Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
dass Rebecca keinen Herzschlag mehr finden würde – die klaffende Wunde an Richard Aikens rechter Schulter trocknete bereits, es floss kein frisches Blut mehr aus dem zerfetzten Gewebe nach. Richard war tot.
Chris beobachtete, wie Rebeccas schmale Hand langsam vom Hals des Bravos herabrutschte, dann nach oben glitt, um die gläsern starren Augen zu schließen. Ihre Schultern sanken herab. Der Fund verursachte auch Chris Übelkeit. Der Kommunikations-Experte war ein netter, lebensfroher Kerl gewesen – und gerade mal dreiundzwanzig Jahre alt geworden …
Chris sah sich in dem stillen Raum um und suchte ziellos nach einem Hinweis darauf, wie Richard umgekommen war. Das Zimmer, das von der Galerie im Obergeschoss erreichbar war, präsentierte sich schmucklos und leer. Außer Richard befand sich rein gar nichts darin.
Mit gerunzelter Stirn ging Chris ein paar Schritte auf die zweite Tür des Zimmers zu, bückte sich und strich über den dunklen Fliesenboden. Zwischen Richards Leiche und der schlichten, drei Meter entfernten Holztür gab es auf dem Boden eine getrocknete Blutkruste in Form eines Stiefelabsatzes. Chris musterte die Tür nachdenklich und umfasste die Beretta noch fester.
Was immer ihn umgebracht hat, es ist auf der anderen Seite und wartet wahrscheinlich schon auf weitere Opfer …
„Chris, sieh dir das an!“
Rebecca kniete noch immer neben Richard, den Blick auf die blutige Masse gerichtet, die einmal die Schulter des Bravos gewesen war. Chris ging zu ihr, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was er sich ansehen sollte. Die Wunde war ausgefranst und schmutzig, das Fleisch dunkelgrau verfärbt. Seltsam war allerdings, dass die Verletzung nicht sehr tief zu sein schien.
„Siehst du diese violetten Linien, die von der Verletzung ausgehen? Und wie der Muskel punktiert wurde, hier und hier?“ Rebecca zeigte auf zwei dunkle Löcher, etwa fünfzehn Zentimeter auseinander liegend und jeweils umsäumt von Haut, die wie von einer Entzündung gerötet war.
Rebecca setzte sich auf die Fersen und blickte zu Chris auf. „Ich glaube, er wurde vergiftet. Sieht aus wie ein Schlangenbiss.“
Chris sah sie an. „Was für eine Schlange erreicht denn eine solche Größe …?“
Im Aufstehen zuckte Rebecca die Achseln. „Auch wieder wahr. Vielleicht war es etwas anderes. Aber die Verletzung allein hätte ihn nicht so schnell getötet. Ich bin ziemlich sicher, dass er vergiftet wurde.“
Chris zollte ihr Respekt. Sie besaß einen guten Blick für Details und hielt sich in Anbetracht der Umstände bemerkenswert tapfer.
Er unterzog Richards Kleidung einer schnellen Durchsuchung, die ein weiteres volles Magazin und ein Kurzwellenfunkgerät zutage förderte. Beides reichte er an Rebecca weiter, Richards leere Beretta klemmte er sich hinter den Gürtel.
Nach einem Blick zur Tür, wandte er sich wieder an Rebecca. „Was ihn auch umgebracht hat, es könnte hinter dieser Tür stecken …“
„Dann müssen wir vorsichtig sein“, sagte sie. Ohne ein weiteres Wort näherte sie sich der Tür, blieb stehen und wartete, dass er zu ihr aufschloss.
Ich muss aufhören, in ihr ein Kind zu sehen. Sie hat bereits die meisten ihres Teams überlebt. Sie braucht weder meinen Schutz noch ist es nötig, sie aufzufordern, sich hinter mir zu halten …
Chris stellte sich neben die Tür und nickte Rebecca zu. Sie drehte den Knauf und drückte die Tür auf. Sie hoben ihre Waffen, als sie in einen schmalen Flur eindrangen.
Geradeaus befanden sich ein paar Holzstufen, die zu einer weiteren geschlossenen Tür führten. Links lag eine kurze Abzweigung des Ganges, und am Ende befand sich ebenfalls eine Tür. Die Wände zu beiden Seiten der Stufen waren blutverschmiert, und Chris war plötzlich sicher, dass es sich dabei um Richards Blut handelte – sein Mörder befand sich hinter dieser Barriere.
Chris zeigte in den kurzen Seitengang und flüsterte: „Du nimmst diesen Raum. Wenn du auf Schwierigkeiten stößt, kommst du wieder hierher und wartest. Sei aber auf jeden Fall in fünf Minuten wieder hier.“
Rebecca nickte und bewegte sich den engen Flur hinab. Chris wartete, bis sie den Raum betreten hatte, ehe er die Stufen emporstieg. Sein Herz schlug hart gegen seine Rippen.
Die Tür war abgeschlossen, doch Chris sah, dass neben dem Schlüsselloch ein winziger Wappenschild eingraviert war. Rebecca erwies sich als nützlicher, als er es sich je hätte vorstellen können. Er zog den Schlüssel hervor, den sie ihm gegeben hatte,
Weitere Kostenlose Bücher