Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
in dem Moment, als die Krallen herunterkrachten, in die Aufzugtür hackten und die Wand durchbohrten, dort, wo Rebecca eine Sekunde vorher noch gestanden hatte.
Sie wich taumelnd nach hinten, als sich das Monster umwandte, seinen Blick abermals auf sie gerichtet, und einen Schritt tat. Es war so zielgerichtet und unerbittlich wie eine Maschine. Es streckte einen seiner überlangen Arme nach hinten, etwa so, als wollte es einen Ball werfen, und machte einen zweiten dröhnenden Schritt.
Denk nach, denk nach! Im Kampf konnte sie das Ding nicht besiegen, und wahrscheinlich konnte sie es mit dem, was ihr noch zur Verfügung stand, auch nicht umbringen. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, es irgendwie zu überlisten …
Ihr Plan war noch gar nicht ganz fertig, als sie auch schon begann, ihn in die Tat umzusetzen. Die Kreatur war riesengroß, sie konnte nicht ohne weiteres stoppen, wenn sie einmal rannte – wenn Rebecca das Ding also dazu brachte, sich in Bewegung zu setzen, und wenn sie im letzten Augenblick auswich, mochte sie genug Zeit haben, um die Aufzugtür zu öffnen. So weit vom Fahrstuhl entfernt, wie es in dem kleinen Raum möglich war, blieb sie stehen.
Ein weiterer Schritt. Die Krallen klickten. Rebecca musste all ihre Willenskraft aufbieten, um nicht loszurennen. Sie hielt die Schrotflinte auf das Wesen gerichtet und machte sich bereit, zum Aufzug zu sprinten, sobald das Ding schneller wurde.
Das Grinsen des Monsters wurde breiter, als es die Knie leicht beugte, wie um sich zum Sprung bereitzumachen …
… und dann bewegte es sich; nur ein paar schnelle Schritte und es würde sie erreicht haben. Rebecca flog, duckte sich und rannte, rammte gegen die Aufzugtür, packte den Griff mit zitternden, hastigen Händen. Sie riss die Tür auf, warf sich hinein, drehte sich, um die Tür zu schließen …
… und das Ding war ihr schon wieder auf den Fersen, rannte wieder, schnell, viel zu schnell. Die Tür würde nicht halten, das wusste Rebecca. Sie hob die Schrotflinte, nahm sich keine Zeit zum Zielen, schoss.
Der Schuss traf die rechte Schulter des Dings. Es wankte nach hinten, schrie, Blut spritzte aus der Wunde, und dann sah Rebecca nichts mehr. Sie zog die Tür zu, drückte den untersten Knopf, schloss die Augen und fing an zu beten.
Sekunden vergingen. Der Lift glitt nach unten, weiter und weiter – und hielt endlich an. Rebecca unterbrach ihr Gebet lange genug, um von draußen das Rauschen von Wasser hören zu können – muss die Kanalisation sein –, aber sie war noch zu entsetzt, als dass sie das wirklich kümmerte. Ihr Körper zitterte wie wild.
Nach, wie ihr schien, einer langen Zeit verebbte das Zittern. Sie war okay … oder am Leben zumindest, und das war doch etwas. Mit einem letzten Gebet, in dem sie ihrer Hoffnung Ausdruck verlieh, dass sie dieses Ding nie wieder sehen musste, drückte Rebecca die Tür auf und trat hinaus.
William Birkin brach endlich – endlich! – auf, als er den unmenschlichen Schrei durch die ansonsten stille Einrichtung hallen hörte – ein Schrei schierer Rage. Vor dem Eingang des kleinen unterirdischen Tunnels, der nach draußen führte, blieb Birkin stehen und blickte zurück zum Kontrollraum. Er hatte die vergangenen beiden Stunden in diesem winzigen, versteckten Bereich verbracht und erst mit einer Entscheidung gerungen und dann damit, den Computer dazu zu bringen, seinen Override-Befehlen zu gehorchen. Die Zerstörungssequenz war auf wenig mehr als eine Stunde angesetzt. Wie Wesker vorgeschlagen hatte, würde die Auslöschung der Einrichtung und ihrer Umgegend mit dem Anbruch des neuen Tages zusammenfallen.
Dieser Schrei … Birkin hatte noch nie etwas Vergleichbares gehört, wusste aber trotzdem sofort, worum es sich handelte, da er das Projekt in seinen letzten Phasen miterlebt hatte. Nichts anderes konnte einen solchen Laut ausstoßen. Der Prototyp des Tyranten war auf freiem Fuß.
Die Schatten, die den engen Tunnel säumten, schienen ihm auf einmal zu tief, zu einsam. Zu sehr in der Lage, ein Geheimnis zu bergen.
Birkin drehte sich um und eilte davon, und jetzt war er sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Alles würde in Flammen aufgehen.
Billy hörte etwas. Er hob seinen schweren Kopf und schaffte es, ihn ein wenig zu drehen. Dort, links von ihm, öffnete sich eine Tür auf den Laufsteg, und es trat eine menschliche Gestalt heraus.
„Hey“, rief er, aber er brachte keine Lautstärke zustande, seine Stimme verlor sich im
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