Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
umgebracht werden …
„Jill und ich sind dir nachgegangen. Aber alle Türen auf diesem Flur waren zugesperrt – und als wir zurück in die Lobby kamen, war der Captain verschwunden. Seitdem suchen wir nach euch beiden und nach einem Weg hier raus …“ Barry lächelte eine Spur weniger starr, als er hinzufügte: „Bin auch froh, dich wiederzusehen. Euch beide.“
Wenigstens das ist wahr.
„Wesker ist also einfach verschwunden?“, hakte Chris nach.
Barry nickte unbehaglich. „Ja. Und wir haben Ken gefunden. Eines dieser zombieartigen Ungeheuer hat ihn erwischt.“
Chris seufzte. „Hab’s gesehen. Forest und Richard sind auch tot.“
Barry verspürte tiefe Trauer und schluckte hart. Plötzlich hasste er Wesker noch mehr. Die Leute, für die Wesker arbeitete, hatten das angerichtet, und jetzt wollten sie alles vertuschen, um keine Verantwortung für ihr Tun übernehmen zu müssen.
Und ob’s mir passt oder nicht, ich werde ihnen dabei brav helfen …
Barry atmete tief ein und aus, während er vor seinem geistigen Auge das Bild seiner Frau und seiner Kinder fixierte. „Jill hat eine Hintertür gefunden. Wir glauben, dass es ein Weg nach draußen sein könnte – da ist nur dieses Trickschloss, so eine Art Puzzle, und wir brauchen erst alle Teile, bevor wir es öffnen können. Es gibt vier Wappen aus Kupfer – Jill hat schon eins davon, aber die restlichen müssen irgendwo in der Villa versteckt sein …“
Er verstummte, weil Chris plötzlich noch jungenhafter grinste und unter seine Weste griff. „Etwas in der Art hier?“
Barry glotzte das Wappen an, das Chris hervorgeholt hatte. Sein Herzschlag beschleunigte. „Ja, das ist eins davon! Wo hast du’s gefunden?“
Rebecca ergriff scheu lächelnd das Wort. „Er musste mit einer großen Schlange darum kämpfen – einer wirklich großen Schlange. Ich glaube, sie war von den Auswirkungen des Unfalls betroffen, obwohl … ein artübergreifendes Virus, so etwas kommt eher selten vor.“
In vorgetäuschter Gelassenheit griff Barry nach dem Wappen und furchte die Stirn. „Unfall?“, fragte er.
Chris nickte. „Wir sind auf eindeutige Indizien gestoßen, dass sich auf dem Anwesen so was wie eine geheime Forschungseinrichtung befindet – und dass ein Virus, an dem dort gearbeitet wurde, ausgebrochen ist.“
„Eins, das offenbar Säugetiere und Reptilien infizieren kann“, ergänzte Rebecca. „Nicht nur unterschiedliche Spezies, sondern ganz verschiedene Familien.“
Meine bedroht es jedenfalls ganz sicher , dachte Barry düster.
Die Furchen auf seiner Stirn wurden noch tiefer. Während er allgemeine Nachdenklichkeit vortäuschte, suchte er lediglich nach einer plausibel klingenden Ausrede, um sich wieder absetzen zu können. Der Captain würde nicht mit ihm in Kontakt treten, solange er mit anderen zusammen war. Und er wollte dringend das Kupferstück in das Diagramm einsetzen, um zu demonstrieren, dass er noch mitspielte, kooperierte – und dass er den Rest des Teams dazu gebracht hatte, ihm bei der Suche zu helfen. Er konnte spüren, wie die Sekunden verrannen. Das Metall wurde warm unter seinen schwitzigen Fingern.
„Wir müssen das FBI hinzuziehen“, sagte er schließlich. „Umfassende Ermittlungen sind unumgänglich – militärische Unterstützung. Das Gebiet muss unter Quarantäne gestellt werden …“
Chris und Rebecca nickten, und wieder fühlte sich Barry von seinen Schuldgefühlen nahezu erdrückt. Gott, wenn sie doch nur nicht so arglos ihm gegenüber gewesen wären!
„ … aber dazu müssen wir erst die übrigen Wappen finden“, fuhr er fort. „Jill könnte inzwischen noch eins aufgestöbert haben, vielleicht sogar beide.“
Ich kann nur beten, dass es so ist.
„Weißt du, wo sie sich aufhält?“, fragte Chris.
Barry nickte geistesgegenwärtig. „Ich bin ziemlich sicher, aber dieses Haus ist ja der reinste Irrgarten … Warum wartet ihr beide nicht unten in der Haupthalle, während ich sie holen gehe? Dann könnten wir unsere Suche besser organisieren und effektiver vorgehen.“
Er lächelte und hoffte inständig, dass es überzeugender wirkte, als es ihm vorkam. „Sollten wir nicht umgehend auftauchen, sucht erst mal weiter nach diesen Dingern. Die Hintertür liegt am Ende der Korridore im Westflügel – Erdgeschoss.“
Chris schaute ihn einen Moment lang an, und Barry konnte sehen, wie sich in dem wachen Blick Fragen formten – Fragen, auf die Barry keine sehr überzeugenden Antworten hätte geben können:
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