Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
sehen wollen, wie sich der Mann wand, wie er unter der schmerzhaften und wahrscheinlich tödlichen Wunde litt. Doch nun schien es, als seien Mikhails Reflexe doch nicht so armselig, wie er geglaubt hatte.
Dann stirbt er eben irgendwo im Dunkeln anstatt dort, wo ich ihn hätte sehen können. Was macht das schon? Es ist ja nicht so, als ob ich nichts anderes zu tun hätte, um mir die Zeit zu vertreiben …
Nein, so funktionierte es nicht. Mikhail war schwer verletzt, und Nicholai wollte ihn sterben sehen. Es würde nur ein paar Minuten dauern, die Blutspur zu finden und ihn aufzuspüren – selbst ein Kind hätte das geschafft.
Nicholai grinste. Und wenn ich ihn finde, kann ich ihm meine Hilfe anbieten, den besorgten Kameraden spielen: Wer hat dir das angetan, Mikhail? Hier, lass mich dir helfen …
Er drehte sich um und eilte zur Treppe. Dabei stellte er sich den Ausdruck auf Mikhails Gesicht vor, wenn dieser erkannte, wer für seine Notlage verantwortlich war – und wenn er sein Versagen als Anführer und Mann begriff.
Nicholai fragte sich, womit er so viel Glück verdient hatte – bislang war dies die beste Nacht seines Lebens.
Nach dem Ende ihres Gesprächs war die Leitung wieder tot, und Carlos ging zu einer der Sitzgruppen, nahm Platz und dachte angestrengt über die Dinge nach, die Trent ihm mitgeteilt hatte. Wenn alles, was er erfahren hatte, wahr war – und Carlos neigte dazu es zu glauben – , hatte Umbrella eine Menge zu verantworten.
„Warum erzählen Sie mir das alles?“, hatte Carlos zum Ende hin verwirrt gefragt. „Warum mir?“
„Weil ich Ihre Akten gesehen habe“, antwortete Trent. „Carlos Oliveira, käuflicher Söldner – nur dass Sie immer den guten Kampf führten, immer auf Seiten der Unterdrückten und Misshandelten standen. Zweimal setzten Sie Ihr Leben bei Mordanschlägen aufs Spiel, zweimal waren Sie erfolgreich – einmal ging es gegen einen tyrannischen Drogenbaron, das andere Mal gegen einen Kinderpornografen, wenn ich mich nicht irre. Und Sie haben nie einen Zivilisten verletzt, kein einziges Mal. Umbrella ist in ein paar extrem unmoralische Praktiken verwickelt, Mister Oliveira, und Sie sind genau die Sorte Mensch, die daran arbeiten sollte, diese Leute zu stoppen.“
Laut Trent war Umbrellas T-Virus – oder G-Virus, scheinbar gab es zwei Arten – für hausgemachte Monster dazu entwickelt und benutzt worden, um lebende, atmende Waffen zu erschaffen. Wenn Menschen diesem Virus ausgesetzt wurden, bekamen sie die Kannibalenseuche. Und Trent sagte, dass die U. B. C. S.-Verantwortlichen wussten, wohin sie ihre Leute geschickt hatten – und dass es vermutlich mit Absicht geschehen war. Alles im Namen der Forschung.
„Die Augen und Ohren von Umbrella sind überall“, hatte Trent gesagt. „Wie ich schon sagte, seien Sie vorsichtig, wem Sie trauen. Wirklich, Sie können sich bei niemandem sicher sein.“
Carlos erhob sich abrupt vom Tisch und ging gedankenverloren in die Küche. Trent hatte sich geweigert, über seine Gründe zu sprechen, weshalb er Umbrella unterminieren wollte, aber Carlos hatte den Eindruck gewonnen, dass Trent ebenfalls für sie arbeitete, in welcher Position auch immer. Das hätte erklärt, warum er so geheimnisvoll tat.
Er ist vorsichtig, schützt seinen Arsch – aber wie kann er so viel wissen? Die Dinge, die er mir erzählte …
Ein Durcheinander von Fakten, einige davon schienen völlig willkürlich: In einem Kühlfach unter dem Restaurant lag ein falscher grüner Edelstein. Trent hatte gesagt, der Stein gehöre zu einem Paar, hatte sich jedoch geweigert zu verraten, wo sich der andere befand oder warum sie so wichtig waren.
„Sorgen Sie nur dafür, dass sie vereint werden“, hatte Trent gesagt – als ob Carlos über den anderen einfach stolpern würde. „Wenn Sie herausfinden, wo der blaue ist, werden Sie Ihre Erklärung erhalten.“
So rätselhaft nutzlos das auch zu sein schien, hatte Trent ihm darüber hinaus doch auch erzählt, dass Umbrella bei der aufgegebenen Kläranlage nordwestlich der Stadt zwei Hubschrauber geparkt hatte. Und am nützlichsten von allem war vielleicht der Hinweis, dass im städtischen Krankenhaus an einem Impfstoff gearbeitet würde. Und auch wenn dieser bislang noch nicht synthetisiert worden sei, so gebe es dort doch mindestens eine Probe.
„Aber es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Krankenhaus nicht mehr lange existieren wird“, hatte Trent hinzugefügt, und Carlos hatte sich abermals
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