Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
Plan gewesen, Umbrella so viel Schaden wie nur möglich zuzufügen – und Alexia war zweifellos der klügste wissenschaftliche Kopf, der in der Biowaffenforschung am Werke war, vielleicht der klügste überhaupt.
Damit durfte Claire nicht davonkommen. Er würde sie finden … oder, besser noch, warten, bis sie zu ihm kam, was sie sicherlich tun würde. Er konnte sie beobachten, auf der Lauer liegen wie ein Jäger, und das Mädchen war seine Beute.
Und warum willst du sie gleich umbringen, wo du vorher doch so viel Spaß mit ihr haben könntest? Das war Alexias Stimme in seinen Gedanken, die ihn an die Spiele ihrer Kindheit erinnerte, das Vergnügen, das sie mit ihren gemeinsamen Experimenten gehabt hatten, als sie bemerkenswerte Versuche durchgeführt und zugesehen hatten, wie Lebewesen litten und starben. Diese Erfahrung, dieses Teilen intimster Erlebnisse, hatte das Band zwischen ihnen zu Stahl werden lassen.
Ich kann sie am Leben und Alexia mit ihr spielen lassen … oder ich könnte sie in ein Labyrinth locken, um zu sehen, wie sie sich gegen ein paar unserer Schoßtierchen schlägt … Es gab viele Möglichkeiten. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen konnte Alfred per Computer sämtliche Türen der Insel aufschließen. Er konnte die Kleine mit Leichtigkeit überall dorthin dirigieren, wo er sie haben wollte, und sie ganz nach Belieben töten.
Claire Redfield hatte ihn unterschätzt, alle hatten sie das getan, aber damit war nun Schluss … und wenn die Dinge so liefen, wie Alfred zu hoffen begann, würde der Tag in einer sehr viel freundlicheren Note ausklingen als dem kläglichen Misston, mit dem er begonnen hatte.
Wenn sich hier infizierte Hunde herumtrieben, dann versteckten sie sich gegenwärtig. Der offene Hof, auf den Claire hinaustrat, war mit Leichen übersät, deren Fleisch im fahlen Mondlicht widerlich grau wirkte, bis auf die unzähligen Stellen, die mit Blut besudelt waren. Keine Hunde, keine Bewegung, bis auf die tief hängenden Wolken, die über den sich zuziehenden Nachthimmel jagten. Claire verharrte einen Augenblick lang, durchforstete die Schatten, machte sich mit ihrer Umgebung vertraut und ließ dann den Ausgang hinter sich zurück.
„ Steve “, flüsterte sie scharf. Aus Angst vor dem, was auf sie lauern mochte, wagte sie es nicht zu rufen. Doch leider war Steve Burnside ebenso verschwunden wie der heulende Hund, den sie gehört hatte; Steve schien nicht einfach nur davongegangen zu sein, sondern einen regelrechten Sprint hingelegt zu haben.
Warum? Warum wollte er denn bloß allein sein? Vielleicht irrte sie sich ja, aber Steves Argument, dass er sich nicht behindern lassen wollte, klang einfach nicht nach der Wahrheit. Als sie unversehens in den Alptraum von Raccoon gestolpert war, hatte ihr Zusammentreffen mit Leon die Sache völlig verändert. Sie waren zwar nicht die ganze Zeit über zusammen geblieben, aber einfach nur zu wissen, dass da noch jemand war, der ebenso entsetzt war und Angst hatte wie sie … anstatt sich hilflos und allein zu fühlen … hatte sie in die Lage versetzt, klare Ziele zu formulieren, die über das bloße Überleben hinausgingen – ein Transportmittel finden, das sie aus der Stadt brachte, nach Chris suchen, auf Sherry Birken aufpassen.
Und vom Standpunkt der Sicherheit aus betrachtet ist es auch viel besser, wenn einem jemand den Rücken deckt, als allein loszuziehen, keine Frage.
Welchen Grund er auch haben mochte, sie würde verdammt noch mal alles versuchen, um ihn umzustimmen – vorausgesetzt, dass sie ihn fand. Der Hof vor ihr war viel größer als derjenige, den sie gerade hinter sich gelassen hatte. Rechts von ihr befand sich eine lange, einstöckige Hütte, linker Hand eine Wand ohne Türen, vielleicht die Rückseite eines größeren Gebäudes. Hinter einem der zerbrochenen Fenster in der Wand brannte ein kleines Feuer, und zwischen den Toten lag jede Menge Schutt herum – Folgen des verheerenden Angriffs. Unmittelbar rechts von ihr war ein versperrtes Tor, auf der anderen Seite ein vom Mondlicht erhellter Weg und eine geschlossene Tür … was hieß, dass Steve sich entweder in der Hütte befand oder um sie herumgegangen war, wozu er den ebenfalls nach rechts führenden Weg am gegenüberliegenden Ende des Hofes benutzt haben musste.
Claire beschloss, es zuerst mit der Hütte zu versuchen.
Während sie die Stufen zu der von einem Geländer gesäumten Veranda, die fast über die gesamte Länge des Gebäudes verlief, hinaufeilte, fragte sie
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