Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
Kabine, kaum dass sie sich eine Minute an der Oberfläche befanden. Wind blies, der Schnee fiel leicht schräg; kein heftiger Wind, aber stetig.
„Hubschrauber oder Snow-Cat?“, fragte Steve locker, aber Claire sah, dass er zu zittern begann. Genau wie sie.
„Die Entscheidung liegt bei dir, Flieger“, sagte sie. Ein Helikopter wäre zwar schneller, aber auf dem Boden zu bleiben schien ihr sicherer. „Können wir bei dem Wetter überhaupt starten?“
„So lange es nicht schlimmer wird“, antwortete Steve und sah zum Tower hinauf, aber er schien sich nicht sicher zu sein. Sie wollte gerade eine der Snow-Cats vorschlagen, als er die Achseln zuckte, die Tür auf seiner Seite aufdrückte, hinausrutschte und über die Schulter zurückrief: „Klettern wir erst mal auf den Turm, Fliegerin. Dann sehen wir, ob uns überhaupt eine Wahl bleibt.“
Sie stieg ebenfalls aus, legte den Kopf in den Nacken, aber auch sie konnte das obere Ende des Turmes nicht erkennen. Und es war kalt, zum Erfrieren kalt. „Meinetwegen“, sagte Claire und schulterte das Gewehr. „Beeilen wir uns.“
Steve lief auf die Treppe zu, Claire folgte ihm, frierend, aber munter. Plötzlich fühlte sie sich regelrecht beschwingt in Anbetracht der Freiheit, wählen zu können, entscheiden zu können, was sie tun wollten – und wie sie es tun wollten. So oder so würden sie in etwa einer Stunde die australische Station erreichen, sich in Decken hüllen, etwas Heißes trinken und ihre Geschichte erzählen.
Na ja, zumindest die glaubhafteren Teile davon , dachte sie und stieg hinter Steve die erst kürzlich abgeschliffenen Stufen hinauf. Nicht einmal die aufgeschlossensten Menschen der Welt würden auch nur die Hälfte dessen glauben, was sie durchgemacht hatten.
Claires Hochstimmung schwand zunehmend, während sie sich drei Etagen weiter endlich dem Ende des Turmes näherten. Ihre Zähne klapperten vor sich hin, und als sich Steve mit gerunzelter Stirn umdrehte, war sie im Grunde an nichts anderem mehr interessiert, als sich aufzuwärmen.
„Hier gibt’s keinen Hubschrauber“, sagte er. Schnee begann in seinen Haaren kleben zu bleiben. „Wir werden wohl … “
Er sah etwas hinter ihr, und sein Gesicht verzerrte sich plötzlich vor Entsetzen und Überraschung. Er streckte die Hand aus, um Claire hochzuziehen, aber sie war bereits in Bewegung.
„Lauf!“, sagte sie, und er drehte sich um und stürmte die Stufen hinauf. Sie folgte kaum einen halben Schritt hinter ihm. Sie wusste nicht, was er gesehen hatte …
… o doch, das weißt du …
… aber seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen wollte sie es nicht im Nacken haben.
Es ist das Ding, das Monster, es ist frei, und jetzt ist es hinter dir her , erwies sich die Stimme ihrer Angst als überaus hilfreich. Und dann packte Steve ihren Arm und riss sie die letzten paar Stufen hinauf. Claire stolperte auf eine riesige, leere rechteckige Plattform. Die Landemarkierungen waren größtenteils vom frisch gefallenen Schnee verdeckt, ein grauer Schleier abnormen Nebels erschwerte die Sicht.
„Gib mir das Gewehr“, schnaufte Steve, doch sie ignorierte seine Worte und drehte sich um, weil sie sehen wollte, ob es stimmte, ob sie den schrecklichen Schmerz des Dinges erkennen würde, das so entsetzlich geschrien hatte …
… und als es die Plattform erreichte, sah sie, dass es stimmte. Sie erkannte es ohne jegliche Schwierigkeit.
Sie nahm das Gewehr von der Schulter, wich zurück und bedeutete Steve, hinter ihr zu bleiben.
Alfred erwachte in einer Welt aus Schmerzen. Er konnte kaum atmen. In seinem Gesicht, in seiner Nase und in seinem Mund war Blut, und als er versuchte sich zu bewegen, überfiel ihn die Agonie augenblicklich und allumfassend. Jeder Zentimeter seines Körpers schien gebrochen, zerschnitten, zerquetscht oder durchbohrt zu sein, und er wusste, dass er sterben würde. Es bedurfte nur noch seiner Kapitulation vor der Dunkelheit. Er fürchtete sich so sehr, aber er litt auch so schrecklich, dass Schlaf vielleicht am besten für ihn wäre …
… Alexia …
Er konnte nicht aufgeben, nicht jetzt, da er so kurz davor gestanden hatte – nicht jetzt, da er noch so nahe dran war . Er zwang seine Augen auf und erkannte durch einen dünnen, roten Nebel, dass er auf einer der Plattformen der unteren Ebenen lag, die in den Minenschacht hineinragten. Er war mindestens drei Ebenen in die Tiefe gestürzt, vielleicht sogar fünf.
„Aa…lexii-aa“, flüsterte er und spürte, wie Blut
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