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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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seltener gelöst, aberrelativiert und akzeptiert.« Das sorgt für Entlastung. So spendet die Gelassenheit denjenigen, die schon viel im Leben gesehen haben, auf ganz besondere Weise Kraft.

Wie man Stärke bewahrt
    Man kann Resilienz also erwerben. Das Dumme ist nur: Man kann sie auch jederzeit wieder verlieren. Selbst Menschen, die in vielen Situationen schon ihre innere Stärke gespürt haben, können sich nicht auf sie verlassen. »Resilienz ist ein sehr dynamisches Phänomen, das verschwinden und wieder auftauchen kann«, sagt der Heilpädagoge Michael Fingerle. Wer viele Jahrzehnte festen Schrittes durchs Leben ging, den erwischt es eines Tages womöglich doch noch. Entweder weil seine Resilienz im Laufe der Jahre durch schwerwiegende Ereignisse kleiner geworden ist. Oder weil die eine, spezielle Situation nun ausgerechnet den verwundbaren Punkt seiner Seele trifft.
    Es ist ja nicht so, dass Eigenschaften oder Fähigkeiten, die in einer Situation Stärke verleihen, dies auch bei der folgenden Gelegenheit tun. Kaum ein Charakterzug, kaum ein äußerer Umstand ist immer gut oder schlecht. »Was sich heute als Schutzfaktor darstellt, kann sich morgen als Risikofaktor herausstellen«, sagt der Soziologe Bruno Hildenbrand. So kann ein großer Familienzusammenhalt Kinder schützen, wenn sie klein sind. Er behindert sie aber womöglich, wenn es darum geht, sich abzulösen und ein eigenes Leben zu beginnen. Ein anderes Beispiel ist die Spiritualität: »Spirituelle Erfahrungen können sehr hilfreich im Leben sein«, sagt der Psychologe Friedrich Lösel. Aber es passiere eben auch, dass sich Menschen in Sekten verlieren. »Das alles hat sein Doppelgesicht«, so Lösel. Ob einzelne Faktoren die Psyche schützen oder bedrohen, hänge immer auch von Zeit und Ort ab. So ist Ängstlichkeit eigentlich keine Eigenschaft, die besonders stark macht. In einem gewalttätigen Elternhaus aber werden, wie erwähnt, ängstliche Kinder nicht so leicht zu Gesetzesbrechern wie ihre selbstbewussten Geschwister. Ihre Ängstlichkeit schützt sie vor überbordender Aggressivität.
    »Es gibt eben nicht die Resilienz-Eigenschaft«, sagt der Persönlichkeitspsychologe Jens Asendorpf. Resilienz setze sich nun einmal aus verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen und äußeren Faktoren zusammen und sei damit auch immer wieder anders ausgeprägt. »Man muss sich eingestehen, dass man nicht in jeder Situation stark ist«, pflichtet dem Michael Fingerle bei. Seine Stärken zu kennen und zu wissen, vor welchen Situationen man sich hüten sollte, das kann somit ein wichtiger Schutz gegen anhaltendes psychisches Leid sein.
    Friedrich Lösel empfiehlt zudem, an seine Stärke nicht zu viele Anforderungen auf einmal zu stellen: »Wenn du Prüfungen zu bewältigen hast, dann zieh nicht auch noch um«, sagt er. Sich fordern, aber nicht überfordern, lautet das Credo. »Wenn man sich auf ein oder zwei Herausforderungen konzentriert, kann man mit seinen seelischen Ressourcen nun einmal besser auskommen, als wenn man gleich vier oder fünf Baustellen hat.«
    Wie sehr äußere Umstände die zerstörerische Kraft von Krisen beeinflussen, beschäftigt den Psychiater und Systemtherapeuten Urs Hepp. Er hat in den vergangenen Jahren immer wieder Menschen befragt, die trotz eines Unfalls mit schweren körperlichen Folgen keine seelischen Verletzungen erlitten haben. Er wollte wissen, wie die Betroffenen selbst sich das eigentlich erklärten.
    Da war zum Beispiel ein Patient, der gerade Anfang 30 war, als er betrunken – und ohne, dass er sich etwas antun wollte – vom Bahnsteig auf die Schienen fiel. Der Mann war zwar furchtbar alkoholisiert, aber bei vollem Bewusstsein. So sah er den Zug auf sich zurollen, ohne dass er ihm entkommen konnte. Er verlor ein Bein. Weshalb ging das für sein Seelenleben trotz allem so glimpflich aus? Sein Chef habe ihn am ersten Tag nach dem Unfall im Krankenhaus besucht und ihm versprochen, dass er auf jeden Fall an seinen Arbeitsplatz zurückkehren könne – egal, wie lange seine Genesung dauern werde, erzählte der junge Mann. Das habe ihm ein Gefühl von Zuversicht und Sicherheit gegeben, das seinen ganzen Rehabilitationsprozess positiv beeinflusst habe.
    Um den eigenen Beitrag zu ihrem Unglück ging es bei einerMutter von drei Kindern, die ihr Auto an einem Hang parkte und vergaß, die Handbremse anzuziehen. Als der Wagen losrollte, versuchte sie ihn aufzuhalten und zog sich dabei schwere Verletzungen zu. Ihre Seele aber blieb

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