Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
wenig. Was ihn anging, betrachtete er sie nicht mehr als richtige Menschen . Er wusste, dass er, sollte er je infiziert werden, sich wünschte, jemand möge ihn umnieten, damit er niemanden verletzen konnte – ganz zu schweigen davon, dass man ihm damit einen schnellen Tod schenkte, anstatt ihn bei lebendigem Leibe verfaulen zu lassen.
Aber sie waren einmal Menschen. Was mit ihnen passiert ist, war total beschissen und unfair, gar keine Frage.
Das stimmte, und vielleicht sollte er etwas mehr Respekt zeigen – aber andererseits war die Waffe total cool, und es waren Zombies . Es war ein heikles Thema, und er war nicht darauf vorbereitet, sich damit zu befassen. Dennoch beschloss er, vor Claire wenigstens nicht mehr darüber zu lachen. Er wollte ja nicht, dass sie ihn für ein blutrünstiges Arschloch hielt.
Er wies auf die Tür rechts vor ihnen, ziemlich sicher, dass dies die richtige Richtung war, jedenfalls grob geschätzt. Er nahm an, dass sie zumindest in der Nähe des Vorhofs der Trainingsanlage herauskommen würden.
Claire nickte und Steve ging wieder voran, drückte die Tür auf und trat hindurch. Sie standen am oberen Ende einer kurzen Treppe, die in den Kesselraum hinabführte. Ein Raum voller großer, zerschrammt aussehender, zischender Maschinen. Steve wusste allerdings nicht einmal, wie ein Heizkessel auszusehen hatte. Zwischen ihnen und der Treppe, die auf der anderen Seite des kalten, zischenden Raumes nach oben und aus dem Raum hinausführte, irrten vier Zombies umher.
Steve hob die Maschinenpistole und wollte gerade schießen, als Claire ihn am Arm berührte und neben ihn rückte.
„Pass auf“, sagte sie und richtete die Neunmillimeter auf die Zombiegruppe – fast jedenfalls, wie er sah; sie zielte tief, auf etwas direkt hinter den Virusträgern …
… und peng, WOAMMM ! , drei der Kreaturen gingen zu Boden, schwarz und qualmend. Hinter ihnen waren die Reste eines kleinen, offensichtlich explosiven Behälters zu sehen, gezackte Fetzen zerrissenen Metalls, umgeben von einer Schwade stinkenden Rauches.
Der vierte Zombie war zwar auch getroffen, aber nicht so schwer. Claire schaltete ihn mit einem Kopfschuss aus, ehe sie etwas sagte.
„Spart Munition“, meinte sie schlicht und schob sich an Steve vorbei, um die Stufen hinunterzugehen. Er folgte ihr. Mit der Nummer hatte sie ihm einigen Respekt abgenötigt, aber er gab sich unbeeindruckt, als habe er daran auch schon selbst gedacht. Wenn es etwas gab, das er über Frauen wusste, dann war es die Tatsache, dass sie nicht auf Typen standen, die ganz hingerissen von ihnen waren und sich wie Vollidioten aufführten.
Nicht, dass es mich interessiert, was sie von mir hält , sagte er sich im Stillen. Sie ist nur … cool, irgendwie, das ist alles.
Claire langte als Erste bei der nächsten Tür an und wartete, bis Steve aufgeholt hatte und ihr mit einem Nicken zu verstehen gab, dass er bereit war. Kaum hatte Claire die Tür geöffnet, entspannten sie sich beide. Steve konnte sehen, wie sich Claires Schultern lockerten, und spürte, wie sein Herz wieder zu schlagen begann.
Ein finsterer, steinerner Gehweg, leer, auf einer Seite offen. Darunter plätscherte irgendwo Wasser und weiter vorne befand sich ein schmales Gittertor, das an eine altmodische Fahrstuhltür erinnerte.
„Das sieht mir allmählich ein bisschen zu leicht aus“, kommentierte Claire leise.
„Ja“, gab Steve flüsternd zurück. So viel also zu Klein-Alfreds Spielplatz-Tick.
Sie hatten etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als sie es hörten – es echote aus dem fließenden Wasser unter ihnen empor: ein seltsam hohes, durchdringendes Trillern, nicht menschlich, aber auch nicht wie von einem Tier. Was es auch war, es klang stinksauer – und den platschenden Geräuschen nach zu schließen, kam es näher.
Steve war schussbereit, doch Claire packte seinen Arm und rannte los, riss ihn praktisch von den Füßen. Sie erreichten den Lift in etwa zwei Sekunden, Claire fetzte das Gitter beiseite und schob Steve in eine winzige Fahrstuhlkabine, sprang hinter ihm hinein und rammte die Tür zu.
„Okay, okay, krieg dich wieder ein“, sagte Steve und rieb sich entrüstet den Arm.
„Entschuldige“, sagte sie und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie schien völlig aus der Fassung zu sein. „Es ist nur – ich hab dieses Geräusch schon mal gehört. Ich glaube, man nennt sie Jäger , und das sind echt schreckliche Dinger. Ein paar von ihnen trieben ihr Unwesen in
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