Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
Rücken verspottet, die ihn abnorm genannt und ihm mit überkreuzten Fingern Loyalität geschworen hatten … und deren Lebensflamme nun durch seine Hand zum Verlöschen gebracht wurde. Es gab überall in der Anlage Abhörgeräte und versteckte Kameras, die sein paranoider Vater installiert hatte, außerdem einen geheimen Überwachungsraum in der Privatresidenz. Alfred hatte die ganze Zeit über gewusst, dass er nicht wohlgelitten war, dass ihn die Umbrella-Angestellten zwar fürchteten, aber nicht so respektierten, wie er es verdiente.
Und jetzt …
Jetzt kam es darauf nicht mehr an, dachte er lächelnd und trat aus dem Aufzug. Am anderen Ende des Ganges entdeckte er John Barton, der mit ausgestreckten Armen auf ihn zuwankte. Barton war für die Waffenausbildung von Umbrellas großer, im Entstehen begriffener Miliz zuständig gewesen, zumindest auf Rockfort, und er war ein aufdringlicher, ordinärer Barbar … gewesen. War mit seinen billigen Zigarren herumstolziert, hatte seine albern dicken Muskeln spielen lassen – immer verschwitzt, immer lachend. Die bleiche, blutgetränkte Gestalt, die nun auf Alfred zustolperte, wies zwar nur noch eine geringe Ähnlichkeit auf, war aber zweifellos genau dieser Mann.
„Sie lachen ja gar nicht mehr, Mister Barton“, sagte Alfred beschwingt, hob sein.22er Gewehr und setzte mittels der Zielvorrichtung einen winzigen roten Punkt über das blutunterlaufene linke Auge des Ausbilders. Der geifernde, stöhnende Barton nahm keine Notiz davon …
Bamm!
… obwohl er Alfreds ausgezeichnete Zielsicherheit und seine Wahl der Munition sicher begrüßt hätte. Das Gewehr war mit so genannten Safety Slugs geladen, Geschossen, die sich beim Aufprall ausdehnten; als „sicher“ wurden sie bezeichnet, weil die Kugeln ihr Ziel nicht durchschlugen und somit keine umstehenden Personen verletzen konnten. Alfreds Schuss zerstörte Bartons Auge und mit Sicherheit einen großen Teil des Gehirns. Er würde keine Dummheiten mehr machen. Der hochgewachsene Mann stürzte zu Boden, unter ihm breitete sich eine Blutlache aus.
Einige der bio-organischen Waffen bereiteten Alfred Unbehagen, und er war erleichtert, dass die meisten von ihnen entweder in verschiedenen Bereichen der Trainingseinrichtung eingeschlossen, zum Teil auch getötet worden waren – er würde ganz bestimmt nicht hier herumspazieren, hätten sich mehr als nur ein paar von ihnen noch auf freiem Fuß befunden.
Die Virusträger hingegen fand er nicht sonderlich Furcht erregend. Alfred hatte viele Männer – und auch eine Anzahl von Frauen – gesehen, die sich unter dem Einfluss des T-Virus in zombieähnliche Kreaturen verwandelt hatten; Experimente, denen er während seiner Kindheit beigewohnt und die er als Erwachsener selbst geleitet hatte. Es wurden nie mehr als fünfzig oder sechzig Gefangene gleichzeitig auf Rockfort festgehalten. Dank Dr. Stoker, dem Anatom und Forscher, der im „Krankenrevier“ gearbeitet hatte, und dem steten Bedarf an Testobjekten und Ersatzteilen, kam niemand, der in der Anlage eingesperrt war, länger als sechs Monate in den Genuss von Umbrellas Gastfreundschaft.
Und ich frage mich, wo wir alle in weiteren sechs Monaten sein werden …
Alfred stieg über Bartons aufgedunsenen Leichnam hinweg und ging in Richtung Kontrollraum, um seine Kontaktleute im Umbrella-Hauptquartier zu verständigen. Würde Umbrella sich dafür entscheiden, die Anlage auf Rockfort wiederaufzubauen? Und würde er seine Einwilligung geben? Er und Alexia waren vor dem in seiner „heißen“ Phase befindlichen Virus absolut sicher. Beide Verbindungswege zwischen dem Rest der Anlage und ihrem Privathaus waren während des Luftangriffs versperrt gewesen. Aber wollte er, nun da er wusste, dass Umbrellas namenloser Feind bereit war, solch extreme Maßnahmen zu ergreifen, wirklich das Risiko eingehen, so nahe bei ihrem Heim ein Labor instand zu setzen? Die Ashfords fürchteten zwar nichts, aber sie waren auch nicht leichtsinnig.
Alexia würde der Schließung der Anlage niemals zustimmen, nicht jetzt, da sie ihrem Ziel so nah ist.
Alfred blieb unvermittelt stehen. Er blickte auf die Funk- und Videokonsolen, auf die leeren Computerbildschirme, die sein Starren aus großen, toten Augen erwiderten. Er glotzte, ohne etwas zu sehen. In ihm tat sich eine seltsame Leere auf und stürzte ihn in Verwirrung. Wo war Alexia? Was für ein Ziel war das, an das er gerade gedacht hatte?
Fort. Sie ist fort.
Es stimmte, er konnte es in seinem
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