Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
erklang auch schon ein hektisches Patpatpatpat! – und plötzlich troffen lange Fäden des giftigen roten Rotzes von dem schwarzen Stoff vor Johns Gesicht. Er gab ihnen ein Handzeichen, und Leon rief: „Jetzt!“
Cole rannte, den Kopf nach unten geneigt, sodass er im Rennen nur die Stiefel von Leon sah, der vor ihm lief, verschwommenen grauen Felsboden und seine eigenen dürren Beine.
Zu seiner Linken vernahm er einen gurgelnden Schrei und duckte sich entsetzt noch tiefer.Und dann war er auf der Brücke. Flache Holzleisten bewegten sich unter seinen Füßen, mit dünnen Seilen aneinander gebunden. Er sah die V-förmige Schlucht darunter, sah, dass sie tief war, dass sie sich fünfzehn, zwanzig Meter unter dem Planeten in den Erdboden gegraben hatte …
… und schon stand er wieder auf grauem Boden, noch bevor ihm etwas wie Höhenangst überhaupt in den Sinn kommen konnte. Er rannte, dachte, wie wunderbar es doch war, dass alles, woran er zu denken brauchte, Leons Stiefel waren, und sein Herz hämmerte gegen sein Brustbein.
Sekunden oder Minuten später, er wusste es nicht, wie viel Zeit verstrich, wurden die vorauseilenden Stiefel langsamer, und Cole wagte es aufzusehen. Die Wand – da war die Wand, und dort war die Luke! Sie hatten es geschafft!
„John, los!“ , schrie Leon, rannte ein paar Schritte zurück, die Pistole erhoben und schussbereit. „Los!“
Cole drehte sich um, sah, wie John sich die schwarze Kapuze vom Kopf riss, sah, wie sich die Horde Spucker lose vor ihm formierte, und hörte sechs, sieben von ihnen wieder ihre Schreie ausstoßen.
John stürmte durch ihre Reihen und mindestens zwei der Biester spuckten, aber er war schnell, schnell genug, dass ihn nur ein klein wenig von dem aggressiven Schleim an der Schulter erwischte – jedenfalls so weit Cole es sehen konnte. Die monströsen Kreaturen setzten ihm hüpfend hinterher, nicht ganz so schnell wie er, aber beinahe.
Lauf, lauf, lauf!
Cole richtete die Neunmillimeter auf die Spucker, bereit abzudrücken, sobald er der Auffassung war, einen sicheren Schuss ansetzen zu können.
John erreichte die Brücke …
… und verschwand.
Denn die Brücke stürzte ein und riss John mit in die Tiefe!
SECHZEHN
John spürte, wie die Brücke leicht absackte, etwa eine halbe Sekunde bevor die Seile rissen. Instinktiv streckte er die Arme aus, immer noch im Rennen und im Glauben, dass er es schaffen würde …
… und dann fiel er. Seine Knie krachten in eine sich bewegende Wand aus Holzlatten, seine Hände schlossen sich in dem Moment, da sie etwas Festes spürten …
… und alles, was er hörte, war ein Geräusch, das klang wie Woosch! Dann schlugen die Knöchel seiner rechten Hand gegen Fels, und er baumelte über einem Abgrund, eine lose Holzlatte in seiner Linken. Er hatte es geschafft, eines der Stücke zu greifen, die noch mit der nun herabhängenden Brücke verbunden waren. Beide Seile, mit denen die Konstruktion am Nordrand der Schlucht befestigt gewesen war, waren gerissen.
John ließ die nutzlose Latte fallen und hörte, wie sie und weitere Teile, die sich gelöst hatten, am Boden der Schlucht aufschlugen. Er griff nach oben, um mehr Halt zu finden …
… und plötzlich tauchte ein Klumpen roten Schleimes vor ihm auf, weniger als eine Handspanne neben seinem Gesicht, und rutschte an einem zerschmelzenden Tau die Schluchtwand hinab.
Gequirlte Kacke … !
Dann feuerte jemand aus einer Neunmillimeter, und das anschwellende Rasseln von Kreaturen, die sich zum Spucken bereitmachten, machte ihm endgültig klar, dass er unbedingt aus diesem Schlamassel herausmusste.
Er fasste wieder nach oben, seine Bizepse spannten sich, dehnten den Stoff seines Sweatshirts, als er eine der Latten packte und sich daran hochzog. Über ihm ertönten weitere Schüsse, näher jetzt, und ein Ruf von Leon, der überlagert wurde, als noch mehr Schüsse dröhnten.
Haut rein, Jungs, ich komme!
Hand über Hand zu klettern war die Hölle, besonders mit blutenden Knöcheln und einem Schnellfeuergewehr um den Hals, aber John fand, dass er sich ganz gut machte, griff hinauf nach dem nächsten Halt …
… und heiße Nässe traf den Rücken seiner rechten Hand, und es tat weh , es war wie Säure, brannte höllisch …
… und er ließ los, schleuderte die glibberige Masse von sich und wischte sich die Hand wie wild am Sweatshirt ab. Mit der Linken hielt er sich mit Müh und Not an der wackelnden Brücke fest. Der Schmerz war wie flüssiges Feuer, zum
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