganz davon abgesehen, dass jede Begegnung mit ihnen gehörig auf den Magen schlug … Jill nahm sich vor, noch vorsichtiger zu sein.
Rechts von ihr lag eine Tür aus massivem Holz. Sie war mit schnörkelreichen Metallverzierungen versehen. Über dem
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