Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Schließblech befand sich die Abbildung einer Rüstung, doch im Gegensatz zu den anderen Türen, an denen Jill im Obergeschoss vorbei gekommen war, war diese hier nicht zugeschlossen.
In dem hell erleuchteten Raum befand sich niemand, doch Jill zögerte; mit einem Mal war sie kaum noch gewillt, ihre Suche nach demjenigen fortzusetzen, der sich ebenfalls in diesem Bereich der Villa herumtrieb. An zwei Wänden des großen Raumes reihten sich jeweils acht Ritterrüstungen, und im rückwärtigen Teil stand eine kleine Vitrine. Nicht zu übersehen war außerdem ein großer roter Schalter in der Mitte des graugefliesten Bodens.
Eine weitere Falle? Oder ein neues Rätsel?
Gespannt betrat Jill den Raum und ging auf die Glasfront der Vitrine zu. Die laut- und leblosen Wächter schienen jede ihrer Bewegungen zu verfolgen. Im Boden befanden sich sonderbare, mit Gittern gesicherte Löcher, je eines auf jeder Seite des roten Schalters. Vielleicht dienten sie zur Belüftung …
Jill spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Plötzlich war sie sicher, auf eine weitere Falle gestoßen zu sein.
Bei der Untersuchung der staubigen Vitrine fand Jill keine Möglichkeit, sie zu öffnen. Die Glasfront bestand aus einer dicken Scheibe. Und in einer dunklen Ecke am Boden schimmerte etwas wie stumpfes Kupfer …
Ich soll diesen Knopf drücken und glauben, dass er die Vitrine öffnet … Und was dann?
Auf einmal sah sie klar und deutlich vor ihrem geistigen Auge, wie sich die vergitterten Öffnungen luftdicht schlossen und die Tür automatisch zuglitt – damit wäre der Tod durch langsames Ersticken in einer hermetisch abgedichteten Kammer vorprogrammiert gewesen … Oder der Raum konnte sich mit Wasser füllen – oder irgendeinem toxischen Gas.
Jill schaute sich um. Sie überlegte, ob sie versuchen sollte, die Tür zu blockieren, oder ob vielleicht in einer der leeren Rüstungen ein weiterer Schalter verborgen sein konnte.
Jedes Rätsel hat mehr als eine Lösung, Jilly, vergiss das nicht.
Plötzlich grinste sie. Warum sollte sie den Knopf überhaupt drücken?
Sie ging neben der Vitrine in die Knie und umfasste ihre Pistole fest am Lauf. Das Glas zersprang klirrend, dünne Linien breiteten sich spinnennetzartig um die Stelle herum aus, die Jill getroffen hatte. Mit dem Kolben der Waffe schlug Jill ein größeres Stück heraus und griff dann vorsichtig durch das entstandene Loch.
Sie bekam etwas zu fassen, was sich beim Herausziehen als sechseckiges Kupferwappen entpuppte, in das eine altertümlich anmutende lächelnde Sonne eingraviert war. Selbstzufrieden erwiderte Jill das Lächeln. Offensichtlich ließen sich einige Tücken des Hauses umgehen, vorausgesetzt man ignorierte die Regeln des Fairplay. Wie auch immer, Jill eilte zur Tür zurück – sie wollte sich erst freuen, wenn sie diesen Saal sicher wieder hinter sich gelassen hatte.
Als sie in den düsterrot gehaltenen Korridor zurückkehrte, verharrte sie einen Moment mit dem Wappen in der Hand und wog ihre Möglichkeiten ab. Sie konnte entweder weiter nach demjenigen suchen, der die andere Tür geschlossen hatte, oder zu dem Rätselschloss zurückgehen, um das Wappen einzusetzen. So sehr sie ihr Team auch wiederfinden wollte, Barry hatte recht, wenn er meinte, dass sie schnellstens aus der Villa verschwinden mussten. Wenn noch andere S.T.A.R.S. am Leben waren, würden sie bestimmt ebenfalls nach einem Fluchtweg suchen …
Jills nachdenklicher Blick fiel auf die abscheulich riechende Kreatur, die sie getötet hatte. Die dunkle Lache, die den schorfigen Kopf des Geschöpfes umgab, breitete sich langsam aus, und mit einem Mal begriff Jill, wie verzweifelt sie sich danach sehnte, dieses Haus zu verlassen – seiner verdorbenen Luft und den ekelerregenden Ungeheuern, die durch seine kalten, staubigen Gänge schlichen, zu entkommen. Sie wollte weg , und das so rasch wie menschenmöglich.
Auf diese Weise motiviert, eilte Jill den Weg zurück, den sie gekommen war. Das schwere Wappen hielt sie fest umklammert. Sie hatte bereits zwei andere Stücke entdeckt, die gebraucht wurden, um der Villa zu entrinnen. Und auch wenn sie noch nicht wusste, wohin sie fliehen würden, musste jeder andere Ort zwangsläufig besser sein als das, was sie hier hinter sich ließen …
„Richard!“ Rebecca ließ sich neben dem Bravo auf die Knie fallen. Mit zitternder Hand suchte sie an seinem Hals nach einem Puls.
Chris starrte stumm auf den schwerverletzten Körper. Er wusste bereits,
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