Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
Vom Netzwerk:
wir hassen dich. Also, Karten aufdecken. Showdown.«
    Ich lege meine beiden Karten offen auf den Tisch, und André dreht daraufhin seine um.
    »Krass«, sagen Sascha und Max fast gleichzeitig.
    »Könige«, sagt André triumphierend.
    Sascha nimmt einen Zug von seiner Zigarette und teilt dann die restlichen Karten aus. Es kommen zwei Damen, eine Zehn, eine Sieben und zum Schluss noch eine Zwei.
    »Was für ein Bad Beat«, stöhnt André.
    »Drei Damen«, sage ich und nehme den Pot an mich.
    »Ist zwar ein Full House, aber gewonnen hast du trotzdem«, sagt André und fügt nach einer kurzen Pause laut hinzu: »So ein Opfer.«
    »Wieso? Ich hab doch gewonnen!«
    »Ach, leck mich! Ich brauch jetzt erst mal was zu trinken. Ist noch Wodka da? Dann mach ich mir ’nen Wodka O.«
    »Auf dem Kühlschrank«, erwidert Sascha.
    »So ein Idiot«, grummelt André, als er in der Küche verschwindet. Ich zähle währenddessen meine Chips. Alles in allem habe ich etwa zweiunddreißig Euro gemacht.
    »Also, von mir aus können wir ruhig weiterspielen.«
    Sascha steht auf und geht zur Anlage.
    »Vergiss es! Ich mach jetzt erst mal ein bisschen Musik
an.«
    Ich schaue zu Max, der ebenfalls keine Lust mehr auf Pokern zu haben scheint. Dann trinke ich mein halbes Glas Weißwein auf ex und fülle mir nach.
    »Das Geile ist, dass ich irgendwie gar nicht betrunken bin.«
    »Jaja«, sagt Max. »Wahrscheinlich das Adrenalin.«
    Drei Stunden später sind wir dann doch alle ziemlich dicht. Max und Sascha sind sogar schon über ihr, vom Körper festgesetzten, Sprit-Limit hinaus und gleiten nach und nach in eine verworrene Nadja-Abd-el-Farrag-Parallelwelt über. Max lallt nur noch irgendwelches unver ständliches Zeug vor sich hin, ab und zu taucht in dem Geseiere noch so etwas auf wie »Abzocker« oder »Schwach ­birne«, und auch bei Sascha scheint so langsam Schicht­ende zu sein, was sich vor allem daran erkennen lässt, dass er die Augen halb geschlossen hat, und seine Zigarette unbeachtet zwischen seinen Fingern kurz über der Brust vor sich hin glimmt.
    »Du Dummkopf verbrennst noch«, sage ich laut und nehme ihm vorsichtig die Zigarette aus der Hand.
    Mehr als ein Brummen bringt er nicht raus. André hingegen macht noch einen recht stabilen Eindruck, obwohl auch er schon ordentlich voll ist.
    »Wie sieht’s aus, Dré?«, starte ich einen Versuch. »Max wird bestimmt hier pennen. Wollen wir noch losziehen?«
    »Was meinste denn mit ›losziehen‹? Ich hab keinen Bock auf Club oder so. Außerdem ist Sonntag.«
    »Nee, muss ja kein Club sein. In meiner Kneipe unten können wir noch ein Bierchen nehmen. Die ist angenehm ranzig, schön viele Alkis da und so. Und hat immer auf.«
    Er überlegt einen Moment, dann steht er auf und nimmt seine Jacke.
    »Und was machen wir mit den beiden«, fragt er.
    »Ach, Sascha ratzt doch schon. Und Max ist auch fertig. Der kriegt gar nicht mehr mit, was los ist.«
    »Eyyyy«, schreit Max plötzlich, und seine Augen versuchen mich zu fixieren, gucken aber in etwa tausend verschiedenen Richtungen an mir vorbei wie die Augen eines Chamäleons. Dann probiert er noch etwas zu sagen, das ein Professor für Alt-Arabistik mit viel gutem Willen eventuell als »Macht doch, was ihr wollt« übersetzt hätte, und André und ich, wir schauen uns an und machen uns auf den Weg.
    »Taxi?«, fragt André im Treppenhaus.
    »Jupp«, sage ich.
    »Du zahlst«, sagt André.
    Eine Viertelstunde später sind wir in meiner Kneipe angekommen, einer kleinen Ein-Raum-Lokalität, in der glücklicherweise noch geraucht werden darf. Wir setzen uns an die Bar, und ich bestelle uns bei Jana zwei Pils. Jana entspricht so ziemlich dem Klischee einer Berliner Tresendame: üppig, einen kleinen Drachen über der Brust tätowiert und immer frei nach Schnauze.
    »Na, ihr Hübschen, denn mach ick euch ma zwee Schnelle«, sagt sie, und ihre Riesenbrüste wackeln dabei. Ich nehme mein iPhone aus der Jackentasche und aktualisiere die Startseite von Facebook. Nichts Neues. Und auch keine Nachricht von Steffi, aber das ist ja auch nichts Neues. Ich stecke mein iPhone zurück in die Jackentasche und sehe dann, dass auch Sascha auf sein iPhone starrt.
    »Was machst du denn?«, frage ich.
    »Wollte nur mal gucken«, antwortet er.
    Jana kommt und stellt uns zwei Bier auf den Tresen. Dann nimmt sie eine kleine Schnapsflasche und hält sie in die Luft.
    »Prostata!«
    »Prost«, sage ich.
    »Il Prosito«, stimmt André mit ein.
    Wir trinken.
    »Ich steh ja

Weitere Kostenlose Bücher