Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter

Leuchten zu ihm herauf, das in den Nachthimmel strahlte wie ein Heiligenschein, der sich über die Stadt gebreitet hatte. Auf eine ganz eigene Weise war es sehr schön.
    Trent trank seinen Kaffee aus und fuhr mit dem Finger geistesabwesend das Umbrella-Logo auf dem Porzellan nach. Dabei dachte er an Dunkelheit und Licht, an Gut und an Böse und an die Grautöne, die es zwischen all dem gab. Er musste sehr vorsichtig sein und es nicht nur vermeiden, dass er enttarnt wurde. Es waren diese Grautöne, die ihm Sorgen bereiteten.
    Ein paar Augenblicke später kehrte Trent der sich verdichtenden Dunkelheit den Rücken zu und ging ins Gebäude zurück. Es blieb noch viel zu tun, bevor er wirklich Feierabend machen durfte.

ANMERKUNG DER AUTORIN
    Treuen Lesern dieser Serie mögen Abweichungen hinsichtlich Zeit und Figuren zwischen den Büchern und den Spielen auffallen (oder auch zwischen den einzelnen Büchern). Da die Spiele und Romanadaptionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und von unterschiedlichen Leuten geschrieben, überarbeitet und hergestellt werden, ist eine absolute Stimmigkeit nahezu unmöglich. Ich kann nur in unser aller Namen um Nachsicht bitten und hoffen, dass Sie trotz chronologischer Fehler weiterhin Ihren Spaß haben werden an dieser Mischung aus Zombies und unglückseligen Helden, die Resident Evil zu einem solchen Vergnügen macht.

DIE AUTORIN
    S. D. (Stephani Danielle) Perry schreibt – aus Freude wie auch zum Broterwerb – Multimedia-Romanadaptionen in den Genres Fantasy, Science Fiction und Horror. Zwei Beiträge aus ihrer Feder erschienen in der hochgelobten Kurzgeschichtensammlung Star Trek: The Lives of Drax , außerdem ist sie die Autorin von The Avatar , dem Post-Finale-Relaunch der Star Trek: Deep Space Nine -Romanreihe. Zu ihren weiteren Werken zählen mehrere Aliens -Romane sowie die Buchfassungen von Timecop und Virus . Unter dem Namen Stella Howard schrieb sie einen Originalroman zur Fernsehserie Xena . „Nemesis“ ist ihr fünftes Buch in der erfolgreichen Resident Evil -Serie. Mit ihrem Ehemann und ihren geliebten Hunden lebt S. D. Perry in Portland, Oregon.

CODE: VERONICA
    S. D. Perry

Für Jay und Char, zwei treue Leser,
    zwei völlig Verrückte

Die Kinder des Bösen sind
    fraglos von Sinnen.
    – Judith Moriae

PROLOG
    Im unmittelbaren Angesicht des Todes, umgeben von Verseuchten und Sterbenden und während die Trümmer eines brennenden Hubschraubers vom Himmel fielen, konnte Rodrigo Juan Raval dennoch nur an das Mädchen denken. Daran und dass er verdammt noch mal von hier verschwinden musste.
    Sie wird auch sterben … beweg dich!
    Als der kleine Friedhof rumpelte und erbebte, warf Rodrigo sich in die Deckung eines namenlosen Grabsteins. Mit einem markerschütternden metallischen Krachen schlug ein gewaltiges rauchendes Teilstück des Helikopters in der gegenüberliegenden Ecke des Geländes ein und übergoss die da stehenden, verwesenden Gefangenen und Soldaten mit brennendem Treibstoff, der wie greller, öliger Regen zu Boden klatschte.
    Rodrigo landete im Dreck und spürte etwas wie einen Blitz durch seine Eingeweiden fahren, als er mit den Rippen gegen eine von Unkraut überwucherte, schwarze Marmortafel prallte. Der Schmerz kam schlagartig und war entsetzlich, lähmend – aber irgendwie schaffte Rodrigo es, bei Bewusstsein zu bleiben. Er konnte sich nicht erlauben, ohnmächtig zu werden.
    Einen halben Meter von ihm entfernt fräste sich ein Rotorblatt in den Boden und schleuderte sandige Erde in den Abendhimmel. Er hörte einen neuerlichen Chor aus unartikuliertem Stöhnen. Die Virusträger protestierten gegen den Feuerregen. Ein infizierter Aufseher schlurfte vorbei, sein Haar flammend wie eine Fackel. Der Blick seiner leeren Augen schweifte suchend umher.
    Sie spüren es nicht, spüren rein gar nichts , rief sich Rodrigo voller Verzweiflung in Erinnerung. Er konzentrierte sich aufs Atmen und hatte schon Angst, sich zu bewegen, während der Schmerz allmählich zu kreischen aufhörte und nur mehr brüllte. Sie sind keine Menschen mehr.
    Die Luft war voll mit Dämpfen, die Schwindelgefühle hervorriefen, und dem Gestank von rasend schnell voranschreitender Verwesung und verbrennendem Fleisch. An irgendeiner anderen Stelle des Gefängnishofes hörte er Schüsse, aber nur ein paar. Die Schlacht war vorbei, und es gab nur Verlierer. Rodrigo schloss die Augen, so lange er glaubte, es wagen zu können, und war sich ziemlich sicher, dass er keinen Sonnenaufgang mehr erleben