Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
Boden schlug. Eine lange Weile stand er einfach nur da, mit hängenden Schultern, starrte auf seine Stiefel hinab und wunderte sich, wie er so schnell so unsagbar müde geworden sein konnte … und dazu redete er sich ein, dass es nichts gab, was er anderes für Randy hätte tun können.
Schließlich ging er hinüber, nahm das Funkgerät, betätigte den Schalter und drückte mit dem Daumen die Sendetaste. „Hier spricht Carlos Oliveira, Mitglied von Umbrellas U. B. C. S.-Team, Trupp Alpha, Zug Delta. Ich bin in der Zeitungsredaktion von Raccoon City. Kann mich jemand hören? Wir wurden vom Rest des Zuges abgeschnitten, und wir … nun, ich brauche Hilfe. Ich fordere sofortige Unterstützung an. Wenn mich jemand hören kann, antworten Sie bitte.“
Nichts außer Statikgeprassel. Vielleicht musste er spezielle Kanäle ausprobieren. Er konnte sie der Reihe nach durchgehen und jedes Mal seine Meldung wiederholen. Er drehte das Funkgerät um, betrachtete all die Knöpfe und sah die Worte, die in die Gehäuserückseite eingeprägt waren: Reich weite fünf Meilen .
Das heißt, ich kann jeden in der Stadt erreichen, wie praktisch – nur dass niemand antworten wird, weil alle tot sind. Wie Randy. Und wie ich.
Carlos schloss die Augen, versuchte nachzudenken, versuchte irgendetwas wie Hoffnung zu empfinden – und erinnerte sich an Trent. Er sah auf seine Uhr und war sich durchaus darüber im Klaren, wie verrückt das war, dachte aber auch, dass es das Einzige war, was noch Sinn machte. Trent hatte Bescheid gewusst , hatte gewusst, was hier vorging, und er hatte Carlos erklärt, wo er hingehen sollte, wenn die Kacke am Dampfen war. Und nachdem er sich keine Gedanken mehr um Randy zu machen brauchte, auch keinen Weg aus der Stadt hinaus kannte, gab es noch dieses eine Ziel …
Grill 13.
Carlos hatte noch eine gute Stunde Zeit, um danach zu suchen.
Jill hatte das S. T. A. R. S.-Büro gerade erreicht, als die Funkanlage im hinteren Teil des Raumes knisternd zum Leben erwachte. Sie warf die Tür hinter sich zu und rannte zu dem Gerät, das durch das statische Rauschen hindurch Worte ausspuckte.
„… spricht Carlos … Raccoon … Rest des Zuges abgeschnitten … Hilfe … Unterstützung … jemand hören kann … antworten … “
Jill schnappte sich das Headset und drückte den Sendeknopf. „Hier ist Jill Valentine, Special Tactics and Rescue Squad! Ich kann Sie nicht besonders gut empfangen, bitte wiederholen Sie – wo sind Sie? Verstehen Sie mich? Over!“
Sie bemühte sich, etwas zu hören, irgendetwas – und dann sah sie, dass das Licht über dem Sende-Relaisschalter nicht brannte. Sie drückte verschiedene Knöpfe und rüttelte an dem Schalter, aber das kleine grüne Licht weigerte sich beharrlich, anzugehen.
„Verdammt!“ Sie kannte sich in Funktechnik nicht aus. Was auch immer defekt sein mochte, sie wäre ohnehin nicht im Stande, es zu reparieren.
Na ja, zumindest bin ich nicht die Einzige, die auf den Scheißstromschnellen ohne Paddel unterwegs ist …
Seufzend ließ Jill das Headset fallen und drehte sich um. Ihr Blick schweifte durch den Rest des Büros. Bis auf einige lose Papierblätter auf dem Boden sah es aus wie immer. Ein paar Schreibtische, auf denen Akten lagen, PC s und persönliche Gegenstände, einige überladene Regale, ein Faxgerät – und hinter der Tür der hohe, stählerne Waffensafe, von dem sie bei Gott hoffte, dass er nicht leer war.
Das Ding da draußen wird nicht so ohne weiteres sterben. Dieser S. T. A. R. S-Killer.
Sie schauderte und spürte, wie sich der Knoten der Angst in ihrem Bauch zusammenzog und schwerer wurde. Warum das Biest nicht die Tür aufgerammt und sie getötet hatte, war ihr nach wie vor unklar; es wäre gewiss dazu imstande gewesen.
Nur daran zu denken, weckte in Jill den Wunsch, sich in irgendeinen dunklen Winkel zu verkriechen. Der Gedanke an das andere Ding ließ die paar Zombies, an denen sie auf dem Weg durch das Gebäude vorbeigekommen war, so gefährlich erscheinen wie Säuglinge. Das stimmte natürlich nicht, aber nachdem sie gesehen hatte, was die Tyranten-Kreatur mit Brad gemacht hatte …
Jill schluckte hart und verdrängte die Erinnerung aus ihrem Kopf. Sich noch länger damit zu befassen, würde ihr nicht weiterhelfen. Es war Zeit, zur Sache zu kommen.
Sie trat an ihren Schreibtisch und dachte beiläufig daran, dass sie ein gänzlich anderer Mensch gewesen war, als sie zum letzten Mal hier gesessen hatte – es schien ein Leben lang her zu
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