Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)
Gefühl von Stärke. Auch wenn sie sich verletzbar fühlen, haben sie oft mehr Selbstwertgefühl und eine größere Wertschätzung des Lebens erlangt.
Entwickeln Sie eine positive Sicht auf sich selbst: Vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeit, Probleme zu lösen, und auf Ihre Instinkte.
Behalten Sie die Zukunft im Auge: Versuchen Sie, auch in schwierigen Situationen eine Langzeitperspektive zu bewahren und die Lage in einem breiteren Kontext zu betrachten. Versuchen Sie das Ereignis nicht größer zu machen, als es tatsächlich ist.
Erwarten Sie das Beste: Versuchen Sie, eine optimistische Einstellung zu gewinnen. Sie befähigt zu einer positiven Erwartungshaltung. Versuchen Sie sich vorzustellen, was Sie möchten, statt darüber nachzudenken, wovor Sie Angst haben.
Sorgen Sie für sich selbst: Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse und Gefühle. Machen Sie Dinge, an denen Sie Spaß haben und die Sie entspannend finden. Verschaffen Sie sich regelmäßig Bewegung. Wer sich um sich selbst kümmert, stärkt Körper und Geist, um auch mit schwierigen Situationen zurechtzukommen.
Man könnte auch noch sagen: Werden Sie spirituell! Zahlreichen Studien zufolge kommen Menschen besser durch schwierige Lebensphasen hindurch, wenn sie an etwas Höheres glauben. Dabei kommt es nicht darauf an, ob sie auf Gott, Allah, Jahwe, Buddha oder die vielen hinduistischen Gottheiten vertrauen. Auch müssen sie sich gar keiner der großen Religionen zugehörig fühlen. Manchen Menschen hilft die Überzeugung, die Natur sei die Kraft, die über sie wache; andere finden ihr Glück in esoterischen Gemeinschaften. Und wieder andere sehen den Sinn ihres Lebens in einer politischen Idee. Es ist wohl die Energie der Gruppe und die Überzeugung, auf dieser Erde zu einem großen Ganzen zu gehören, die hilft, die Tiefschläge des Lebens zu verkraften.
Ohnehin muss man natürlich nicht alle zehn Punkte abarbeiten, um auf dem Weg zur Resilienz ans Ziel zu gelangen. Auch das ist Resilienz: Für sich selbst entscheiden, was einem gut tut. »Stärke ist immer eine Kombination von vielen Faktoren«, sagt der Gesundheitspsychologe Ralf Schwarzer. Am wichtigsten ist es in seinen Augen, dass sich Menschen ein soziales Netzwerk aufbauen und es dann auch erhalten. »Deshalb ist es auch besser, wenn man sein Leben im Alltag nicht so konfliktträchtig gestaltet«, so Schwarzer. Er empfiehlt zudem, öfter mal etwas Neues auszuprobieren: »Das stärkt die Selbstwirksamkeit.« Das müssen nicht immer komplizierte Dinge sein. Asiatisch kochen zu lernen wäre eine Idee. Oder so lange üben, bis man auch rückwärts sicher einparken kann.
Gegen Stress geimpft
Die Teenager aus Minnesota genossen ihr Leben weit weniger, als es ihre Schulkameraden taten. Sie mussten während ihrer Highschool-Zeit schuften, um sich etwas kaufen zu können, oder gar, um mit dem verdienten Geld zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Während ihre Kumpel zum Sport gingen, ein Instrument lernten oder in ihrer Freizeit einfach Spaß mit Freunden hatten, jobbten die jungen Leute aus den ärmeren Familien in Gaststätten oder an Tankstellen. Im Unterrichtfielen ihnen oft fast die Augen zu. Und von zu Hause fehlte es nicht nur an der finanziellen Unterstützung, sondern auch an Zuspruch und Hilfe in allen Belangen eines krisengeschüttelten Teenagerlebens. So waren die jungen Leute schließlich weniger selbstbewusst als ihre wohlbehüteten Klassenkameraden. Sie hatten häufiger depressive Symptome und auch höhere Stresslevel.
Doch zehn Jahre später hatte sich das Bild gewandelt. Als junge Erwachsene hatten die gestressten Teenager sogar ein weniger depressives Gemüt als die jungen Leute aus den besseren Vierteln des Ortes. »Eigentlich hatten wir erwartet, dass es den Jugendlichen, die schon früh in ihrem Leben Geld verdienen mussten, auf Dauer schlechter ergehen würde«, sagen die amerikanischen Psychologen Jeremy Staff und Jeylan Mortimer. Denn die Zeit, die sie fürs Kellnern aufwendeten, konnten andere mit Aktivitäten zubringen, die der Entwicklung eines jungen Menschen aus pädagogischer Sicht förderlich sind. Auch hatten die Jugendlichen ohne Job nicht so viel Stress und nicht so viele unangenehme Erlebnisse, für die sie eigentlich noch nicht reif waren.
Doch in dem Moment, in dem die Teenager die Schule verließen, entpuppten sich ihre frühen Arbeitsplatzerfahrungen als Quelle der Resilienz. Sie waren quasi schon gegen den Stress geimpft, der ihnen im Erwerbsleben bevorstand.
Die
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