Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Barry auf dem Spiel stand.
„Ich fürchte“, fügte er hinzu, „dass ich auf Ihre Unterstützung bestehen muss.“
Und nach einem schrecklich langen Moment löste sich Barrys Erstarrung in einem hilflosen Nicken.
DREIZEHN
Meine liebste Alma,
ich sitze hier und überlege, wo ich anfangen soll, wie ich mit ein paar einfachen Worten all das erklären soll, was sich in meinem Leben ereignet hat, seit wir zuletzt miteinander sprachen – und schon versage ich. Ich hoffe, dieser Brief erreicht dich bei bester Gesundheit und dass du mir die Sprunghaftigkeit meiner Gedanken verzeihst; das Ganze fällt mir nicht leicht. Selbst während ich schreibe, spüre ich, dass mir die einfachsten Zusammenhänge entgleiten; wie ich sie verliere an das Gefühl von Verzweiflung und Verwirrung. Doch ich muss dir sagen, was in meinem Herzen ist, ehe ich Ruhe finden kann. Habe Geduld und glaube mir, dass das, was ich dir erzähle, die Wahrheit ist.
Wollte ich dir die ganze Geschichte erzählen, bräuchte ich Stunden, und die Zeit ist knapp, also akzeptiere diese Dinge als Tatsache: Vorigen Monat ereignete sich ein Unfall im Labor, und das Virus, das wir untersuchten, brach aus. Alle meine Kollegen, die infiziert wurden, sind tot oder liegen im Sterben, und die Natur dieser Krankheit ist solcherart, dass diejenigen, die noch leben, ihren Verstand verloren haben. Das Virus beraubt seine Opfer ihres Menschseins und zwingt sie in ihrer Krankheit, Leben aufzuspüren und dieses zu vernichten. Selbst jetzt, da ich diese Worte schreibe, kann ich die anderen hören, sie drücken gegen meine verschlossene Tür wie geistlose, hungrige Tiere und schreien verlorenen Seelen gleich.
Es gibt keine Worte, die ehrlich und tief genug wären, um das Bedauern und die Scham auszudrücken, die ich empfinde ob des Wissens, dass ich an ihrer Erschaffung beteiligt war. Ich glaube zwar, dass sie jetzt nichts mehr spüren, weder Angst noch Schmerz – aber dass es sie nicht zu erschrecken vermag, was aus ihnen wurde, nimmt nicht die Last der Schuld von mir. Ich bin, zum Teil jedenfalls, verantwortlich für den Albtraum, der mich umgibt.
Trotz dieser Bürde, die sich mir ins Innerste gebrannt hat und die mich mit jedem Atemzug heimsucht, hätte ich doch versucht zu überleben, und sei es nur, um dich wiederzusehen. Doch auch mein stärkstes Bemühen konnte das Unvermeidliche nur hinauszögern; ich bin infiziert, und für das, was folgt, gibt es keine Heilung. Ich kann nur mein Leben beenden, bevor ich das Einzige verliere, was mich noch von den anderen unterscheidet: meine Liebe zu dir.
Bitte verstehe, bitte glaube mir, dass es mir leid tut.
Martin Crackhorn
Jill seufzte und legte das zerknitterte Blatt Papier behutsam auf den Schreibtisch. Diese Kreaturen waren Opfer ihrer eigenen Forschung. Es sah aus, als hätte sie den richtigen Verdacht gehabt hinsichtlich dessen, was in der Villa geschehen war – doch diesen innigen Brief zu lesen, dämpfte allen Stolz, den sie aufgrund ihrer detektivischen Fähigkeiten vielleicht empfunden hätte. Nachdem das Sonnen-Wappen ins Diagramm eingesetzt gewesen war, hatte Jill beschlossen, dass das Büro im Obergeschoss eine eingehendere Betrachtung verdiente – und nachdem sie dort ein wenig herumgewühlt hatte, war sie in einer Schublade auf das letzte hingekritzelte Bekenntnis von Crackhorn gestoßen.
Crackhorn, Martin Crackhorn – das war einer der Namen auf Trents Liste …
Jill runzelte die Stirn und ging langsam zur Tür des Büros. Aus irgendeinem Grund wollte Trent, dass S.T.A.R.S.vor allen anderen herausfand, was in der Villa vorgefallen war. Aber da er doch offensichtlich umfassend darüber Bescheid wusste, warum hatte er es nicht freiheraus gesagt? Und was gewann er, wenn er überhaupt etwas darüber in Umlauf brachte?
Jill durchquerte den kleinen Bürovorraum und trat, immer noch in Gedanken versunken, hinaus auf den Gang. Barry hatte sich zuvor merkwürdig verhalten, und sie musste herausfinden, weshalb. Vielleicht würde sie eine ehrliche Antwort bekommen, wenn sie ihn einfach auf den Kopf zu fragte.
Vielleicht aber auch nicht. Aber es wird mir in jedem Fall Aufschluss geben.
An der Hintertreppe hielt Jill inne, atmete tief durch – und hatte das Gefühl, dass etwas anders geworden war. Unsicher sah sie sich um, versuchte herauszufinden, was ihr Instinkt ihr mitteilen wollte.
Es ist wärmer. Nur ein bisschen, aber es ist definitiv wärmer. Und die Luft riecht nicht mehr ganz so abgestanden.
Als
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