Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
jung, kaum zwanzig, ein männlicher Weißer – er saß rittlings auf einem älteren Mann und …
Meine Hände zittern, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, ich möchte es nicht, aber es ist mein Job. Die Leute müssen es erfahren. Ich darf mir das nicht unter die Haut gehen lassen.
Er aß eines der Augen des älteren Mannes. Die beiden anderen Opfer waren tot, niedergemetzelt, eine ältere Frau und eine jüngere, beide mit blutverschmierten Hälsen und Gesichtern. Der jüngeren Frau war der Bauch aufgerissen worden.
Es herrschte Chaos, totale Hysterie – Heulen, Schreien, vereinzelt sogar irres Gelächter. Dave schoss zwei Fotos und kotzte sich dann voll. Ich wollte etwas unternehmen, wirklich, aber diese Menschen waren bereits tot, und ich hatte Angst. Der junge Mann schlürfte das eine Auge hinunter, dann grub er seine Fingernägel in das andere, scheinbar blind für alles, was um ihn her vorging – er stöhnte sogar lustvoll, als könnte er sich gar nicht genug mit Blut besudeln.
Wir hörten die Sirenen und wichen wie die anderen zurück. Die meisten Leute machten sich davon, aber ein paar blieben, bleich und von Ekel geplagt und voller Angst. Ich hörte die ganze Story von einem untersetzten Ladenbesitzer, der nicht aufhören konnte, seine Hände zu kneten, auch wenn es nicht sehr viel mehr zu erzählen gab – der Junge war offenbar einfach auf die Straße gelaufen, hatte eine Frau gepackt und angefangen, sie zu beißen. Der Ladenbesitzer sagte, der Name der Frau sei Joelle, und sie sei mit ihrer Mutter shoppen gewesen. Mrs. Murray, die Mutter, versuchte, den Angriff zu unterbinden, doch der Junge wandte sich sofort gegen sie. Ein paar Männer versuchten zu helfen, gingen den Jungen an, doch der schaffte es, sich auch noch einen von ihnen zu schnappen. Danach wagte es niemand mehr zu helfen.
Die Cops kreuzten auf und bevor sie sich die Sauerei auf der Straße – den Freak, der seinen Mitmenschen aß – auch nur näher anschauten, räumten und sicherten sie zunächst die Umgebung. Drei Einsatzwagen kreisten den Angreifer ein und verbauten die Sicht auf ihn. Dem Ladenbesitzer legte man sogar nahe, er solle zuschließen und wie wir anderen nach Hause gehen. Als ich einem der Beamten sagte, dass Dave und ich von der Presse seien, konfiszierte er Daves Kamera; sagte, sie sei ein Beweismittel, was absoluter Quatsch ist. Als hätten sie das Recht, das …
Hör sich einer an, was mich in diesem Moment am meisten beschäftigt: Ich sorge mich um die Pressefreiheit. Aber darauf kommt es nicht mehr an, bestimmt nicht. Um vier Uhr heute Nachmittag, vor einer Stunde also, rief Bürgermeister Harris den Notstand aus. Überall wurden Blockaden errichtet, und seither sind wir von der Außenwelt abgeschnitten. Laut Harris wurde die Stadt unter Quarantäne gestellt, damit die „unglückselige Krankheit, die einige unserer Mitbürger befallen hat“, nicht weiterverbreitet werden kann. Er nannte sie nicht die Kannibalenseuche, aber es gibt offenbar keinen Zweifel – und soweit wir dies über das Abhören des Polizeifunks mitverfolgen können, nehmen die Attacken exponentiell zu.
Ich glaube, dass es für uns alle schon zu spät ist. Die Seuche wird nicht durch die Luft übertragen, sonst hätten wir sie alle, aber vieles deutet darauf hin, dass man sie bekommt, wenn man von einem bereits Infizierten gebissen wird – genau wie in den Filmen, die ich mir als Junge im Double Creature Feature angeschaut habe. Das würde die unglaubliche Steigerungsrate der Angriffe erklären – aber es sagt mir auch, dass wir auf die eine oder andere Weise alle sterben werden, wenn nicht bald die Kavallerie anrückt. Die Cops haben die Presse mundtot gemacht, aber ich werde trotzdem versuchen, die Nachricht über die Geschehnisse zu verbreiten, und wenn ich von Tür zu Tür gehen muss. Dave, Tom, Kathy, Mr. Bradson – alle sind nach Hause gegangen, um bei ihren Familien zu sein. Für sie hat es keinen Vorrang mehr, die Menschen zu informieren, aber es ist alles, was mir geblieben ist. Ich will nicht
Ich habe gerade gehört, wie unten Glas zerbrochen ist. Es kommt jemand.
Mehr gab es nicht. Carlos ließ die zerknitterten Blätter, die er gefunden hatte, sinken und legte sie auf den Schreibtisch des Reporters. Sein grimmig verkniffener Mund war wie ein Strich. Er hatte auf dem Gang zwei Zombies getötet … vielleicht war einer von ihnen der Verfasser dieses Textes gewesen. Ein bedrückender Gedanke, der durch den sich daraus
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