Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
und sperrte die breite Tür auf. Bevor er hineinging, prüfte er noch kurz die Bereitschaft seiner Beretta.
Es war ein großer Dachboden, in seiner Schlichtheit der völlige Kontrast zum übrigen Prunk der Villa. Hölzerne Stützbalken ragten vom Boden bis zur schrägen Decke empor, und bis auf ein paar Kisten und Fässer an den Wänden war der Raum leer.
Chris trat tiefer ein, blieb aber abwehrbereit, während er nach einer verdächtigen Bewegung Ausschau hielt. Auf der anderen Seite des langen Raumes befand sich eine niedrige Mauer, ein paar Fußlängen von der Rückwand des Dachbodens entfernt. Das Ganze erinnerte an die Box in einem Pferdestall. Gleichzeitig war es der einzige Bereich, der sich nicht einsehen ließ.
Langsam bewegte sich Chris darauf zu. Seine Stiefeltritte auf dem Holzboden verursachten hohle Echos in der kühlen Luft.
Er drückte sich an die hüfthohe Mauer und schob klopfenden Herzens die Mündung seiner Beretta über den Rand hinweg, während er den Kopf vorstreckte.
Es gab keine Schlange dahinter. Dafür ein Loch über den Dielenbrettern der rückwärtigen Wand, etwa ein Fuß hoch und vier, fünf breit – und ein beißender, moschusartiger Geruch, wie von einem wilden Tier, strömte davon aus. Chris furchte die Stirn, wollte zurückweichen, hielt aber dann doch inne und beugte sich noch weiter vor.
Neben dem Loch lag ein rundes Stück Metall, geformt wie ein Penny, aber von der Größe einer kleinen Faust. Darauf war etwas eingeprägt, etwas Sichelförmiges …
Chris ging um die Teilmauer herum und betrat die „Stallbox“. Er hielt das Loch scharf im Auge, während er sich bückte und das Metallstück aufhob. Es handelte sich um eine sechseckige Kupferscheibe mit einer Mondsichel darauf, eine künstlerisch durchaus anspruchsvolle Arbeit, die –
Aus dem Loch ertönte ein weiches, gleitendes Geräusch.
Chris trat den Rückzug an und richtete die Beretta auf die Öffnung. So wich er nach hinten, bis seine Schultern die Wand des Dachbodens streiften. Als er sich seitwärts wandte, schoss etwas Röhrenförmiges blitzartig aus der Öffnung. Seine Spitze prallte nur knapp neben Chris’ rechtem Bein gegen die Wand. Holz splitterte unter der Schwere der Wucht.
Verdammt, das ist eine Schlange – und was für eine!
Der Durchmesser ihres Körpers war so groß wie ein Essteller … Chris stolperte davon, während das riesige Reptil noch mehr von seinem langen, dunklen Leib aus der Wand zog. Zischelnd richtete es sich auf, hob den Kopf bis er auf Höhe von Chris’ Brust war und entblößte tropfende Giftzähne.
Chris spurtete bis zur Mitte des Raumes, wirbelte dann herum und schoss auf die große, diamantförmige Schädelpartie. Die Schlange stieß einen seltsamen fauchenden Schrei aus, als die Kugel seitlich durch das weit aufgerissene Maul fuhr und ein Loch in die straff gespannte Haut riss.
Das Ungetüm ließ sich zu Boden fallen und katapultierte sich mit einem einzigen wellenartigen Stoß seines muskulösen, langen Leibes auf Chris zu. Er schoss erneut, traf und schlug einen Batzen geschuppten Fleisches aus dem Schlangenrücken. Dunkles Blut sprudelte aus der Wunde. Das Ungeheuer war gut dreimal so lang wie ein ausgewachsener Mann.
Mit einem weiteren brüllenden Zischen bäumte sich das Reptil neuerlich vor Chris auf, bis der monströse Schädel nur noch ein, zwei Handspannen von der Pistolenmündung entfernt war. Aus dem Loch im Maul des Giganten strömte noch immer Blut.
Die Augen. Halt auf seine Augen …
Chris zog den Abzug durch, und die Schlange prallte auf ihn, riss ihn mit zu Boden. Ihr Leib zuckte wie entfesselt. Das Schlangenende drosch so heftig gegen einen der dicken Stützbalken, dass er brach. Derweil war Chris bemüht, seine eingeklemmten Arme frei zu bekommen, um dem Ungeheuer wenigstens noch mehr Schmerzen zuzufügen, bevor es ihn dahinraffte.
Doch plötzlich erschlaffte der kalte, schwere Körper.
„Chris!“ Rebecca stürmte in den Raum und blieb dann, auf das riesige Reptil starrend, wie angewurzelt stehen. „Boah …“
Chris fand mit dem Fuß an einem der Holzbalken Halt, und schaffte es, sich so abzudrücken, dass er sich unter dem dicken Leib hervorwinden konnte. Mit noch immer vor Staunen geweiteten Augen reichte Rebecca ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.
Kurz darauf starrten beide auf die Wunde, die das Tier getötet hatte – das schwarze, nasse Loch, wo sich einmal sein rechtes Auge befunden hatte. Ein Neunmillimetergeschoss hatte es
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