Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
es nicht getan hatte, konnte sie nur vermuten, dass er sonst niemanden töten wollte und nicht nach weiteren Zielen suchte. Angenommen er befand sich noch in diesem unterirdischen Labyrinth, dann musste sie so leise wie möglich sein, wenn sie ihn finden wollte; die Tunnel waren perfekte Schallleiter, die selbst das leiseste Geräusch verstärkten.
Vorsichtig öffnete Jill die Metalltür, lauschte und schob sich dann in den düsteren Tunnel, wo sie sich dicht an der Wand hielt. Der Gang vor ihr war unbeleuchtet. Sie entschied sich, lieber den Weg zurückzugehen, den sie auch gekommen war. Die Dunkelheit eignete sich hervorragend für einen Hinterhalt. Jill wollte sich keine Kugel einfangen, um auf solch drastische Weise festzustellen, dass sie sich bezüglich der Absichten des Killers doch geirrt hatte.
Ein leises, knirschendes Rumpeln vibrierte durch die massiven Steinwände, als bewege sich etwas Großes. Instinktiv nutzte Jill das Geräusch aus, um einige gleitende Schritte nach vorne zu machen. Sie erreichte die nächste Metalltür genau in dem Moment, als das Rumpeln aufhörte und schlüpfte wieder in den Tunnel, wo sie auf Barry getroffen war. Leise schloss sie die Tür hinter sich.
Was zum Teufel war das? Hat sich angehört, als bewege sich eine ganze Wand!
Sie schauderte, als sie wieder an die sich senkende Decke in einem der Zimmer des Hauses denken musste. Vielleicht waren die Tunnel ähnlich präpariert? Sie musste bei jedem Schritt auf der Hut sein. Die Vorstellung, zermalmt zu werden von irgendeinem bizarren unterirdischen Mechanismus, weckte neues Grauen.
Das sechseckige Loch neben der Grube kam ihr wieder in den Sinn. Jill nickte langsam und beschloss, dass sie noch einen Blick auf die Türen werfen musste, an die sie vorhin nicht herangekommen war. Vielleicht verfügte der Mörder über das erforderliche Werkzeug, und womöglich hatte der Lärm, den sie gehört hatte, daher gerührt, dass er es benutzt hatte. Sie konnte sich irren, aber nachzusehen konnte nicht schaden …
Und dabei werde ich mich wenigstens nicht verlaufen.
Sie streckte die Hand nach der Tür aus, durch die sie dorthin zurückgelangen würde, hielt jedoch inne und legte den Kopf schief, um besser das seltsame Geräusch aufzufangen, das aus dem Tunnel hinter ihr drang. Es hörte sich an wie … das Quietschen einer rostigen Angel? Oder irgendein Vogel vielleicht? Was immer es auch sein mochte, es war laut.
Wamp. Wamp. Wamp.
Dieses Geräusch kannte sie. Schritte, die sich in ihre Richtung bewegten – entweder Barry oder jemand, der eine ähnliche Statur besaß. Das Stapfen dröhnte laut – aber es waren zu große Pausen dazwischen, es kam zu … bedächtig.
Hau bloß ab. Los!
Jill packte den Metallriegel und rannte in den nächsten Tunnel. Es kümmerte sie nicht mehr, wie viel Lärm sie machte. Mochte sie ihn manchmal auch falsch interpretieren, so ging ihr Instinkt doch nie fehl – und jetzt sagte er ihr, dass sie keinesfalls vor Ort sein wollte, wenn – wer oder was auch immer diese Geräusche verursachte – aufkreuzte.
Jill rannte den Korridor ein Stück weit hinunter, weg von der Leiter, die zum Hof empor führte – dann zwang sie sich, langsamer zu werden, und atmete tief durch. Sie konnte nicht einfach blindlings weiterhasten. Es gab hier unten bestimmt noch andere Gefahren als die, die sie bereits bewältigt hatte …
Hinter ihr öffnete sich die Tür.
Jill wirbelte herum, riss die Beretta hoch – und starrte entsetzt auf das Ding, das da stand. Es war riesig und von menschlicher Gestalt – doch damit hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Es war nackt, aber geschlechtslos, und sein gesamter muskulöser Körper war von rauer, dunkelgrüner, amphibienhafter Haut bedeckt. Vornüber gebeugt stand es da, so dass seine unmöglich langen Arme fast den Boden berührten. Sowohl Hände als auch Füße waren mit Furcht erregenden Krallen bestückt. Kleine, helle Augen in einem flachen Reptilienschädel starrten auf Jill.
Das Ding fixierte sie mit seinem unheimlichen Blick, öffnete sein breites Maul – und stieß einen fürchterlichen, hohen Schrei aus, wie Jill ihn noch nie gehört hatte. Das Kreischen hallte von den Wänden wider und schürte Todesangst.
Jill drückte ab. Drei Schüsse klatschten der Kreatur in die Brust und ließen sie nach hinten taumeln. Sie strauchelte, und prallte gegen die Tunnelwand, ehe sie sich mit einem weiteren furchtbaren Schrei mit ihren kraftstrotzenden Beinen abstieß, die
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