Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
Nickerchen, Jill Valentine.
Die Schiebetür an der Seite des ersten Wagens, den sie erreichten, war abgeschlossen – die zweite, zu ihrer beider Erleichterung, nicht. Nachdem er den Wagen kurz in Augenschein genommen hatte, um sicherzugehen, dass er leer war, half Carlos Mikhail beim Einsteigen und bettete ihn auf eine Bank am Fenster. Kaum lag der Zugführer, schien er halb in Ohnmacht zu fallen.
„Ich gehe und überprüfe den zweiten Wagen, dann sehe ich zu, ob ich hier drinnen ein paar der Lichter einschalten kann“, sagte Carlos. Mikhail grunzte zur Antwort etwas.
Es überraschte Carlos nicht, Jill auch im anderen Wagen nicht anzutreffen, aber immerhin fand er die Schalter für die Elektrik neben dem Fahrersitz. Ein Knopfdruck aktivierte eine Reihe von Deckenlampen, die einen alten Holzboden und Polstersitze aus rotem Vinyl entlang beider Seitenwände beleuchteten.
„Wo steckst du, Jill?“, murmelte Carlos. Er machte sich wirklich Sorgen um sie. Wenn etwas passiert war, würde er sich zumindest mit verantwortlich fühlen, weil er sie nicht zurück zum Restaurant begleitet hatte.
Mikhail war kaum bei Bewusstsein, als Carlos nach ihm sah, aber es war eher Schlaf als Koma. Bis sich ein Arzt um die Wunde kümmerte, war Ruhe vermutlich das Beste für ihn. Im Wagenheck gab es einen offenen Schaltkasten, vor dem Carlos in die Knie ging, um ihn zu untersuchen. Es war wie ein Stich ins Herz, als er sah, dass der Kasten zur primären Stromversorgung gehörte und einige Teile daraus entfernt worden waren. Er verstand nichts von Straßenbahnen, aber man musste kein Genie sein, um zu begreifen, dass eine Maschine nicht funktionieren kann, wenn die Drähte herausgezogen sind, schon gar nicht, wenn es sich um ein so altes System wie hier handelte. Es sah auch aus, als fehlte eine Sicherung.
„ Hijo de la chingada “, flüsterte er und hörte ein mattes Lachen hinter sich.
„Ich verstehe gerade genug Spanisch, um zu wissen, dass du deine Mutter nicht mit diesem Mund küssen solltest“, sagte Mikhail. „Was ist los?“
„Es fehlt eine Sicherung“, erwiderte Carlos. „Und diese Schaltkreise wurden kurzgeschlossen. Wir müssen sie überbrücken, wenn wir dieses Ding jemals in Bewegung setzen wollen.“
„Nordöstlich von hier … “, begann Mikhail, musste jedoch für ein paar Atemzüge innehalten, bevor er weitersprechen konnte. „Da ist eine Tankstelle. Werkstatt. Das war einer der Orientierungspunkte auf … auf dem Stadtplan. Dahinter liegen die Vororte. Dort gibt’s wahrscheinlich das nötige Material.“
Carlos dachte darüber nach. Er wollte Mikhail nicht allein lassen, und Jill oder Nicholai konnten jede Minute auftauchen …
… aber ohne ein Stromkabel und eine Sicherung werden wir nirgendwo hinkommen, und mit Mikhail geht’s bergab – was für eine Wahl bleibt mir da?
„Ja, okay“, sagte Carlos gelassen und ging zu Mikhail hinüber. Er blickte zu ihm hinab. Die Farbe der Wangen und die wächserne Blässe der Stirn beunruhigten ihn. „Schätze, ich sehe da mal nach – willst du mitkommen?“
„Haha“, flüsterte Mikhail. „Sei vorsichtig.“
Carlos nickte. „Versuch, ein wenig zu schlafen. Wenn jemand kommt, sagst du, dass ich gleich wieder da bin.“
Mikhail döste schon wieder ein. „Geht klar“, murmelte er.
Carlos überprüfte Mikhails Gewehr, um sich zu vergewissern, dass es geladen war, dann stellte er es in Reichweite neben die gepolsterte Bank. Er suchte nach etwas, das er noch hätte sagen können, nur ein paar Worte zur Beruhigung, doch schließlich drehte er sich einfach um und ging zum Ausstieg. Mikhail war nicht dumm, er wusste, was auf dem Spiel stand.
Sein Leben – unter anderem.
Carlos holte tief Luft, öffnete die Tür und betete, dass die Tankstelle nicht allzu weit entfernt war.
Chan war fort, und es gab nicht nur keinen Anhaltspunkt darauf, wohin er unterwegs war, Nicholai hatte ihn auch nur um ein paar Minuten verpasst. Der Computer, von dem aus er seinen Bericht erstattet hatte, war noch warm, das Glas des Bildschirms knisterte vor statischer Elektrizität. Impulsiv riss Nicholai den Monitor hoch und schleuderte ihn quer durch den Raum. Doch die banale Explosion des billigen Plastikgehäuses befriedigte ihn nicht. Er wollte Blut. Wenn Chan ins Büro zurückkam, würde Nicholai ihn erst brutal zusammenschlagen, bevor er seinem Leben ein Ende setzte.
Wütend schritt er in dem kleinen, mit allerlei Kram überfüllten Büro auf und ab. Er ärgert mich mit
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