Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
die Stadt betrieb ihn nur noch im Sommer, aber die Route führte bis hinaus in die westlichsten Außenbezirke, vorbei am Stadtpark und durch ein paar der nobleren Wohnviertel. Da draußen existierte auch eine angeblich verlassene Umbrella-Einrichtung, wo es vielleicht noch funktionierende Fahrzeuge und freie Straßen gab. Vorausgesetzt, sie war betriebsbereit, stellte die Straßenbahn fraglos den einfachsten Weg dar, um aus der Stadt zu gelangen.
Aber wegen all der Blockaden führt der einzige Weg zur Bahn durch das verschlossene Tor – und ich habe nur einen dieser verdammten Steine.
Sie hatte nicht die nötige Ausrüstung, um das schwere, übergroße Tor zu knacken … aber in Marvins Bericht stand, dass Bill Hansen den blauen Edelstein bei sich getragen hatte, und sein Restaurant war nur drei oder vier Blocks entfernt. Es gab keinen Grund zur Annahme, dass er den grünen auch besaß, oder dass er sich in seinem Restaurant befand, aber es konnte auch nicht ausgeschlossen werden. Folglich schadete es nichts, wenigstens nachzusehen. Wenn er nicht dort war, war sie nicht schlechter dran als jetzt – aber wenn sie ihn fand, kam sie vielleicht viel früher aus der Stadt heraus, als sie es erwartet hatte. Und nachdem Nemesis irgendwo da draußen herumstreifte, konnte es gar nicht früh genug sein.
Es war also beschlossene Sache. Jill drehte sich um, ging zu der Tür, die auf den Flur hinausführte, und steckte den Stein in ihre Gürteltasche. Bevor sie aufbrach, wollte sie einen Blick in die Dunkelkammer des RPD werfen, um nachzusehen, ob dort eine der Westen des Fotografen herumlag; sie hatte keine Speedloaders für den Colt und brauchte ein paar Taschen, in denen sie lose Patronen verstauen konnte. Außerdem überlegte sie, dass sie die Schrotflinte ebenso gut zurücklassen konnte. Sie hatte aus dem Gürtel, den sie einem Toten abgenommen hatte, einen Schulterriemen gebastelt, sodass es nicht zu umständlich war, die Flinte zu tragen. Aber ohne Patronen – und mit dem.357er als zusätzliche Waffe – sah sie keinen Sinn darin, sie noch länger mit sich herumzuschleppen …
Jill trat auf den Gang hinaus, wandte sich nach links und vermied es bewusst, auf den verkrümmten Leichnam zu blicken, der sich vor den nach Süden liegenden Fenstern befand. Es war eine junge weibliche Infizierte, die Jill von der Treppe zum ersten Stock aus erschossen hatte, und sie war ziemlich sicher, dass sie das Mädchen gekannt hatte – eine Sekretärin, die an Wochenenden am Empfang gearbeitet hatte, Mary Irgendwie. Die Dunkelkammer lag in dem Raum unter der Treppe. Jill musste nur ein paar Schritte von der Leiche entfernt vorbei, aber sie dachte, sie bräuchte nicht zu genau hinzusehen, wenn sie …
Zwei der Fenster implodierten, ein Sturzregen aus Glassplittern ergoss sich über die tote Empfangsdame. Scherben ritzten Jills nackte Beine. Im selben Augenblick stürzte eine riesige schwarze Masse herein, größer als ein Mensch, so groß wie …
… der S. T. A. R. S.-Killer!
Mehr Zeit zum Nachdenken blieb Jill nicht. Sie spurtete den Weg, den sie gekommen war, zurück, wuchtete die Tür zum Beweismittelraum auf und stürmte hindurch bis in den Squadroom der Streifenbeamten. Dort angekommen hielt sie sich scharf links. Schreibtische wischten an ihr vorbei; Stühle, Regale und ein umgestürzter Tisch, bespritzt mit dem Blut und den Flüssigkeiten von mindestens zwei Cops, deren hingestreckte Körper nur mehr Hindernisse auf ihrem Weg waren.
Jill sprang über die verdrehten Beine hinweg, hörte, wie sich die Tür öffnete, nein, wie sie sich hinter ihr auflöste – ein infernalisches Splittern von Holz – , doch nicht einmal das vermochte die Rage von Nemesis selbst zu übertönen.
Machmachmach schneller!
Sie rammte die Tür aus vollem Lauf, ignorierte das dumpfe Aufwallen von Schmerz, das ihre geprellte Schulter einhüllte, drehte sich nach rechts und stürmte in die Lobby.
Schhhhh- BUMMMMM !
Etwas zischte grell lodernd an ihr vorbei und grub ein gezacktes, rauchendes Loch in den Boden, kaum einen Meter links von ihr. Splitter aus geschwärztem Marmor und Keramikfliesen flogen durch die Luft, eine Fontäne aus Lärm und Hitze.
Allmächtiger, er ist bewaffnet!
Jill rannte die Rampe hinunter in die dortige Lobby. Sie erinnerte sich daran, dass sie den Vordereingang verriegelt hatte, und diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in den Magen. Sie würde die Doppeltür niemals rechtzeitig aufbekommen, unmöglich …
Eine
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