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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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posttraumatisches Wachstum nun gleichzusetzen mit Resilienz?
    Zumindest scheint es eine Eigenschaft zu geben, die beides stärkt. Und das ist Optimismus. Wenige Wochen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 haben Psychologen 46 Collegestudenten befragt. Das Team um Barbara Fredrickson hatte das große Glück, diese Studenten zufällig schon Anfang des Jahres untersucht zu haben – so konnten sie direkt messen, was der Al-Qaida-Terror mit den Seelen der Studenten angestellt hatte. »Es waren vor allem positive Emotionen, die zu posttraumatischem Wachstum geführt haben«, folgert Fredrickson aus ihren Analysen. Neben dem Optimismus war dasprimär eine allgemeine Lebenszufriedenheit und auch Dankbarkeit dem Leben gegenüber. Das sind zwar alles Teilaspekte von Resilienz – Resilienz selbst aber führte nicht zu posttraumatischem Wachstum.
    »Es ist gut möglich, dass resiliente Menschen nicht so leicht an ihren Krisen wachsen«, sagt Tanja Zöllner. Denn wer nicht schwer erschüttert ist, der muss schließlich auch nichts an seinem Dasein ändern. Eine neue Haltung dem Leben oder anderen Menschen gegenüber wird damit eher unwahrscheinlich.
    Ein Trauma ist demnach durchaus mit einem Erdbeben zu vergleichen. Erst wenn es eine gewisse Stärke erreicht hat, sind hinterher Veränderungen sichtbar. Psychisch besonders robuste Menschen müssen deshalb wahrscheinlich eine schlimmere Katastrophe erleben als zartbesaitetere Zeitgenossen, um wirklich an ihr zu wachsen.

Wer ist hier eigentlich das starke Geschlecht?
    Nach und nach gibt die Resilienz ihre Geheimnisse preis. Zahlreiche Merkmale sind inzwischen bekannt, die dabei helfen, dass sich Kinder trotz widriger Bedingungen gut entwickeln und dass Erwachsene schwere, zum Teil unmenschlich erscheinende Krisen überstehen. Aber welchen Einfluss auf die Stabilität des Seelenlebens hat eigentlich das Geschlecht? Wie steht es um die psychische Stärke des muskelbepackten Bodybuilders, wie um die der vierfachen Mutter? Gibt es in Sachen psychischer Widerstandskraft einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen, Frauen und Männern?
    Kurz: Wer ist denn nun eigentlich das starke Geschlecht?
    So naheliegend die Frage ist: Das Thema ist bisher erstaunlich wenig untersucht worden. Dabei würde diese Forschung nicht nur Alltagsgespräche auf dem Weg zur Arbeit oder abends am Stimmtisch bereichern, sondern könnte auch helfen herauszufinden, was das eine Geschlecht in puncto Krisenbewältigung vom anderen lernen kann und in welcher Lebensphase Jungen und Mädchen welche Art von Unterstützung benötigen.
    Auf Kauai drängte sich den Forschern in Sachen Geschlecht zunächst ein klares Fazit auf: Die Mädchen schienen eindeutig stärker zu sein. Sie zeigten seltener Verhaltensauffälligkeiten und hatten ein positiveres Bild von sich selbst als die Jungen. Das galt auch noch, als sie schon erwachsen waren: »Der Anteil der Frauen, die widrige Lebensbedingungen in der Kindheit und im Erwachsenenalter bewältigen konnten, war größer als der Anteil der Männer«, sagt die Studienleiterin Emmy Werner.
    Inzwischen aber hat sich gezeigt: Das ist vermutlich nicht die ganze Wahrheit.
    Die Entwicklungspsychologen Angela Ittel und Herbert Scheithauer warnen davor, es sich bei der Beurteilung der psychischen Widerstandskraft der beiden Geschlechter zu leicht zu machen. Jungen und Mädchen seien mit jeweils eigenen, sehr unterschiedlichen Entwicklungsrisiken konfrontiert, an denen sie Schaden nehmen, aber auch wachsen können, sagen die beiden. In der frühen und mittleren Kindheit, das erkennen auch Ittel und Scheithauer an, scheinen Jungen zunächst tatsächlich anfälliger zu sein als Mädchen. Sie haben häufiger Probleme mit dem Lesen, entwickeln häufiger autistische Störungen und ADHS und leben mehr antisoziales Verhalten aus. »Mädchen wirken etwas länger resilient als Jungen«, sagt Angela Ittel. »Bei Jungen ist die Gefahr, dass sie einen psychischen Einbruch erleben, dagegen früher gegeben.« Das liege auch daran, dass die Schule in Deutschland es den Mädchen leichter mache. Ihre Anforderungen sind stärker auf Mädchen zugeschnitten. »Man soll in der Schule ordentlich sein, man soll über sich reden und fremde Perspektiven einnehmen«, erläutert Angela Ittel. Das falle Mädchen oft leichter. Auch seien sie im frühen Jugendalter geistig häufig weiter als die Jungen.
    Selbst schwere Misshandlungen oder Missbrauch in der Familie zeigen sich bei kleinen Mädchen

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