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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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spielen, der anfälliger für die seelischen Tiefs macht. Das würde sich mit dem plötzlichen Auftreten von Depressionen bei Mädchen in der Pubertät decken – und auch damit, dass die Krankheit beiden Frauen ab den Wechseljahren nicht mehr häufiger ist als bei Männern.
    Allerdings ist es auch gut möglich, dass Depressionen bei jungen Frauen nur häufiger diagnostiziert und bei Männern übersehen werden. Darauf hat vor einigen Jahren auch eine Studie der Weltgesundheitsorganisation hingewiesen. Obwohl die daran teilnehmenden Männer und Frauen ihren Ärzten dieselben Beschwerden geschildert haben, erklärten die Mediziner erheblich mehr Frauen für depressiv. Noch etwas gibt Angela Ittel zu bedenken: »Man kann Depressionen auch durch Aggression oder Alkoholkonsum ausdrücken und nicht nur durch enorme Traurigkeit«, sagt sie. Hinter diesen Auffälligkeiten, die verstärkt bei Männern vorkommen, steckten somit oft die gleichen Ursachen wie bei den Depressionen der Frauen.
Mädchen haben eine höhere soziale Kompetenz
    Ein wesentlicher Faktor beim Abrutschen in die Depression scheint bei Mädchen zudem eine Eigenschaft zu sein, die statt verletzbar auch resilient machen kann, sofern sie nicht im Übermaß vorhanden ist: Jugendliche Mädchen verbringen besonders viel Zeit damit – allein oder mit Freundinnen –, sich selbst zu reflektieren. Sie reden sehr viel über sich, analysieren gemeinsam das Verhalten von Menschen. »Die enge Beziehung zu Gleichaltrigen – und häufig auch zu den Eltern – basiert auf einer hohen Bereitschaft, persönliche Informationen auszutauschen und sich gegenseitig ein hohes Maß an emotionaler Unterstützung zu bieten«, sagt Angela Ittel.
    Dadurch erhalten Mädchen meist mehr Hilfe als Jungen, wenn sie welche brauchen; und sie verfügen auch selbst über eine höhere soziale Kompetenz. Doch zugleich können die intensiven Beziehungen zum Problem werden: Konflikte mit Freundinnen können für die psychische Gesundheit gefährlich werden, weil die Mädchen stark darunter leiden.
    Jungs-Freundschaften hingegen basieren eher auf gemeinsamen Aktivitäten und kompetitivem Austausch. Auch die Beziehung der Jungen zu ihren Eltern ist auf der emotionalenEbene oft weniger intensiv als die der Mädchen zu ihren Eltern. »Eltern sprechen mit ihren Söhnen weniger über Gefühle als mit ihren Töchtern und fordern sie seltener dazu auf, ihre Gefühle zu verbalisieren und in der sozialen Interaktion zu bewältigen«, sagt Angela Ittel. »So haben Jungen wenig Gelegenheit zu erlernen, mit ihren Gefühlen umzugehen.« Wenn Probleme auftreten, fehlt es ihnen an Bewältigungsstrategien, weshalb sie nicht nur aggressiv reagieren, sondern womöglich auch häufiger zu Drogen oder Alkohol greifen. Die Aggressivität ist später schwer in den Griff zu bekommen. »Aggressives Verhalten gilt als eines der stabilsten Entwicklungsmerkmale einer Person«, ergänzen Ittel und Scheithauer.
    Schwierig wird es für Mädchen vor allem dann, wenn ihre Pubertät besonders früh einsetzt. »Mädchen, die die Pubertät (zu) früh erleben, also vor dem Alter von zwölf Jahren, fühlen sich häufig überfordert, mit den Erwartungen ihrer Umwelt umzugehen«, schreiben Ittel und Scheithauer. Denn die Erwartungen, die von außen an die Mädchen herangetragen werden, sind oft groß. Außenstehende sehen einen pubertierenden Teenager, wissen aber nicht, dass sie vom kognitiven und emotionalen Entwicklungsniveau her noch ein Kind vor sich haben. Noch dazu gehen diese Mädchen häufig sehr früh sexuelle Beziehungen ein, mit denen sie eigentlich noch überfordert sind.
    Aus all dem werde ersichtlich, welche Form der Unterstützung die beiden Geschlechter am ehesten brauchen, sagt der Bremer Entwicklungspsychologe Franz Petermann: Bei Mädchen müsse die Autonomie gefestigt werden, also die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, um sie unempfindlicher zu machen gegen Widrigkeiten. Auch bräuchten Mädchen emotionale Unterstützung. Den Jungen helfe es dagegen vor allem, wenn man ihnen in ihrer häuslichen Umgebung eine klare Struktur und klare Regeln gebe.
    Und wie ist es nun mit dem starken Geschlecht? Das Fazit der Berliner Entwicklungspsychologen Ittel und Scheithauer ist jedenfalls eindeutig: Ihrer Meinung nach sind Mädchen – abhängig von Kontext und Zeitpunkt – ebenso verletzlich wie Jungen. Im Erwachsenenalter jedenfalls haben Karena Leppertund ihre Kollegen keinen Unterschied in der psychischen

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