Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
scharf und unerbittlich.
„… wenn Sie also überleben wollen, sollten Sie mit uns kommen.“
„Vergessen Sie’s“, schnappte Bertolucci. „Ich bleib hier, bis die Kavallerie aufkreuzt – und wenn ihr schlau seid, tut ihr dasselbe.“
Leon schüttelte den Kopf. „Es könnte Tage dauern, bis jemand kommt. Unsere beste Chance besteht darin, einen Fluchtweg aus Raccoon zu finden – und Sie haben diesen Schrei gehört. Wollen Sie wirklich Besuch bekommen von … von was auch immer ihn ausgestoßen hat?“
Ada war beeindruckt: Irgendein Umbrella-Freak konnte jeden Augenblick auf sie zugetorkelt kommen, und Leon versuchte tatsächlich, die wertlose Haut dieses abgehalfterten Reporters zu retten!
„Das Risiko geh ich ein“, erwiderte Bertolucci. „Viel Glück beim Fluchtversuch, ihr werdet es brauchen … “
Der zerzauste Reporter trat ans Gitter, sein Blick pendelte zwischen ihnen hin und her, dann fuhr er sich mit einer Hand über das fettige Haar.
„Hört zu“, sagte er mit weicherer Stimme als zuvor. „Im hinteren Teil des Gebäudes ist ein Zwinger mit einer Einstiegsluke drin, durch die man in die Kanalisation gelangt. Das ist wahrscheinlich der schnellste Weg aus der Stadt hinaus.“
Ada seufzte innerlich. Großartig – das war’s also mit ihrem Geheimweg zum Labor. Wenn sie Leon jetzt abhängte, würde er etwa fünf Minuten brauchen, um sie wiederzufinden.
Du kannst ihn immer noch umbringen, wenn es so weit kommt. Oder … du kannst dafür sorgen, dass er sich in der Kanalisation verirrt, und dann zu Bertolucci zurückkehren, während er den Weg für dich freiräumt.
Im Gegensatz zu Bertolucci wollte sie dem, was immer da geschrien hatte, nicht über den Weg laufen – und jetzt, da sie wusste, dass er hierbleiben würde, war es nur der nächste logische Schritt, den Cop fortzulocken.
Was tu ich nicht alles, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden …
„Na schön, ich geh und seh’s mir an“, sagte sie, und ohne Leons Erwiderung abzuwarten, drehte sie sich um und lief auf das Tor zu.
„Ada! Ada, warte!“
Sie ignorierte ihn, eilte an den leeren Zellen vorbei und zurück in den kühlen Gang, erleichtert, dass der Durchgang immer noch frei war – und sie fühlte sich ein klein wenig entnervt ob ihres plötzlichen Widerstrebens, die Situation zu vereinfachen. Die Sache wäre viel leichter gewesen, wenn sie sich der beiden entledigt hätte, eine Entscheidung, die auszuführen sie unter anderen Umständen kaum gezögert hätte. Aber der Tod stand ihr bis obenhin – Umbrella stand ihr bis obenhin. Es widerte sie an, was diese Leute getan hatten; sie würde den Cop nicht umlegen, wenn es nicht sein musste.
Und wenn es sein musste, wenn es darauf hinauslief, entweder einen Unschuldigen zu opfern oder ihren Auftrag abzuschließen?
Dass sie es fertigbrachte, sich diese Frage überhaupt zu stellen, verriet ihr mehr über ihren Gemütszustand, als sie sich eingestehen wollte. Ada erreichte die Tür zum Zwinger, holte tief Luft, vertrieb alles quälende Gefühl aus ihrem Denken und trat hinein, um auf Leon Kennedy zu warten.
VIERZEHN
So schön … Selbst im Tod war Beverly Harris noch von umwerfender Schönheit, doch Irons konnte es nicht riskieren, dass sie aufwachte, so lange er nicht auf sie Acht gab. Vorsichtig verstaute er sie in dem Schrank unter dem Spülbecken und verriegelte ihn. Er schwor sich, dass er sie herausholen würde, sobald er mehr Zeit hatte. Sie würde das erlesenste Tier sein, das ihm je unter die Finger gekommen war, wenn er sie erst einmal ordentlich präpariert und in Pose gebracht hatte, für die Ewigkeit konserviert … ein wahr gewordener Traum.
Falls ich die Zeit habe. Falls mir überhaupt noch Zeit bleibt.
Irons wusste, dass er sich einmal mehr selbst bemitleidete, aber es war niemand sonst zum Bedauern da, niemand, der das schiere Ausmaß all dessen, was er durchgemacht hatte, hätte bestaunen können. Er fühlte sich schrecklich – traurig und wütend und allein – , aber er hatte auch das Gefühl, dass die Dinge endlich klar geworden waren. Er wusste jetzt Bescheid, wusste, warum man ihm so zusetzte, und diese Erkenntnis hatte ihm Klarheit verschafft – so deprimierend die Wahrheit auch sein mochte, er war zumindest nicht mehr orientierungslos.
Umbrella. Eine Umbrella-Verschwörung, um mich zu vernichten, die ganze Zeit schon …
Irons saß auf dem ramponierten, fleckigen Tisch im Sanktuarium, seinem ganz speziellen, privaten Ort, und fragte sich,
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