Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
Vom Netzwerk:
Aufmerksamkeit dem Problem und seiner Entstehung widmen, aber über die Frage, wie es gelöst werden könnte, nicht genügend nachdenken.«
Ein gigantisches Psychoexperiment
    Wie und in welchem Maße sich das ändern lässt, erkunden Wissenschaftler mit großem Aufwand. Das größte Projekt dazu betreibt derzeit die US-Regierung. In einer Kultur, in der man keine Schwäche zeigen und immer gut drauf sein sollte, ist die Politik besonders daran interessiert, wie man psychische Widerstandskraft erlangt. Noch dazu produzierten die vielen schwierigen Kriege der vergangenen Jahrzehnte, die die USA in aller Welt geführt haben, eine immer größere Gruppe an schwer traumatisierten Kriegsheimkehrern, die nicht nur menschliches Leid bedeuten, sondern alljährlich auch noch viele Millionen Dollar kosten.
    Ob nach dem Vietnamkrieg, nach dem Krieg im Irak oder in Afghanistan: Im Alltag kommen viele der von dort heimgekehrten Veteranen nicht mehr zurecht. Unter den Überlebenden des für die US-Soldaten besonders furchteinflößenden Vietnamkriegs soll es jeder Dritte gewesen sein. Aber auch nach den Einsätzen im Irak oder in Afghanistan, wo weniger Zweikämpfe stattfinden, der Krieg vielfach im Panzerwagen oder am Computer geführt wird und die Zahl der Toten kleiner ist, kommen 17 Prozent der Soldaten traumatisiert nach Hause zurück, wie die Arbeitsgruppe um den Resilienzforscher George Bonanno in einer Langzeitstudie über elf Jahre herausgefunden hat. Die Daten gelten als sehr verlässlich, weil die Soldaten schon vor ihrem Abflug in die Fremde psychisch untersucht wurden. Bei knapp sieben Prozent der Heimkehrer ist das Leid so groß, dass eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) diagnostiziert wird. Im Jahr 2010 war das bei exakt 10 756 US-Soldaten der Fall.
    So beschloss die US Army im Oktober 2009 ein gigantisches Psychoexperiment: Mit 125 Millionen Dollar finanziert sie seither ein Trainingsprogramm namens »Comprehensive Soldier Fitness« (CSF), an dem mehr als eine Million Soldaten teilnehmen sollen, um ihre Seele gegen Traumata zu feien. Von ihren Kriegen will die Army nicht lassen, aber die Soldaten sollen in Zukunft nach Monaten großer psychischer Belastung unter ständigen Terrordrohungen und Anschlägen seelischmöglichst unbeschadet zurückkehren. »Ich möchte eine Armee erschaffen, die psychisch ebenso fit ist, wie sie körperlich fit ist«, sagte der Vier-Sterne-General George Casey, bis April 2011 Generalstabschef der US-Armee, bei der offiziellen Einweihung des Programms. »Und der Schlüssel zur seelischen Fitness ist Resilienz.« Deshalb werde von nun an Resilienz in der US-Armee trainiert und gemessen.
    Hinter all dem steht Martin Seligman, jener Psychologe, der in den 1960er-Jahren mit seinen Studien an Hunden die »erlernte Hilflosigkeit« entdeckt und definiert hat (siehe Seite 76). Er ist auch der Begründer der »Positiven Psychologie«. Bei seiner Antrittsrede als Präsident der American Psychological Association im Jahr 1998 überraschte Seligman die Fachwelt mit dem Ansatz, die Psychologie von einer Wissenschaft der Krankheiten zu einer Wissenschaft der Gesundheit machen zu wollen.
    Den Schlüssel zur psychischen Widerstandskraft sieht der 1942 geborene Psychologe im Optimismus. Eine heitere, positive und lebensbejahende Grundhaltung allein schafft noch keine Resilienz. Aber die Zuversicht, sich nicht unterkriegen zu lassen, mache vor allen anderen Eigenschaften eine starke Seele aus, sagt Seligman. Denn es waren die Optimisten unter seinen Testpersonen, die in Versuchen zur erlernten Hilflosigkeit nicht aufgaben.
    Im Jahr 1975 nämlich wiederholte Seligman gemeinsam mit seinem Kollegen Donald Hiroto die Experimente, die Hunde in die erlernte Hilflosigkeit getrieben hatten, mit Menschen. Diesen versetzten die beiden Wissenschaftler aber keine Elektroschocks. Sie forderten ihre Testpersonen vielmehr auf, sich zu konzentrieren, und störten sie dabei ständig durch laute Geräusche. Die Teilnehmer der ersten Gruppe konnten die störenden Geräusche stoppen, indem sie auf einen Knopf drückten. Die Teilnehmer der zweiten Gruppe konnten das nicht.
    Am folgenden Tag wurden alle Testpersonen in einer ähnlichen Situation wieder dem nervigen Krach ausgesetzt. Diesmal konnten ihn alle abstellen – sie mussten ihre Hände dazu nur ein paar Zentimeter bewegen und auf einen Knopf drücken. Das fand die erste Gruppe auch schnell heraus. Aber dieMitglieder der zweiten Gruppe taten mehrheitlich –

Weitere Kostenlose Bücher