Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
schon hinauszugehen, um das Diagramm zu überprüfen, verwarf ihn jedoch. Das Haus war groß, aber nicht so groß, und es bestand kein Grund, sich dem Risiko einer Entdeckung auszusetzen. Außerdem hatten sie es wahrscheinlich noch nicht geschafft, eines der anderen Wappen zu finden. Es war schon knapp gewesen, als er nach unten gegangen war, um das Juwel zu bergen – dabei wäre er beinahe Chris Redfield über den Weg gelaufen. Chris hatte die Rekrutin gefunden; die beiden tappten ohne Sinn und Verstand umher und suchten vermutlich nach „Hinweisen“ …
Abgesehen davon ist dieses Zimmer wirklich gemütlich. Vielleicht mache ich ein Nickerchen, solange ich drauf warte, dass andere meinen Job erledigen.
Zufrieden mit dem bislang Erreichten, lehnte Wesker sich im Schreibtischsessel zurück. Was zur Katastrophe hätte werden können, lief nun doch recht rund – weil er schnell überlegt und gehandelt hatte. Er hatte bereits eines der Wappen gefunden, Barry und Jill arbeiteten für ihn – und darüber hinaus hatte er das Glück gehabt, in der Bibliothek Ellen Smith über den Weg zu laufen …
Stopp, falsch: Es muss Doktor Ellen Smith heißen, jawohl.
Nachdem er das Windwappen geholt hatte, war er in die Bibliothek gegangen, um den kleinen Nebenraum zu überprüfen, von dem aus man den Heliport des Anwesens überblickte und dessen Zugang hinter einem Bücherschrank verborgen lag. Eine rasche Durchsuchung hatte nichts Nützliches zutage gefördert, und Wesker war gerade im Begriff gewesen, sich das Hinterzimmer vorzunehmen, als Dr. Smith erschienen war, um ihn zu „begrüßen“.
Seit er nach Raccoon gezogen war, hatte er mit ihr ausgehen wollen, hingerissen von ihren langen Beinen und ihrem platinblonden Haar. Er hatte schon immer eine Schwäche für Blondinen gehabt, vor allem für solche mit Köpfchen. Und diese ganz Spezielle hatte ihn nicht nur wiederholt abblitzen lassen, sie hatte sich dabei nicht einmal um die Grundregeln der Höflichkeit bemüht. Er hatte sie mit Ellen angesprochen und war von ihr kühl darauf hingewiesen worden, dass sie seine Vorgesetzte sei und den Doktortitel besitze. Ein Eisklotz, durch und durch. Wäre sie nicht so verdammt gutaussehend gewesen, hätte er es überhaupt gar nicht erst versucht, mit ihr anzubandeln.
Aber, ach je, wie schnell Ihre Schönheit doch verwelkte, Dr. Ellen …
Wesker schloss voll Genugtuung die Augen und rief sich die Begegnung noch einmal in Erinnerung. Es waren die schmutzigen blonden Haarsträhnen gewesen, an denen er Ellen identifiziert hatte, als sie hinter einem der Regale hervorschlurfte und ächzend die Hände nach ihm ausstreckte. Ihre Beine waren immer noch lang gewesen, aber sie hatten viel von ihrer Klasse eingebüßt gehabt – ganz zu schweigen von einer beträchtlichen Menge Haut …
„Sie haben sich für ein prächtiges Parfüm entschieden, Dr. Ellen.“ Mit dieser höhnischen Begrüßung hatte Wesker ihr zwei Kugeln in den Schädel gejagt, und sie war in einem Blut- und Knochenregen zu Boden gegangen. Wesker sah sich selbst nicht gern als einen Mann von niederen Instinkten, aber auf dieses arrogante Miststück zu schießen, war herrlich gewesen – zutiefst befriedigend.
Das Tüpfelchen auf dem i, ein kleiner Bonus dafür, dass ich die Sache in die Hand nehme. Wenn ich Glück habe, treffe ich unten in den Labors vielleicht auch noch auf Sarton, diesen Pisser …
Nach einem Weilchen stand Wesker auf. Er streckte sich und wandte sich dem Regal hinter dem Schreibtisch zu, um ein paar der Bücher darin in Augenschein zu nehmen. Er brannte darauf, weiterzumachen, aber die S.T.A.R.S.-Mitglieder mochten eine Zeit lang brauchen, um den Rest der Puzzleteile aufzuspüren, und es gab nun einmal nichts, was er hätte tun können, um diesen Prozess zu beschleunigen. Also konnte er sich zwischenzeitlich ebenso gut mit etwas anderem beschäftigen.
Mit gefurchter Stirn versuchte er die Bedeutung der Buchtitel zu ergründen, zum Beispiel Phagen: Alpha-Komplementvektoren oder cDNS-Bibliotheken und elektrophoretische Konditionen .
Biochemische und medizinische Abhandlungen … Vielleicht kam er ja doch zu seinem Nickerchen. Allein die Titel zu lesen, machte ihn schläfrig.
Sein Blick fiel auf einen dicken Wälzer, der in einer der unteren Regalreihen stand und in feines rotes Leder gebunden war. Wesker nahm den Folianten heraus und war froh, auf dem Deckel einen Titel zu finden, den er verstand – auch wenn er albern war: Adler des Ostens, Wolf
Weitere Kostenlose Bücher