Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
Spezialfiltermasken aufgesetzt, noch während die ersten Bomben fielen, und waren trotzdem – wenn auch indirekt – von dem Virus dahingerafft worden.
Zumindest war es schnell vorbei. Bevor sie überhaupt begriffen, in welchem Schlamassel sie steckten , dachte Rodrigo und beneidete sie um ihre Hoffnung. Er war verletzt, er war erschöpft, und er hatte Dinge gesehen, die ihn, das wusste er, für den Rest seines Lebens heimsuchen würden, ganz gleich, wie lange das noch sein mochte. Sie sind diejenigen, die Glück hatten.
Rockfort war zur Hölle auf Erden geworden. Das von Menschenhand erschaffene Virus zersetzte sich sehr schnell an der Luft und hatte nur etwa die Hälfte der Inselbewohner infiziert … Doch die neuen Träger hatten sich umgehend an der anderen Hälfte gütlich getan und die Seuche so doch noch komplett verbreitet. Einige hatten es geschafft, gleich zu Anfang zu fliehen, aber nun, inmitten all der infizierten und befreiten BOW , war die Chance zur Flucht verschwindend gering geworden. Die ganze Insel wimmelte von ihnen.
Vielleicht soll es so sein. Vielleicht bekommen wir jetzt alle, was wir verdient haben.
Rodrigo wusste, dass er kein schlechter Mensch war, aber er machte sich nichts vor, er war auch keiner von den Guten. Gegen ordentliches Geld hatte er sich blind gestellt für ein paar wirklich üble Machenschaften, und so gerne er die Schuld auch von sich gewiesen hätte, konnte er doch nicht leugnen, dass er selbst eine kleine Rolle bei der Apokalypse gespielt hatte, die ihn nun umgab. Umbrella hatte mit dem Feuer gespielt … aber nicht einmal nach dem Niedergang von Raccoon City, nicht einmal nach den Katastrophen von Caliban Cove und in der unterirdischen Anlage hatte er je wirklich in Betracht gezogen, dass ihm oder seinem Team etwas Vergleichbares zustoßen könnte.
Ein weiterer wandelnder Toter passierte sein behelfsmäßiges Versteck. Dort, wo die Kiefer des Zombies hätten sein sollen, klaffte eine ziemlich frische Schusswunde. Instinktiv duckte sich Rodrigo tiefer und musste sich abermals zusammenreißen, um nicht bewusstlos zu werden, weil der neuerlich einsetzende Schmerz entsetzlich heftig war. Er hatte sich schon früher einmal Rippen gebrochen, aber das hier war mehr, wahrscheinlich kam noch eine innere Verletzung dazu. Ein Leberriss vielleicht, der ihn hundertprozentig umbringen würde, falls er nicht bald Hilfe bekam. Und wenn seine grandiose Pechsträhne weiter anhielt, würde er wohl innerlich verbluten, noch bevor er aufgefressen werden konnte …
Seine Gedanken schweiften ab, der Schmerz reichte tief in ihn hinein, und so sehr er sich auch ausruhen wollte, war da doch das Mädchen, das er nicht vergessen konnte. Er war jetzt schon so nah. Einer der Aufseher hatte sie bewusstlos geschlagen, bevor sie untersucht werden sollte, und das war unmittelbar vor dem Angriff geschehen. Sie musste sich noch in der Isolationszelle befinden, und der unterirdische Eingang lag direkt hinter den brennenden Hubschraubertrümmern.
Hab’s fast geschafft, danach kann ich mich ausruhen.
Die meisten der entmenschten Virusträger hatten sich, wohl einem Urinstinkt gehorchend, von der lodernden Absturzstelle entfernt. Und irgendwo hatte Rodrigo seine Waffe verloren, aber wenn er hinter die aufrecht stehenden Grabsteine an der Westmauer rannte …
Er richtete sich in eine sitzende Position auf. Der Schmerz wurde schlimmer, verursachte ihm Übelkeit und ein Schwächegefühl. Im Erste-Hilfe-Kasten des Zellentraktes musste sich eine Flasche mit blutstillender Flüssigkeit befinden, die zumindest eine etwaige innere Blutung eindämmen würde. Ein Gedanke, der ihm Kraft gab, auch wenn er glaubte, bereit für den Tod zu sein – soweit man überhaupt dafür bereit sein konnte …
Aber nicht bevor ich bei dem Mädchen bin. Ich hab sie gefangen, ich hab sie hierher gebracht. Meine Schuld, und wenn ich sterbe, stirbt sie auch.
Trotz all des Entsetzens, das er an diesem Tag mit angesehen, trotz der Kameraden, die er verloren hatte, und der steten, nagenden Angst davor, einen wahrhaft grässlichen Tod zu erleiden, konnte er nicht aufhören, an sie zu denken. An Claire Redfields Händen klebte Blut, sicher, aber sie hatte es nicht so gewollt, im Gegensatz zu Umbrella. Im Gegensatz zu ihm. Sie hatte nicht aus Habgier getötet, sie hatte ihn nicht gezwungen, sein Gewissen all die Jahre quasi auszuschalten … und nachdem er Zeuge geworden war, wie seine Elitetruppe von Monstern massakriert wurde,
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