Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)
effektiv. Für sein Handeln übernimmt er Verantwortung und erweist sich als zuverlässig und diszipliniert. Sehr gewissenhafte Menschen können auch pedantisch sein.
Weniger gewissenhafte Menschen handeln eher spontan und sind nicht besonders sorgfältig und genau. Sie gelten als locker und unbeständig, oft auch als unordentlich.
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Resilienz entsteht meist früh – Wie man sie auch als Erwachsener noch lernen kann
Mitten im Winter habe ich erfahren,
dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt.
Albert Camus
Psychische Widerstandskraft entsteht meist früh. Wem die dazugehörenden Eigenschaften und Fähigkeiten in den ersten Jahren seines Lebens mitgegeben wurden, der kann dafür einfach nur dankbar sein. Für seine zupackende Art, das fröhliche Temperament, die sichere Bindung. Für die Fähigkeit, sich Hilfe zu suchen, vor allem das Schöne im Leben zu sehen und an Niederlagen nicht immer nur sich selbst die Schuld zu geben.
Wenn einem aber mit zwanzig, dreißig oder auch viel später im Leben bewusst wird, dass man im Vergleich zu anderen empfindlich ist; dass man Erlebnisse, die Freunde einfach so wegstecken, viel zu schwer nimmt, dann kann man seine Resilienz durchaus noch stärken. Jeder Mensch kann auch jenseits des 30. Geburtstages aktiv dazu beitragen, dass Widerstandskraft in ihm wächst – wobei das Potenzial der wenig resilienten Personen dafür sogar größer ist als das der resilienten.
Resiliente Menschen nämlich sind nicht nur psychisch stabil, sondern auch in vielen Persönlichkeitsmerkmalen. Das haben Untersuchungen an Kindergartenkindern ergeben. Für eine Studie haben Erzieher den Charakter und das Temperament der Kinder eingeschätzt, als diese vier und sechs Jahre alt waren; später, um den 10. Geburtstag, äußerten sich noch einmal die Eltern. Dabei zeigte sich ein klarer Zusammenhang: Die Kinder, die von den Erwachsenen als resilient eingestuft worden waren, änderten sich besonders wenig. »Das hat wahrscheinlich mehrere Gründe«, sagt Karena Leppert. Zum einen haben Resilienz und eine stabile Persönlichkeit oft schlicht dieselbe Ursache. Denn es ist nun einmal so, dass Kinder, die in einer stabilen Umwelt aufwachsen, gemeinhin auch eine stabilere Persönlichkeit besitzen; sie können deshalb leichter ein hohes Maß an Resilienz entwickeln.
Doch die Resilienz sorgt vermutlich auch aktiv dafür, dass die Persönlichkeit von Menschen über die Jahre stabil bleibt: Weil starke Kinder sich auf Umweltänderungen einstellen können, suchen sie sich in einer sich verändernden Umwelt leichter neue Nischen, in denen sie sich wohlfühlen und in denen sie geschützt sind. »Resiliente Kinder können ihre Umwelt besser kontrollieren«, so Leppert. Wenn also eine geliebte Erzieherin den Kindergarten verlässt, dann tun sich die widerstandsfähigen Kinder leichter, eine Beziehung zu deren Nachfolgerin aufzubauen. »So schaffen sich diese Menschen selbst stabile Umwelten, was wiederum zu einer stabilen Persönlichkeit beiträgt.« Und schließlich kommen resiliente Persönlichkeiten mit Frust, Niederlagen und Krisen nun einmal besser zurecht als Menschen mit geringerer seelischer Widerstandskraft. Es besteht für sie deshalb auch nur wenig Anlass, sich zu ändern.
Bei den weniger Resilienten dagegen sind die Not und der Druck, einen neuen Umgang mit den Tiefschlägen des Lebens zu finden, erheblich größer – und das Gleiche gilt auch für ihre Entwicklungsmöglichkeiten. »Man kann Resilienz lernen«, betont denn auch Karena Leppert. Dem pflichtet der Kinder- und Jugendpsychologe Georg Kormann bei. Der Aufbau von Bewältigungspotenzial funktioniere zwar in den ersten zehn Lebensjahren am besten: »Doch auch Erwachsene sind zu jeder Zeit des Lebens grundsätzlich in der Lage, Widerstandsfähigkeit zu schulen«, betont Kormann. »Ein wichtiger Aspekt ist dabei, sich resiliente Menschen zum Vorbild zu nehmen und aus deren Verhalten in einer Lebenskrise zu lernen.«
Einen resilienten Menschen, meint Kormann, könne man mit einem Boxer vergleichen, »der im Ring zu Boden geht, angezählt wird, aufsteht und danach seine Taktik grundlegend ändert.« Wer nicht so widerstandsfähig ist, mache dagegen weiter wie zuvor und lasse sich erneut niederschlagen. »Nicht-Widerstandsfähige machen zwei grundlegende Fehler«, so Kormann: »Sie klagen über ihr schweres Schicksal – wodurch die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer wird. Und sie befördern die Krise, indem sie die ganze
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