Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)
die Tests. Die Forscher waren selbst erstaunt, wie groß die Unterschiede waren: Bei manchen Testpersonen war der IQ plötzlich um 20 gestiegen, bei anderen in dieser Größenordnung gesunken. Eine Abweichung von 20 ist beim IQ gigantisch: Der Intelligenzquotient ist so definiert, dass 100 für den Mittelwert in der Bevölkerung steht. Mit einem IQ von 70 gilt ein Mensch als geistig behindert, ab einem IQ von 130 ist er hochbegabt.
Um sicherzugehen, überprüften die britischen Forscher ihre Ergebnisse aus den Intelligenztests mit Hilfe eines Magnetresonanztomographen. Tatsächlich zeigte sich bei jenen Testpersonen, die im IQ-Test bei den Fragen zum Wortschatz oder Wortverständnis zugelegt hatten, auch ein Zuwachs an grauer Masse in der Hirnregion, die für die verbale Intelligenz zuständig ist. Und bei jenen Personen, die besser als vor vier Jahren beim Lösen von Bild- oder Rechenaufgaben abschnitten, zeigte sich ein Zuwachs in den Hirnregionen für die nicht-verbale Intelligenz.
»Die intellektuelle Kapazität eines Individuums kann offenbar während des Teenageralters sinken oder wachsen«, sagt Cathy Price. Woran das aber liegt? Womöglich seien manche Jugendliche schlicht Früh- und andere Spätentwickler, meint Price. Wer später anfange, seine Intelligenz zu trainieren, derhabe eben später Erfolge, wie dies auch beim körperlichen Training der Fall sei. Ob Erwachsene noch in so großem Maße zulegen können, kann Price bisher nicht beantworten.
Zusammenfassend also gilt: Wer es sich wirklich vornimmt, der kann so manches an seiner Persönlichkeit ändern. Auch noch im höheren Erwachsenenalter. Allerdings ist große Motivation die Grundvoraussetzung dafür. Jemanden gegen seinen Willen umzuformen, gilt als unmöglich. Das erfahren Eltern tagtäglich, wenn sie ihren Nachwuchs allein mit Autorität zuverlässiger oder braver machen wollen. Meist ist es eben doch eine Krise oder ein großes Glück, jedenfalls ein einschneidendes Ereignis, das Menschen dazu bringt, neue Wege zu gehen, sagt der Psychologe Greve. Das kann eine Scheidung sein, der Umzug in eine andere Stadt oder eine tiefe emotionale Erfahrung. »Wenn sich unsere Motive ändern, können auch wir uns ändern«, so Greve. Wer ein Leben lang derselbe bleibt, dem fehlt womöglich nur der Antrieb. Mitunter, weil er einfach zufrieden mit sich ist.
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Die »Big Five«
Neurotizismus:
Menschen mit ausgeprägtem Neurotizismus gelten als emotional labil. Sie erleben häufiger und länger Angst, Nervosität, Trauer, Anspannung, Verlegenheit und Unsicherheit. Insgesamt machen sie sich mehr Sorgen um ihre Gesundheit, neigen zu Hirngespinsten und reagieren in schwierigen Situationen schnell sehr gestresst.
Menschen mit wenig ausgeprägtem Neurotizismus sind tendenziell stabil, entspannt, zufrieden und ruhig. Sie haben seltener unangenehme Gefühle – aber nicht unbedingt öfter positive Emotionen.
Extraversion:
Extravertierte Menschen sind begeisterungsfähig, heiter und optimistisch. Im Umgang mit anderen sind sie gesellig, gesprächig und auch aktiv. Anregungen nehmen sie gerne wahr.Introvertierte Menschen sind dagegen eher zurückhaltend und mitunter auch reserviert. Sie gelten als ruhig und unabhängig und sind gern allein.
Offenheit für Erfahrungen:
Menschen mit großer Offenheit lieben es, neue Erfahrungen zu sammeln, und freuen sich über neue Eindrücke, Abwechslungen und Erlebnisse. Oft sind sie intellektuell, haben viel Fantasie und nehmen ihre Emotionen stark wahr. Sie sind wissbegierig, experimentierfreudig und vielfältig interessiert. In ihrem Urteil sind sie unabhängig, probieren gerne Neues aus und hinterfragen auch gesellschaftliche Normen.
Weniger offene Menschen sind eher konventionell und konservativ. Ihre eigenen Emotionen nehmen sie nicht so stark wahr. Sie sind realistisch und sachlich und führen oft ein bodenständiges Leben.
Verträglichkeit:
Menschen mit hoher Verträglichkeit sind oft sehr sozial eingestellt. Sie bringen anderen Mitgefühl und Verständnis entgegen. Sie setzen auf Vertrauen und Zusammenhalt. Meist sind sie gern bereit zu helfen, sie sind gutmütig und nachgiebig.
Weniger verträgliche Menschen sind dagegen tendenziell egozentrisch. Sie begegnen ihren Mitmenschen mit Misstrauen und Unverständnis und setzen eher auf Wettkampf denn auf Kooperation. Sentimentalität ist ihnen fremd.
Gewissenhaftigkeit:
Wer gewissenhaft ist, plant seine Handlungen sorgfältig, ist sehr organisiert, zielstrebig und
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