Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
würde. Tja, das nannte man wohl einen beschissenen Tag.
Das Ganze hatte vor gerade einmal zehn Tagen begonnen, in Paris. Die kleine Redfield war in die Administration des Hauptquartiers eingedrungen und hatte einen verdammt heftigen Kampf hingelegt, ehe er sie vor den Lauf bekommen hatte. Nun, die Wahrheit war, dass er verdammtes Glück hatte, denn sie zog ihre Knarre – und das Ding war leer gewesen.
Ja, ein Mordsglück , dachte er bitter. Hätte er gewusst, was die nächste Zukunft für ihn bereithielt, hätte er ihr die Kanone wahrscheinlich höchstpersönlich nachgeladen …
Die Belohnung dafür, dass er sie lebendig geschnappt hatte, bestand in der Gelegenheit, seine Elite-Sicherheitseinheit auf Herz und Nieren zu prüfen – und zwar mit echten, lebenden Virusträgern, draußen auf Rockfort, der Anlage auf einer abgelegenen Insel im südlichen Atlantik. Das Mädchen sollte als neues Testobjekt für die Wissenschaftler enden oder vielleicht auch als Köder für ihren lästigen Bruder und seinen bauernhaften S. T. A. R. S.-Aufstand, über den Rodrigo dauernd irgendwelche Gerüchte hörte. Siebzehn Leute waren bei Redfields kleinem Tanz durch die HQ -Administration schwer verletzt worden, fünf weitere tot. Die meisten von ihnen waren miese Schlipsträger gewesen, die Rodrigo einen Scheiß gekümmert hatten, aber die Gefangennahme des Mädchens bedeutete, dass er sich auf eine ordentliche Gehaltserhöhung freuen konnte. Seinetwegen konnte Umbrella die Kleine in eine riesige Neonkakerlake verwandeln – sie hatten bestimmt schon Schlimmeres getan …
Er hatte zehn Tage, um seinen Trupp vorzubereiten, zehn Tage, in denen die Verhörspezialisten im Hauptquartier erfolglos versuchten, das Mädchen auszuquetschen. Die Reise von Paris über Capetown nach Rockfort war ein Klacks gewesen; die Piloten waren spitze, und das Mädchen hatte schlauerweise die Klappe gehalten. Seine Männer waren heiß auf die Gelegenheit, die man ihnen bot, und bester Stimmung, als sie schließlich landeten und sich auf die ersten Drills vorbereiteten.
Und dann, keine acht Stunden nachdem sie die Insel erreicht hatten – Rodrigo war erst zum zweiten Mal hier – , war die Anlage von Unbekannten auf brutale Weise angegriffen worden – ein präziser Luftschlag aus heiterem Himmel. Definitiv topfinanziert, modernste Technologie und scheinbar unbegrenzte Munitionsvorräte – die Helikopter und Flugzeuge waren wie ein donnernder schwarzer Alptraum über sie hinweggerollt.
Der Angriff war bestens geplant und gnadenlos. Soweit Rodrigo feststellen konnte, war alles getroffen worden: das Gefängnis, die Labors, die Trainingsanlage … Wenn er es richtig mitbekommen hatte, war das Ashford-Gebäude verschont geblieben. Er hätte aber nicht darauf gewettet.
Der Luftschlag war bereits verheerend gewesen, wurde aber von dem übertroffen, was als Nächstes folgte – aus dem zerstörten Hotzone-Labor entwich ein halbes Dutzend verschiedener Variationen des T-Virus, und darüber hinaus war eine Anzahl bio-organischer Waffen ( BOW ) befreit worden. Die T-Reihe verwandelte Menschen in hirnlose Kannibalen, eine unglückselige Nebenwirkung, aber sie war ja auch nicht entwickelt worden, um bei Menschen angewandt zu werden. Dank der fragwürdigen Möglichkeiten moderner Wissenschaft waren die meisten der neuen Waffenobjekte nicht einmal annähernd menschlich, und das Virus verwandelte sie in wahre Killermaschinen.
Chaos war ausgebrochen. Der Kommandant des Stützpunkts, dieser unheimliche Irre namens Alfred Ashford, hatte keinen Finger gerührt, um Gegenmaßnahmen zu organisieren, und so war es an den ranghöheren Soldaten gewesen, dies zu übernehmen. Die Gefangenen waren nutzlos, aber es hatte genügend Grünschnäbel unter der Belegschaft gegeben, um einen überwältigend erfolglosen Gegenangriff zu führen. Rodrigos eigene Jungs waren ebenso rasch gefallen wie die anderen, waren auf dem Weg zum Heliport von drei OR 1ern – die zurzeit bevorzugte T-Virus-Brut – ausgelöscht worden.
All das Training dahin in ein, zwei Minuten. Die OR 1er waren ganz besonders abscheulich, höchst aggressiv und außerordentlich stark. Zum Glück waren nur ein paar dieser Kreaturen ausgebrochen … aber andererseits brauchte es auch nicht mehr. Die Soldaten nannten sie „Bandersnatches“, wegen ihrer immensen Reichweite. Irgendwie war es fast komisch, dass seine Männer so sorgsam darauf bedacht gewesen war, einer Infektion vorzubeugen. Sie hatten
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