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Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter

Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter

Titel: Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. D Perry
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blasig aus seiner Brust aufstieg, spürte, wie gebrochene Knochen aufeinander rieben, als er sein Gewicht verlagerte, hatte Angst vor den Schmerzen, die er würde ertragen müssen. Aber er würde zu ihr gehen, denn sie war sein Herz, seine große Liebe – und sein Name auf ihren Lippen würde ihm Kraft geben.
    „Gib mir das Gewehr“, wiederholte Steve und sah, wie das Ding seinen ersten, wankenden Schritt in ihre Richtung machte. Aber Claire hörte nicht auf ihn. Sie presste ihr Auge gegen das Zielfernrohr, sah, was er sah, nur vergrößert – und was er sah, war die personifizierte Abscheulichkeit.
    Die Augen verbunden, die Hände auf den Rücken gefesselt, nur mit einem formlosen, fleckigen Lederfetzen bekleidet, der um die Hüfte gebunden war – das Ding musste entsetzlich gelitten haben, das stand fest. Steve konnte die wulstigen Narben sehen, alte Striemen, blutige Spuren, die Fußfesseln an den Knöcheln des Wesens hinterlassen hatten. Es sah fast menschlich aus, wären da nicht sein übergroßer Körper und sein merkwürdiges Fleisch gewesen – grau und fleckig, über einer schlanken Muskulatur, die an manchen Stellen zerrissen war und rohes Gewebe preisgab. Der Oberkörper war nackt, und Steve sah in der Mitte der Brust dieser Kreatur eine Art pulsierende Röte, ein klares Ziel – und für ein paar Sekunden glaubte Steve, sie seien trotz allem auf der sicheren Seite. Es hat keine Waffen …
    Doch dann ertönte ein splitterndes, knirschendes Geräusch und vier asymmetrische Auswüchse, wie die gelenkigen Beine eines Insekts, falteten sich aus Rücken und Oberkörper des Ungetüms. Der Längste maß mindestens drei Meter und krümmte sich wie der Schwanz eines Skorpions über seine rechte Schulter. Es tat noch einen taumelnden Schritt nach vorne – und aus seinem Körper spritzte eine dunkle Flüssigkeit, aus der Brust oder dem Rücken. Als die Tropfen auf den eisigen Beton trafen, zischte dort ein dickes, dunkelgrünes Gas auf, das von dem schneeigen Wind erst in die eine, dann in die andere Richtung getrieben wurde.
    Das Ding stieß ein paar dumpfe, unartikulierte Laute aus und machte einen weiteren Schritt auf Steve und Claire zu. Die neu gewachsenen Arme peitschten um seinen haarlosen Kopf und ließen das Monster von einer Seite zur anderen wanken. Es konnte kaum das Gleichgewicht wahren, und während ihm das auffiel, rannte Steve auch schon los.
    Geh es geduckt an, mit eingezogenem Kopf, und stoß es um, so lange es noch am Rand steht!
    „Steve!“, schrie Claire angstvoll, aber er war schon fast dort, nahe genug, dass der saure Hauch des Gases, das die Kreatur produzierte, seine Nasenlöcher versengte. Muss Gift sein, muss es von Claire fern halten.
    Und unmittelbar bevor er gegen das Wesen prallte, wurde er brutal von etwas getroffen. Es hieb ihm in den Rücken und drückte ihn zu Boden.
    „Steve!“, schrie Claire wieder, diesmal in absolutem Entsetzen, weil er auf der Seite über den gefrorenen Beton schlitterte, und obwohl er versuchte, seine Bewegung zu stoppen, mit eisigen Fingern über den eisigen Boden kratzte, war unter ihm plötzlich keine Plattform mehr.
    Steve war nur ein paar Fuß von dem Monster entfernt, als dessen seltsamer Arm über sie beide hinweg und dann herab peitschte, Steve in den Rücken traf und ihn zu Boden schleuderte.
    „Steve!“
    Steve rutschte über die vereiste Plattform wie ein flacher Stein über Wasser, über den Rand hinaus – und verschwand.
    Großer Gott, nein!
    Claire verkrampfte sich. Der emotionale Schmerz traf sie wie ein Hieb in den Magen, brutal und hart. Er hatte versucht sie zu beschützen, und es hatte ihn das Leben gekostet. Eine Sekunde lang konnte sie sich weder bewegen noch atmen, konnte die Kälte nicht spüren, und das Monster war ihr gleichgültig.
    Aber nur für eine Sekunde.
    Sie sah dem taumelnden, gequälten Ungeheuer, das auf sie zutorkelte, entgegen und wusste ohne jeden Zweifel, dass das Zorngebrüll, das sie gehört hatten, von langen, schweren Jahren der Misshandlung und des Experimentierens herrührte. Doch sie empfand nichts. Ihr Herz hatte sich versiegelt, ihr Verstand war mit einem Mal kälter als ihr Körper. Sie richtete sich gerade auf, hebelte eine Patrone in die Kammer des Gewehrs und taxierte die Lage mit klarem Blick.
    Vermutlich hätte sie dem Ding davonlaufen, es auf der Plattform zurücklassen und eine Meile weit weg sein können, ehe es auch nur seinen Weg hinunter fand – aber das kam nicht in Frage, nicht mehr.

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