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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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ihnen Regeln beibrachte, an die man sich im Leben möglichst halten sollte.
    Doch die Wissenschaftler fanden noch weitere Faktoren, die für die Widerstandskraft der jungen Menschen gegen ihr zerstörerisches Umfeld ausschlaggebend waren: Vor allem fiel die emotionale Ausgeglichenheit der starken Halbstarken auf. »Die resilienten Jugendlichen wie Susanne hatten ein flexibleres und weniger impulsives Temperament als die vulnerablen Teenager, denen es schlecht erging«, erzählt Friedrich Lösel. Im Gegensatz zu emotional stabileren Personen fällt es unausgeglichenen Menschen schwer, konstruktiv mit Herausforderungen umzugehen, nach einer Niederlage oder unter großem Druck reagieren sie über. Die Übermacht der Aggression, der Trauer oder Wut verstellt aber oft den Blick darauf, wie aus dieser unschönen Situation das Beste herauszuholen ist.
    Wer Schicksalsschläge gut verarbeiten will, muss einiges aushalten, sagt Lösel. Er muss sich meist neu orientieren, sein Leben umkrempeln und bislang unbekannte Wege gehen, wie Natascha Kampusch und auch der fast vollständig gelähmte Mann aus dem Münchner Klinikum Großhadern dies auf nahezu unfassbare Weise getan haben. Dazu braucht man ein gewisses Maß an Frusttoleranz, Kraft und Durchsetzungsvermögen. Wen dagegen Gegenwind vor allem frustriert, der hat keine Energie, sich den Widrigkeiten des Lebens entgegenzustellen.»Ohne eine gewisse emotionale Robustheit geht es nicht«, sagt auch die Soziologin Karena Leppert, die am Universitätsklinikum Jena gemeinsam mit Kollegen über viele Jahre die Persönlichkeitsfaktoren studiert hat, die Menschen emotional widerstandsfähig machen.
    Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass starke Menschen nicht mit ihrem Schicksal hadern, sondern bereit sind, ihre Situation und die damit verbundenen unangenehmen Gefühle zu akzeptieren, wie dies etwa Ute Hönscheid gelungen ist, die ihren kleinen Sohn durch einen Kunstfehler verloren hat, oder Ralf Rangnick, der trotz seines Burn-outs bald wieder zum Fußball zurückkehrte. »Resiliente Menschen sehen sich nicht als Opfer, sondern nehmen ihr Schicksal in die Hand«, sagt Leppert.
    Offenheit sei dafür extrem wichtig, betont Corina Wustmann Seiler, die in Zürich das Projekt »Bildungs- und Resilienzförderung im Frühbereich« leitet. Das gilt für Erwachsene ebenso wie für Kinder. Statt den Problemen aus dem Weg zu gehen, versuchten auch die starken Kinder von Kauai, sie aktiv zu bewältigen, und legten dabei einige Flexibilität an den Tag. Die Kinder »übernahmen selbstständig Verantwortung in der jeweiligen Situation und waren aktiv um eine Problemlösung bemüht«, so Wustmann Seiler. »Sie warteten also nicht erst ab, bis ihnen jemand anderes das Problem abnahm oder zu Hilfe kam.«
Das Zusammenspiel von Persönlichkeit und Umwelt
    Ein Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinschaft, das Vertrauen in die Bedeutung der eigenen Person und des eigenen Handelns (siehe Seite 78 ff.) und auch der Glaube an einen höheren Sinn im Leben, all dies stärkt weiteren Studien zufolge Menschen so, dass sie Herausforderungen besser begegnen können. Immer wieder berichten Menschen nach Krisen, wie wichtig ihnen ihre Spiritualität war und die tiefe Überzeugung, alles werde letztlich gut.
    Eine solche positive Weltsicht ist vielen widerstandsfähigen Menschen zu eigen. Auf Kauai und in Bielefeld zeigte sich, dassviele der Lebenstüchtigen damit rechneten, dass sie mit ihrem Kampf gegen ihre missliche Lage auch Erfolg haben würden. Sie glaubten an sich und an ihre Möglichkeiten, die Situation am Ende kontrollieren zu können. »Deshalb nahmen sie Problemsituationen weniger als Belastung wahr, sondern vielmehr als eine Herausforderung«, sagt Friedrich Lösel.
    Nützlich ist dabei auch Intelligenz. Wer die Prüfungen des Lebens meistern will, muss nicht unbedingt überdurchschnittlich begabt sein. Aber es hilft, wenn man schlau genug ist, seine Lage zu durchschauen, Alternativen zu ersinnen und diese auch umzusetzen. »Es ist leichter, seinem Leben eine neue Perspektive zu geben, wenn man eine gewisse Intelligenz besitzt«, so Lösel. Auch machen es kognitive Fähigkeiten Menschen nun einmal leichter, einen Schul- oder Berufsabschluss zu erlangen, der ihnen wiederum bessere Möglichkeiten für eine aktive Lebensgestaltung eröffnet.
    »Und noch etwas macht stark«, sagt Friedrich Lösel, »das ist Humor. Wer nicht alles im Leben allzu ernst nimmt, sondern auch einmal über sich selbst lachen

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